Zahlreichen Nordkirchenern dürfte Michael Moll durch den Wohnmobilstellplatz am Gorbach bekannt sein. Diesen betreibt er gemeinsam mit seiner Frau Monika seit 2017. Aber beim Blick in den Bücherschrank, den der 48-Jährige in seinem Arbeitszimmer in Capelle aufgestellt hat, wird schnell klar: Seine große Leidenschaft gilt dem Schreiben von Reiseführern. Denn der ganze Schrank ist mit entsprechenden Büchern gefüllt, vor kurzem ist das 100. Exemplar mit dem Titel „Niedersachsen mit dem Wohnmobil“ im Bruckmann-Verlag erschienen.
Durch eine längere Fahrradreise durch Europa sei er auf den Geschmack gekommen. „Am Anfang habe ich selbst bei einem kleineren Verlag angefragt, ob ich etwas machen könnte. So entstand ein Radreiseführer für das Ruhrgebiet“, berichtet Michael Moll. Durch einen persönlichen Kontakt auf einer Wohnmobil-Messe habe er dann den ersten Auftrag für ein Buch über das Ausland, nämlich einen Wohnmobilführer für Polen, erhalten. Dort war der damals in Essen lebende Reise-Fan zuvor noch nie gewesen - für ihn aber kein Grund, abzulehnen. „Man wird zum Experten, denn man lernt auf der Reise unheimlich viel.“ Das hat der Nordkirchener nicht nur bei dieser ersten Auslandstour mit Fotoapparat und Notizblock im Gepäck festgestellt.
Trotz Flugangst nach Amerika
Es sollten viele weitere Reiseführer folgen. Neben Büchern über Deutschland, Nordeuropa (vor allem Skandinavien) und Osteuropa gibt es auch Exemplare über Buenos Aires und die USA. Das ist umso erstaunlicher, denn Michael Moll hat eigentlich Flugangst. „Dennoch war mir klar, ich will unter anderem in die USA“, erklärte der Reisejournalist. Gemeinsam mit seiner Frau wählte er deshalb die Anreise per Schiff - ein langer, aber auch erlebnisreicher Weg. „Auf dem Meer haben wir unter anderem Wale und Delfine gesehen, das ist schon etwas anderes als der schnelle Flug“, so Moll. Diese besondere Erfahrungen möchte er nicht missen.
Gerade Nordamerika hat es Michael Moll besonders angetan. „Hier findet man, speziell im Vergleich zu Europa, die gefühlt unendliche Weite. Dazu kommt besonders im Südwesten die Landschaft mit den Wüsten und besonderen Gesteinsformationen“, schwärmt der 48-Jährige und würde sich über weitere Aufträge für Reiseführer freuen. Bei weiter entfernten Zielen ist der Erdkunde-Fan, der in jungen Jahren bereits Reiseführer gesammelt und Landkarten auswendig gelernt hat, schon mal zwei Monate unterwegs. Da hilft familiäre Unterstützung: „Meine Eltern wohnen direkt gegenüber und kümmern sich mit Liebe und Sorgfalt um den Stellplatz.“


Südschweden-Buch erfolgreich
Besonders erfolgreich ist Molls Wohnmobil-Führer „Die schönsten Routen durch Südschweden“, der bereits in achter Auflage erschienen ist. „Letztes Jahr war ich dort wieder für ein paar Wochen unterwegs, habe neue Fotos gemacht und Veränderungen bei Campingplätzen oder Restaurants eingearbeitet“, berichtet Michael Moll.
Kurzzeitig Sorgen habe ihm der Corona-Ausbruch im März 2020 bereitet. Damals schrieb der Nordkirchener ausgerechnet an einem Reiseführer über Norditalien, ein Kapitel widmete sich Bergamo, der zu Beginn der Pandemie stark betroffenen Großstadt in der Lombardei. „Der Verlag hat die Veröffentlichung daraufhin erstmal verschoben, da wurde ich wirklich nervös“, gibt Michael Moll zu. Denn auch der Wohnmobilstellplatz musste lange schließen und die regelmäßigen Vorträge, die er hält, fielen aus. Er stürzte sich in die Arbeit. „Meine Frau sagte, du schreibst wie eine Maschine“, erinnert sich der Autor und lacht. Jetzt kann er wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Denn nicht weniger als elf weitere Buchprojekte sind in Arbeit oder in Planung, unter anderem reist Michael Moll 2023 ins Baltikum und erneut in die USA. Immer wieder muss er auch auf dem Stellplatz in Nordkirchen seine Bücher signieren, die die Wohnmobil-Freunde von ihren Reisen mitgebracht haben. An so etwas wie Ruhestand denkt Michael Moll nicht, jede Reise ist auch ein Auftrag: „Ich mache das, so lange es möglich ist. Einfach am Strand zu liegen, wäre mir zu langweilig.“
