Als ihr zweites Kind um Leben und Tod kämpfte, soll die angeklagte Mutter (33) aus Herne weniger traurig, sondern voller Vorfreude auf ein bevorstehendes DJ-Bobo-Konzert gewesen sein. Daran hat sich eine frühere Nachbarin im Kindermordprozess am Bochumer Schwurgericht erinnert.
Die Zeugin (39) berichtete, dass sie diese Mitteilung am Telefon sprachlos gemacht habe. „Ich habe ihr gesagt, dass das ja wohl nicht ihr Ernst ist“, sagte die nach Norddeutschland umgezogene Ex-Nachbarin am Montag (6.2.).
Die Familien waren in Herne jahrelang befreundet. Vor allem die Angeklagte habe sich aber zwischendurch immer mal wieder merkwürdig abgekapselt.
„Er war topfit“
Über den Tod der zwei Kinder (2011 und 2012) habe man zwar gesprochen, Emotionen habe die Herner Mutter aber so gut wie nicht gezeigt.
Sie hingegen habe dabei hemmungslos weinen müssen. „Sie fragte mich, warum ich denn heule, es sei doch nicht mein Kind“, erinnerte sich die Ex-Nachbarin.
Vor allem der zweite Todesfall des kleinen Justin hatte die Zeugin schockiert. Tags zuvor sei der Junge noch bei ihr zu Hause gewesen: „Er war topfit, hat Löffelbiskuit gegessen, unser Hund ist um ihn rumgelaufen.“
Nur Tage später dann die schockierende Todesnachricht. Als die Mutter ihr am Telefon davon erzählt habe, dass in der Kinderklinik gerade die Geräte abgestellt worden seien, sei dann aber vor allem ihre Vorfreude auf ein DJ-Bobo-Konzert durchgesickert. Ermittlungen zu einem möglichen Konzertkartenkauf führten später aber ins Leere.
Die Angeklagte soll zwei Kinder erstickt haben, bei ihrem dritten Kind soll ein Tötungsversuch gescheitert sein. Die Richter hatten zuletzt signalisiert, dass sie die belastenden Aussagen von zwei verdeckten Ermittlerinnen für „nicht verwertbar“ halten.
Angeblich soll es während der nur unter sehr engen Grenzen zulässigen, ermittlungstaktischem Maßnahme zu Formfehlern gekommen sein.
Mitteilungsbedürfnis geweckt
Im März 2022 soll die Hernerin den zwei LKA-Beamtinnen die Tötungen ihrer zwei Kinder anvertraut haben. Die wichtigsten Zeuginnen der Doppelmord-Anklage waren zuletzt nicht-öffentlich vernommen worden.
Den Ermittlerinnen „Katja“ und „Suse“ soll es gelungen sein, durch die Erwähnung von frei erfundenen, eigenen Geheimnissen das Mitteilungsbedürfnis der Hernerin zu wecken. So soll „Katja“ beispielsweise von einem gewalttätigen Freund berichtet haben, den sie die Treppe heruntergeschubst hätte – mit tödlichen Folgen. Herausgekommen das nie. „Suse“ hingegen soll der Herner Mutter anvertraut haben, dass sie ihr eigenes Baby vor Jahren zu Tode geschüttelt habe. Die Polizei habe ihr damals abgenommen, dass das Schütteln ein Reflex gewesen sei.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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