Traditionsreiches Haus in Kamen zwangsversteigert Wo erst ein Café, dann ein Restaurant war

Termin vor dem Amtsgericht: Café Humberg wird zwangsversteigert
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Bei dem Gebäude handelt es sich um das ehemalige Café Humberg an der Weststraße 90 in Kamen, in dem Mandelkranz, Herrensahne und Quark-Himbeer-Torte zuckersüße Renner waren. Nach 52 Jahren erfolgte die Schließung des Traditions-Cafés im Jahr 2010.

Nur ein Jahr später eröffnete dort das spanische Restaurant La Tapa Guapa, das dort ab 2011 mediterrane Häppchen servierte. Im Jahr 2018 erfolgte der Umzug in den sogenannten Rieder-Nachfolgebau am Alten Markt.

Der Standort an der Weststraße 90 blieb eine Zeit lang noch erhalten. Das Lokal konnte für geschlossene Veranstaltungen wie Geburtstagsgesellschaften oder andere Anlässe für 40 bis 80 Personen gebucht werden. Seit einigen Jahren steht das von den Humbergs Jahre zuvor verkaufte Gebäude nicht nur leer, sondern war Teil eines mutmaßlichen Kriminalfalls. Der neue Eigentümer wurde von den Behörden aus unterschiedlichen Gründen gesucht.

Neuer Eigentümer gesucht

Gesucht wird jetzt wieder ein neuer Eigentümer für das denkmalgeschützte Wohn- und Geschäftshaus. Die Versteigerung über eine Zwangsvollstreckung ist vor dem Amtsgericht Kamen am 18. August terminiert. Beginn ist um 10 Uhr. Der Verkehrswert der Immobilie, die in Kamens Denkmalliste unter der Nummer 43 geführt wird, liegt bei 493.000 Euro. Das Baujahr wird auf die 1880er-Jahre geschätzt.

Laut Amtsgericht Kamen ist das Erdgeschoss, in dem Gewerbe angesiedelt werden kann, etwa 220 Quadratmeter groß. Im ersten Obergeschoss gibt es fürs Wohnen etwa 200 Quadratmeter und im zweiten Ober- bzw. Dachgeschoss stehen Räume mit etwa 180 Quadratmetern zur Verfügung. Versteigert werden auch Überbleibsel aus der Gastronomie: „Bei dem Zubehör handelt es sich um Gaststätteneinrichtung“, heißt es auf der Seite des Amtsgerichts Kamen.

Detlef Humberg mit Spezialtorte und Gebäck zur Fußball-WM im Jahr 2006.
Detlef Humberg mit Spezialtorte und Gebäck zur Fußball-WM im Jahr 2006. Das Café Humberg existierte in Kamens Innenstadt von 1947 bis 2010. Humberg verkaufte das Haus lange bevor es zum Dauerleerstand wurde. © Stefan Milk

Café Humberg: Jahre lang Charme versprüht

Das Café Humberg versprühte 52 Jahre lang seinen persönlichen Charme. Vor allem lag das an Senior-Chefin Wilhelmine Humberg, die bis zu ihrem 90. Lebensjahr die Kamener Naschkatzen bediente. Sie arbeitete nicht nur hinter der Theke, sondern nahm sich neben dem Verkauf auch Zeit für einen Plausch mit ihren Kunden. 1958 war Humberg mit ihrem Mann Heinrich in die Sesekestadt gekommen, um eine kleine Konditorei zu eröffnen.

Zuvor hatten die Humbergs eine Gaststätte in Billerbeck. Doch sie wünschten sie sich schon immer ein kleines Café. Als die beiden ihre Konditorei in Kamen eröffneten, strömten die Leute in Scharen herein. „Manchmal mussten sie warten, bis ein Platz frei wurde“, heißt es aus den Erinnerungen von Wilhelmine Humberg.

Schon damals boten die Humbergs jeden Tag ihre Spezialtorten an. Und jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer, dass der für Kamen spezielle Standort neu belebt wird.