
Die Zahl der Drogentoten im Kreis Borken ist im Jahr 2020 auf 39 gestiegen. 35 der Todesfälle werden auf Alkoholkonsum zurückgeführt. © picture alliance / dpa
Zahl der Drogentoten im Kreis Borken ist auf 39 gestiegen
Suchtkrankheiten
Der Kreis widerspricht einem Bericht der Krankenkasse IKK, dass wegen der Corona-Pandemie wohl „Beratungs- und Hilfsangebote für Suchtkranke eingestellt“ worden seien.
Die Zahl der Drogentoten im Kreis Borken ist im Jahr 2020 deutlich gestiegen. Es starben 39 Menschen – vier mehr als 2019. Das ist ein Plus von 11,4 Prozent. 35 der Todesfälle werden auf Alkoholkonsum zurückgeführt. Das waren jeweils ein Todesfall mehr durch Alkohol und einer durch illegale Drogen als im Vergleichszeitraum 2019, bestätigte die Kreisverwaltung auf Anfrage.
Auf die Steigerung hatte die Krankenkasse IKK classic aufmerksam gemacht. Dabei beruft sie sich auf Daten des Statistischen Landesamtes.
Als „einen möglichen Grund“ führt die Kasse an, dass die Corona-Pandemie mitschuldig sei an dieser Entwicklung. Suchtkranke seien durch die Pandemie „in eine verstärkte Lebenskrise geraten – persönliche Hilfsangebote und Ansprechpartner sind praktisch von einem Tag auf den anderen weggebrochen“, meint die Kasse in ihrem Pressebericht.
Kreisgesundheitesamt widerspricht vehement
Dieser Mutmaßung widerspricht das Kreisgesundheitsamt in einer Stellungnahme vehement. Es seien im Kreis Borken infolge der Pandemie „keinerlei Beratungs- oder Hilfsangebote komplett eingestellt“ worden und „auch nichts weggebrochen“.
Im Gegenteil: Die Tätigkeit der Sucht- und Drogenberatungsstellen sei mit Angeboten und Präventionsarbeit der „jeweiligen pandemischen Situation angepasst worden und weitergelaufen“, bekräftigt Reinhild Wantia, zuständige Abteilungsleiterin im Gesundheitsamt.
Gründe für Todesfälle sind sehr unterschiedlich
Ihrer Ansicht nach gebe es keinen Zusammenhang für die Todesfälle. Die Gründe für substanzbedingte Todesursachen wie Alkohol- und Drogenmissbrauch seien „oftmals sehr unterschiedlich“, betont Wantia. Dabei ginge es beispielsweise eher um „die Verfügbarkeit von Suchtmitteln, deren Qualität, Mischung und Toxizität“ oder die „Inanspruchnahme des Rettungswesens“.
Einen Zusammenfassung der Todesfälle wegen Drogenmissbrauchs und Alkoholkonsums herzustellen, vermittele „einen falschen Eindruck“ und sei „undifferenziert“, meint Wantia.