Hunderte Fälle von gesprengten Geldautomaten in Bank-Filialen beschäftigen die Polizei seit Jahren deutschlandweit. Ein Schwerpunkt der Taten liegt in Nordrhein-Westfalen. Nun hat die Sparkasse Westmünsterland, die unter anderem Filialen in Olfen, Nordkirchen und im Kreis Coesfeld betreibt, einen neuen Schutzmechanismus eingebaut.
Die Sparkasse Westmünsterland hat jeden einzelnen ihrer Geldautomaten mit zusätzlichen Farbpatronen ausgerüstet, teilt das Geldinstitut in einer Pressemitteilung mit. Damit gehe die Sparkasse Westmünsterland über die Mindestempfehlungen hinaus. Bei einer Sprengung werden die Banknoten eingefärbt und unbrauchbar gemacht. Bis zur vollständigen Umsetzung hatte die Sparkasse eine Vielzahl ihrer Standorte in der Nacht durch Sicherheitsunternehmen bewachen lassen.
Die Sparkasse Westmünsterland hat Geldautomaten an 88 Standorten in allen Kommunen ihres Geschäftsgebiets. Mehr als 4,5 Millionen Euro habe die Sparkasse Westmünsterland während der vergangenen Jahre in Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Geldautomatensprengungen investiert. Nicht eingerechnet seien Personalkosten.
Schutz: Nebel und Schließungen
Durch die Sicherheitsmaßnahmen sollen die Taten bestenfalls verhindert werden, heißt es in der Mitteilung. Das sei sechsmal bereits gelungen. So arbeiten Banken auch mit Rauch, um Täter abzuschrecken. Im Dezember 2022 hatte in der Nordkirchener Filiale beispielsweise ein Defekt etwa eine Rauchanlage ausgelöst und den gesamten Vorraum in weißen Qualm gehüllt. Im Ernstfall sollen solche Nebelanlagen Einbrecher die Orientierung nehmen.
Technische Maßnahmen allein könnten das Problem der Sprengungen aber nicht lösen, heißt es von der Sparkasse Westmünsterland. Als letzte verbleibende Möglichkeit könnten Geldautomaten abgebaut werden, wie es in den Niederlanden bereits häufig geschehen sei. Bislang setze die Sparkasse aber die von den Sicherheitsbehörden empfohlenen Maßnahmen um:
- Die Schließung der SB-Foyers in der tatrelevanten Zeit (23 bis 6 Uhr)
- Einsatz von Alarmanlagen
- Einsatz von Vernebelungsanlagen
- Einsatz von Färbesystemen
- Mechanische Schutzmaßnahmen am Geldautomaten
- Erhöhung des Gebäudeschutzes
- Risikobetrachtung bei der Standortwahl: Die Gefährdung eines Standortes wird gemeinsam mit den Kreispolizeibehörden bewertet, Schutzmaßnahmen werden hieraus abgeleitet.
- vorübergehende Außerbetriebnahme bei Bedarf
- Verlagerung ausgewählter Standorte in separat stehende, besonders gesicherte Gebäude (etwa in Capelle bereits umgesetzt)
- Letzte Konsequenz: Abbau von Geldautomaten

Seit Jahren liegt die Zahl der Sprengungen von Geldautomaten in Deutschland auf einem hohen Niveau. Nach Angaben der Polizei gab es 2021 bereits 392 Fälle bundesweit. 2022 waren es inklusive versuchter Sprengungen über 500. Bis April 2023 haben Täter schon 132 Geldautomaten gesprengt - 48 davon in NRW. Die Polizei vermutet organisierte Gruppen am Werk, die aus den Niederlanden kommen. NRW, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Hessen sind aufgrund der Nähe am häufigsten betroffen.
Viele Sprengungen, hoher Schaden
Bei der Sparkasse Westmünsterland gab es seit 2012 19 Sprengungen. Die Täter konnten laut Sparkasse nicht immer alle Automaten sprengen und auch nicht immer Beute machen. Sechs Mal blieb es beim Sprengversuch. Zuletzt wurde Ende Mai eine SB-Filiale der Sparkasse Westmünsterland in Ammeloe im Kreis Borken durch eine Geldautomaten-Sprengung verwüstet. In Nordkirchen kam es vor zehn Jahren zu einem solchen Überfall. Damals sprengten Unbekannte den Geldautomaten der Volksbankfiliale an der Dorfstraße in Capelle in die Luft. Es entstand ein riesiger Schaden am Gebäude.
Auch weitere Geldinstitute im Umkreis sind betroffen. 2019 leiteten Unbekannte ein Gasgemisch in den Geldautomaten in Selm-Cappenberg und sprengten ihn. Zuletzt etwa hatten Täter die Deutsche Bank in Haltern am See ins Visier genommen und im Juni dort in der Filiale in der Innenstadt Verwüstungen hinterlassen.
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