Zwölfjährige in Freudenberg getötet Wie man mit seinen Kindern darüber sprechen kann

Zwölfjährige in Freudenberg getötet:: Wie man mit seinen Kindern darüber sprechen kann
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Der Fall Luise erschüttert die gesamte Bundesrepublik. Die Zwölfjährige aus dem nordrhein-westfälischen Freudenberg war seit Samstag vermisst. Am Sonntag wurde ihre Leiche entdeckt. Kurz darauf gab es die traurige Gewissheit: Die Polizei bestätigte, dass das Mädchen Opfer eines Tötungsdelikts geworden ist. Wie konnte so etwas passieren?

Eine Frage, die auch Kinder ihren Eltern stellen. Natürlich bekommen die Jüngsten in Zeiten, in denen sich Nachrichten schneller denn je verbreiten, viel mit. Häufig mehr als den Erziehungsberechtigten lieb ist. Und bei solchen Nachrichten bekommen Kinder natürlich Angst. Schließlich hätte das auch ihnen passieren können. Wie geht man als Eltern damit um?

Kinderpsychologin: Gespräche können nicht schaden

Sabine Prüser ist Psychotherapeutin mit dem Fokus Psychotraumatherapie bei Kindern und Jugendlichen an der DRK-Kinderklinik Siegen. Sie sagt: Ein Gespräch über die Tragödie könne in keinem Fall schaden. Allerdings sollte man behutsam vorgehen, wenn man mit Kindern über Gewalt spricht. Kinder verarbeiten solche schlimmen Nachrichten je nach Alter ganz unterschiedlich.

„Wenn die Kinder jünger als acht sind, dann raten wir Eltern dazu, nicht proaktiv mit dem Kind zu sprechen, sondern lieber erst einmal abzuwarten. In der Regel wird das Kind selbst Fragen stellen. In diesem Alter haben die Kleinen selbst ein gutes Gespür dafür, was sie in der Lage sind zu verarbeiten und was nicht.“

Wenn es zu Fragen kommt, sollten Eltern auf jeden Fall positive Aspekte hervorheben. „Kinder werden zum Beispiel fragen, was jetzt mit der Mama des Mädchens passiert“, sagt Prüser. „Da kann man dann erklären, dass es da Menschen gibt, die sie trösten werden. Man kann den Kindern auch davon erzählen, dass die Polizei jetzt alles tun wird, um den Täter zu finden. Das beruhigt sie.“

Kinder zwischen acht und zwölf Jahren bekommen schon viel mit

Im Alter zwischen acht und zwölf Jahren bekommen Kinder durch die Schule, aber auch über das Handy, das viele in diesem Alter viele bereits besitzen, schon deutlich mehr mit. Deshalb können Eltern sich hier langsam herantasten und gezielt nachfragen, wenn sie merken, dass der Vorfall den Nachwuchs beschäftigt.

Dabei sei es auch sinnvoll, das Schlimme zu benennen und dem Kind die eigenen Gefühle zu zeigen: „Mir macht das auch Angst.“ Eltern sollten bei diesen Gesprächen aber immer einen Ausgang finden: „Es ist schlimm, was da passiert ist. Aber die meisten Menschen sind gut.“

Es hilft Kindern nicht, wenn Eltern zu viel Angst haben

Beim Gespräch mit Teenagern können Eltern ruhig gezielt danach fragen, wo die Kinder von dem Vorfall erfahren haben und was dort darüber gesagt wurde. Auch ihnen sollte man die eigene Betroffenheit zeigen, sagt Prüser. Problematisch werde es, wenn die Angst der Eltern um das eigene Kind zu groß wird. „Dann schaffen es die Kinder nicht, bei sich zu bleiben. Kinder müssen lernen mit der eigenen Angst umzugehen. Das ist schwierig, wenn Mama und Papa zu viel Angst zeigen.“

Dass insbesondere Eltern in Freudenberg ihre Kinder in Zukunft wohl häufiger zur Schule oder zu Freunden fahren werden, sei angesichts der Situation sehr nachvollziehbar und auch richtig. Prüser rät Eltern aber dazu, darauf zu achten, dass sich keine Angststarre entwickelt. Lieber solle man dem Nachwuchs Mut machen – Sätze wie „heute fahre ich dich noch, aber morgen gehst du dann wieder alleine. Dann rufst du an, wenn du angekommen bist“ könnten dazu beitragen. Es sei wichtig, den Kindern ein Gefühl zu vermitteln, dass jetzt zwar etwas ganz Schlimmes passiert – die Welt aber kein schlimmer Ort ist.

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