Es war ein spektakulärer Unfall in Nordkirchen, der wohl noch einigen Menschen aus der Schlossgemeinde gut im Gedächtnis sein dürfte. Am 2. November fuhr ein 52-jähriger Mann aus Selm mit seinem Wagen geradewegs durch den Kreisverkehr an der Ermener Straße in Nordkirchen, kam von der Fahrbahn ab, kollidierte mit der Steinmauer des Kreisels, überschlug sich und bleib auf dem Dach liegen. Die Feuerwehr musste ausrücken. Doch der Mann konnte sich eigenständig aus dem Auto befreien, wurde aber zu einer medizinischen Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Dort musste er auch eine Blutprobe abgeben. Denn noch am Unfallort gab er gegenüber der Polizei zu, Alkohol konsumiert zu haben.
2023 passierten im Kreis Coesfeld 94 der insgesamt 5853 Unfälle unter dem Einfluss berauschender Mittel wie Drogen oder auch Alkohol, wie der aktuellen Verkehrsunfallbilanz zu entnehmen ist. Damit wurden zwei mehr solcher Unfälle als noch 2022 registriert. In Nordkirchen wurden fünf Unfälle unter Alkoholeinfluss gezählt, einer mehr als 2022. „Wir müssen am Ball bleiben, trotz unserer Kontrollintensität“, resümiert Detlef Lammers, Leiter der Führungsstelle Verkehr bei der Polizei Coesfeld. Im vergangenen Jahr haben seine Kollegen bei ihren Kontrollen 112 Fälle von Betäubungsmitteln-Konsum am Steuer sowie 106 Fahrende unter Alkoholeinfluss gestellt, erklärte er bei der Vorstellung der Statistik.

Erwachsene besonderes betroffen
Der Mann in Nordkirchen musste sich nach seiner berauschenden Fahrt einem Verfahren wegen Trunkenheit im Verkehr stellen. Mit seinem Unfall war der 52-Jährige einer von 17 Menschen, die im vergangenen Jahr bei insgesamt 65 Unfällen in der Schlossgemeinde verunglückten. Drei der Verunglückten wurden bei den Unfällen schwer verletzt, 14 Personen leicht. Die meisten Menschen, die 2023 in Nordkirchen verunfallten, waren Erwachsenen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren, wie aus der Verkehrsunfallbilanz hervorgeht. Auf 13 Personen traf das zu, fünf weniger als noch im Jahr zuvor.
In ihrer Präventionsarbeit nimmt die Polizei Coesfeld unter anderem die Altersgruppe der Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 24 in den Blick. Denn diese Gruppe verunglückt bei Unfällen besonders häufig, wie Detlef Lammers erklärt. 2023 waren das kreisweit 138 junge Erwachsene. In Nordkirchen sank die Zahl von sechs Personen in 2022 auf eine Person im vergangenen Jahr.
Auch die Zahl der verunglückten Senioren ist 2023 gesunken und lag nach vier Personen in 2022 bei zwei Personen in 2023. Von null auf eins gestiegen ist die Zahl der verunglückten Kinder im Alter von 0 bis 14. Dem gegenüber stehen keine verunglückten Jugendlichen. 2022 waren das noch drei. Besonders hoch ist das Verhältnis der Unfallflucht, wie die Statistik zeigt. Insgesamt 46 Fälle gab es 2023. Schon vor zwei Jahren war die Zahl der Unfallflucht mit 43 Fällen bei insgesamt 69 Unfällen relativ hoch.
Blickt man auf die Art und Weise oder die Verkehrsmittel, mit denen die Verunfallten in Nordkirchen unterwegs waren, wird deutlich, dass vor allem Radfahrer gefährdet sind. In sechs Fällen kamen sie 2023 in der Schlossgemeinde bei Unfällen zu Schaden. Ein Jahr zuvor lag die Zahl bei neun. Doch auch motorisierte Zweiräder zählen mit vier Verunfallten 2023 zu den markanten Gruppen.
So verunglückte beispielsweise im Mai auf der Münsterstraße in Nordkirchen ein 26-jähriger Mann aus Münster mit seinem Motorrad. Er kam in Höhe des Golfplatzes von der Straße ab und schleuderte in den Straßengraben. Auch er musste verletzt ins Krankenhaus. 2022 standen noch die Autos an der Spitze dieser Bilanz. Vor zwei Jahren verunglückten elf Pkw in Nordkirchen, 2023 waren es fünf.
Unterschiedliche Ursachen
Die Ursachen für eine Vielzahl der Unfälle kennt die Polizei Coesfeld. Der Hauptgrund seien Vorfahrtsfehler gewesen. Auch fehlerhaftes Abbiegen und Wenden sei in vielen Fällen ursächlich für Verkehrsunfälle gewesen. Neben den bereits angesprochenen Rauschmitteln gehörte auch unangepasste Geschwindigkeit, fehlender Abstand und falsches Verhalten gegenüber Fußgängern zu den Unfallursachen.
Insgesamt kam es 2023 im Kreis Coesfeld zu 5853 Unfällen. Im Vergleich zu 2022 stieg die Zahl an – damals wurden bei der Polizei 5407 Verkehrsunfälle gezählt. Im Schnitt gingen die Unfälle im vergangenen Jahr in den meisten Fällen mit leichtverletzten Personen aus (811), 127 Personen wurden schwer verletzt. Sieben Personen kamen bei Verkehrsunfällen im Kreis Coesfeld ums Leben. In drei Fällen habe es sich laut Detlef Lammers aber um medizinische Notfälle gehandelt.