Ärger mit Paketabholung in Südkirchen Klaus Reuter (81) benötigte wichtiges Medizin-Zubehör

Ärger mit Paketabholung: „Da kam ich schon in Bredouille“
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Eigentlich erwartete Klaus Reuter ein wichtiges Paket mit medizinischem Zubehör. Als der 81-Jährige an einem Samstagmittag vom Einkauf nach Hause zurückkehrte, erlebte er allerdings eine Überraschung. „Wir wohnen jetzt 23 Jahre in Südkirchen, aber das ist noch nie passiert“, so der Senior.

Was war geschehen? Klaus Reuter und seine Frau waren nicht zu Hause, als der Paketbote die Lieferung zustellen wollte. Auch bei den Nachbarn wurde das Paket nicht abgegeben. Stattdessen fand Reuter einen Abholschein in seinem Briefkasten vor. Darauf zu lesen: „Ihre Sendung liegt in der Packstation 194.“

Die befindet sich an der Wilhelm-Raiffeisen-Straße. Klaus Reuter vermutete, dass er mit Hilfe des Raiffeisenmarktes nebenan an sein Paket kommt: „Da ich wusste, dass samstags am frühen Nachmittag der Markt bereits geschlossen ist, bin ich gar nicht mehr hingefahren.“

Am Montag darauf suchte Klaus Reuter dann nach Unterstützung, weil an der Station selbst keine Informationen zur Nutzung zu finden waren: „Dann haben wir im Raiffeisenmarkt nachgefragt. Da wurde uns gesagt, das wäre nicht ihre Sache, sich darum zu kümmern.“ Klar war ihm nach dem Gespräch: Eine Nutzung der Packstation ist nur mit einer App auf dem Smartphone möglich.

Diabetes-Zubehör

„Ich sollte also eine App einrichten, um an meine Sendung zu kommen. Die habe ich dann teilweise auch einrichten können“, so der 81-Jährige – mit Hilfe seiner Gattin. „Meine Frau ist schon wesentlich versierter. Aber auch sie war nicht in der Lage, das umzusetzen.“

Die Zeit wurde knapp, denn das hinterlegte Paket beinhaltete Zubehör, das der an Diabetes erkrankte Reuter dringend zur Messung seines Zuckerspiegels benötigte. „Da kam ich schon in Bredouille“, denn: Noch am selben Tag musste der Diabetiker das Equipment tauschen. „Wenn ich das nicht habe, kann ich nur auf Verdacht spritzen. Da hat man ein ungutes Gefühl dabei, deswegen musste ich irgendwie da ran kommen“, so Reuter.

„Daraufhin sind wir nach Hause gefahren und haben im Telefonbuch nachgeschaut, wo wir Hilfe bekommen könnten.“ Gelandet ist Reuter dann bei Karim Laouari, dem Pressesprecher und Wirtschaftsförderer der Gemeinde Nordkirchen. Der habe spontan seine Hilfe angeboten. „Er kam hilfsbereit sofort raus und nahm die Sache in die Hand. Es klappte hervorragend und schnell, er wusste damit umzugehen“, erinnert sich Reuter.

Auf dem Abholschein wurde bereits angekündigt, dass die Packstation per App bedient wird.
Auf dem Abholschein wurde bereits angekündigt, dass die Packstation per App bedient wird. © Dennis Görlich

Karim Laouari selbst schildert: „Man hat den beiden am Telefon schon angehört, dass sie ziemlich ratlos und verzweifelt waren, weil sie nicht an das Päckchen gekommen sind. Außerdem hatten mir die beiden schon erzählt, dass ihnen telefonisch niemand wirklich helfen konnte.“ Es sei per Telefon nur schwer zu verstehen gewesen, was genau in der Post-App das Problem gewesen war.

„Dafür, dass die Post spontan niemanden zur Packstation schicken kann, habe ich Verständnis und für mich war es nur eine Anfahrt von ein paar Minuten. Ich wollte mir zumindest einmal anschauen, ob ich nicht doch irgendwie behilflich sein kann.“

Kleines Scan-Feld

Das konnte er, denn die meiste Arbeit hatten Klaus Reuter und seine Frau mit der Registrierung in der App bereits erledigt. „Im Grunde war das Problem dann nur noch, dass der Barcode auf dem Abholschein per App gescannt werden musste. Das Scan-Feld in der App war allerdings relativ klein und deshalb war für die beiden nicht sofort klar was sie an dem Punkt machen sollten“, so Laouari. „Nach dem Scannen ging das Fach an der Packstation direkt auf.“

Dafür, dass er diesen Schritt nicht allein schaffte, will Klaus Reuter niemandem die Schuld geben. „Das liegt am Alter, da kann keiner was für“, sagt der Senior. Allerdings hätte er sich mehr Informationen an der Packstation selbst gewünscht. Daran hängt lediglich ein Zettel mit der Rufummer des telefonischen Kundenservices. Ob dieser Zettel am betroffenen Samstag bereits dort hing, kann Reuter nicht mit Sicherheit sagen.

An der Packstation selbst wird an den telefonischen Kundenservice verwiesen.
An der Packstation selbst wird an den telefonischen Kundenservice verwiesen. © Dennis Görlich

Aber auch Gemeindesprecher Karim Laouari vermutet: „Unter Umständen hätte eine Schritt-für-Schritt-Anleitung an der Packstation auch schon helfen können.“

Laut DHL-Sprecher Rainer Ernzer ist das aktuell nicht vorgesehen, die Zahl der Nutzer mit ähnlichen Problemen wie Klaus Reuter sei aber insgesamt sehr überschaubar: „Das kommt vor, ist aber äußerst selten. Viele Kunden sind mit der Packstation sehr zufrieden, weil sie 24/7 genutzt werden kann und sie sich nicht an Öffnungszeiten stören müssen.“

Aus Sicht der Gemeinde teilt Karim Laouari mit: „Bei uns sind bisher keine Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern eingegangen zur Paketstation. Insgesamt ist es für den Ortsteil Südkirchen aber natürlich erst einmal sehr gut, dass die Deutsche Post dort ein solches Angebot vorhält“, so Laouari. „Natürlich sollte dieses Angebot für alle Bürgerinnen und Bürger nutzbar sein und niemanden ausschließen.“

Zweitzustellung möglich

Wäre die Packstation mit einem Display ausgestattet, könnte der Abholschein einfach gescannt werden, um das Fach mit dem Paket zu öffnen. Ein solches Display gibt es Südkirchen nicht, weil diese Variante einen Daten- und Stromanschluss benötigte, die Voraussetzungen dafür aber an der Wilhelm-Raiffeisen-Straße nicht gegeben waren. Deshalb wurde dort eine Station platziert, die mit Solarstrom betrieben wird.

Sollten Paketempfänger kein Smartphone besitzen und auch keine Hilfe aus dem Bekanntenkreis erhalten, gebe es eine weitere Möglichkeit, an Pakete zu kommen. „Dann kann man eine Zweitzustellung beantragen“, so DHL-Sprecher Rainer Ernzer. In der Regel erfolge die Zustellung durch den Boten dann zwei Werktage nach Online-Auftragserteilung. Für Klaus Reuter wäre das allerdings zu spät gewesen. Er hofft, dass es bei künftigen Paketsendungen mit einer Abholung an der Packstation klappt: „Vielleicht schicke ich mir mal selber ein Päckchen und versuche dann, da ran zu kommen.“