Paramentenstickerei ist mühevolle Handarbeit mit kunstvollem Anspruch. Für Cornelia Hanke ist das alles andere als gewöhnliche Handwerk seit rund 35 Jahren ihr Beruf. Sie leitet in der Caritas-Werkstatt Nordkirchen die Abteilung mit neun Mitarbeiterinnen, die sich um Projekte wie aktuell die neue Vereinsfahne zum 100. Geburtstag der Langerner Schützen, die beim großen Schützenfest vom 9. bis zum 11. Mai zum Einsatz kommen wird, kümmern.
Auf beiden Seiten sind kunstvoll verschiedene lokale Symbole wie der typische Langerner Schützenvogel aufgestickt, dazu kommen unter anderem Gewehre, Eichenlaub und eine Schützenmütze. „Im Februar 2024 haben die ersten Gespräche mit den Schützen stattgefunden, seit November arbeiten wir dann an der Fahne. Jetzt kann sie geweiht werden“, verdeutlicht Cornelia Hanke den Zeitplan. Die Nachfrage ist groß, denn was die Stickerinnen in Nordkirchen leisten, spricht sich herum, und diese Kunstfertigkeit gibt es nicht an vielen Standorten. Cornelia Hanke, die in Ascheberg lebt, hat ihre Ausbildung zur Paramentenstickerin vor 35 Jahren in Paderborn abgeschlossen. Kurz danach kam sie nach Nordkirchen und unterrichtet seitdem die Werkstatt-Mitarbeiterinnen in der Arbeit, die vor allem einige Konzentration und Ausdauer erfordert. „Sechseinhalb Stunden am Tag sticken, das erfordert schon Sitzfleisch“, weiß Cornelia Hanke, die trotzdem in der Paramentenstickerei ihren Traumberuf gefunden hat.


Langer Vorlauf zu erwarten
„Die von uns erstellten Produkte sind immer individuell, die gleiche Fahne wird man so nicht ein zweites Mal hinkriegen“, verdeutlicht die Expertin und zeigt die kleinen Stiche, die erforderlich sind, um die prachtvolle Fahne zu fertigen. So entsteht also ein echtes Unikat, an dem nach Rücksprache mit den Auftraggebern auch noch spontan Änderungen vorgenommen werden können. „Wir haben mittelfristig viele Aufträge, auch aus Paderborn, Köln oder Aachen. Das läuft alles über Mund-zu-Mund-Propaganda“, weiß Cornelia Hanke. Deshalb sei in der Regel mit einer Vorlaufzeit von eineinhalb bis zwei Jahren zu rechnen, bevor sich das Team in der Caritas-Werkstatt um ein neues Projekt kümmern kann. „Und auch von der ersten Idee bis zum fertigen Konzept dauert es in der Regel einige Zeit“, betont die Leiterin des Stickerinnenteams.
Aktuell seien die Nordkirchener Arbeiterinnen bereits mit Ende 2026 mit entsprechenden Aufträgen versorgt. Dazu gehören neben der Fertigung von neuen Fahnen für Schützenvereine oder Studentenvereinigungen auch das Sticken von Priestergewändern und Stolen und die Reparatur von in die Jahre gekommenen Fahnen. „Mittlerweile kommen auch die ersten Vereine, die nach 30 Jahren eine Reparatur ihrer damals bei uns gestickten Fahne wollen und mich noch unter meinem früheren Namen kennen“, so Cornelia Hanke.

Stickbild ist individuell
Zwei weitere Fahnen werden bereits repariert, während bei der neuen Langerner letzte Näharbeiten anstehen. „Nach der Fahne ist vor der Fahne“, meint die Stickerin in Anspielung an den Satz eines bekannten Fußballtrainers. Dafür braucht man Mitarbeiterinnen, die die gleiche Begeisterung für die kleinteilige Arbeit in gebeugter Haltung mitbringen. In den 35 Jahren ihrer Arbeit in Nordkirchen liegt der Anteil der weiblichen Stickerinnen tatsächlich bei 100 Prozent. „Viele Frauen sind schon länger dabei, einige kommen neu dazu. Jede hat ihr ganz eigenes Stickbild, das erkennt man sofort. Deshalb muss man darauf achten, dass das etwa bei den Buchstaben auch zusammenpasst“, erläutert Cornelia Hanke.
Dazu muss die Aschebergerin auf die Teamchemie der an dem Projekt beteiligten Stickerinnen achten, damit auch das Ergebnis der nächsten Projekte wieder für Freude bei den Auftraggebern sorgt. Die Vorfreude der Langerner Schützen auf die anstehenden Festtage dürfte jedenfalls beim Blick auf die große neue Fahne nicht weniger werden.