Es scheint, als würde es dem siebenjährigen Hugo Selzer aus Unna einfach zufliegen. „Manchmal, wenn ich mich in der Schule langweile, dann komponiere ich ein neues Lied in meinem Kopf. Das ist möglich, weil ich die Tasten eines Klaviers vor mir sehe und das Lied in meinem Kopf spielen kann“, sagt Hugo.
Der Siebenjährige spielt bereits fleißig Mozart, Schubert und Rachmaninow. Es fällt ihm leicht, die Stücke zu lernen und natürlich zu spielen. Am einfachsten ist es, die Stücke von Franz Schubert nachzuspielen, sagt Hugo. Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart falle ihm aber auch nicht schwer.

Hugo kann alles in seinem Kopf spielen
Am liebsten komponiert er aber selbst klassische Stücke. Dabei nicht immer auf dem klassischen Wege. „Immer wenn mir im Unterricht in der Schule langweilig ist, dann komponiere und improvisiere ich auf dem Tisch vor mir. Das Klavier steht quasi vor mir, nur dass es nicht wirklich da ist. Ich kann so alles in meinem Kopf spielen“, erzählt Hugo.
Wenn man das Wohnzimmer der Familie Selzer betritt, dann fällt sofort auf, dass auf dem Esstisch drei Notenblätter mit drei verschiedenen Stücken liegen. Natürlich höchstpersönlich von Hugo komponiert. Er schreibt sie teilweise sogar parallel. Bei der Geschwindigkeit kommen nicht immer alle sofort mit.

Ideen „aus dem Nichts oder aus dem All“
Gut, dass Hugo in Daria Burlak (38) eine Klavierlehrerin gefunden hat, die seine Ideen ordnet und sein Talent fördert. „Hugo hat immer Musik im Sinn und sein Kopf sprudelt nur so vor Ideen. Das kommt bei ihm aus dem Nichts oder aus dem All. Man weiß einfach nicht, wo seine ganzen Ideen herkommen“, erzählt Burlak.
„Dabei sind alle seine Idee wirklich wertvoll und neu. Er produziert aber so viel, dass man einfach nicht mehr so richtig hinterherkommt. Da muss man ihn ein bisschen disziplinieren und in die richtigen Bahnen zu lenken.“
Hugo steht ein große Zukunft bevor
Burlak kommt dabei immer wieder ins Schwärmen. „Er kann schon fast alles umsetzen. Er kann richtig detailliert und umfangreich aufschreiben. Hugo kennt ganz viele Bezeichnungen, Artikulationen und Dynamiken. Wenn er das noch vertieft und die Form im Auge behält, dann kann Hugo in Zukunft wirklich große Werke komponieren.“

Familie ist eher nicht musikalisch
Bastian Herzogenrath (37) ist der Vater von Hugo und wundert sich über das besondere Talent seines Sohnes: „Wir lesen in unserer Familie alle weder Noten noch können wir ein Instrument spielen. Hugo ist der Einzige, bei dem es musikalisch so richtig nach vorne geht.“
Seine Mutter Kathrin Selzer (42) betont aber den Fleiß und die Arbeit, die Hugo in sein Klavierspiel steckt. „Sein größtes Talent ist das Komponieren und Improvisieren. Das fliegt ihm ohne Üben einfach von irgendwo zu. Aber für das Nachspielen von anderen Komponisten muss Hugo auch ganz normal üben. Das macht er auch nicht so gerne wie das Komponieren.“
Es kann auch mal chaotisch werden
Das Klavierspielen nimmt bei der Familie einen großen Stellenwert ein, seitdem Hugo sich so dafür begeistert. Da kann es manchmal auch etwas chaotisch zugehen. „Manchmal vergisst Hugo das Frühstücken. Dann stürmt er direkt nach dem Zähneputzen an den Flügel. Und wir müssen ihn dann quasi in die Schule zwingen“, erzählt sein Vater.
Anstrengend wird es aber nicht. „Es ist eigentlich immer schön. Wir bekommen immer kleine Hauskonzerte und freuen uns, weil er so glücklich dabei ist“, erzählt seine Mutter.

Der jüngste Student an der Folkwang Universität
Hugos Talent wird gefördert, wo es nur geht. Deshalb studiert Hugo auch seit zwei Semestern an der Folkwang Universität in Essen Klavier und komponiert im Nebenfach. Als Hugo mit sechs Jahren am Institut für künstlerische Nachwuchsförderung angefangen hat, war er der jüngste Student, der je an der Folkwang-Hochschule angenommen wurde. „Das macht richtig Spaß“, sagt Hugo über die Universität.
Weil sein besonderes Talent viel Aufmerksamkeit erzeugt, kommt auch seine Schule ihm entgegen. „Hugo hat heute extra freibekommen. Wenn wir irgendwelche Klaviersachen haben für die Uni oder für die Presse, dann werden wir da freigestellt. Das geht aber nur, weil Hugo sonst in der Schule gut mitmacht“, erzählt sein Vater.

„Hauptsache Klavier spielen“
Hugo spielt aber nicht nur leidenschaftlich gerne Klavier, sondern hat noch andere Hobbys. „Ich spiele Schach und gehe schwimmen“, sagt Hugo. Beim Schach ist er auch erfolgreich und hat bereits 2023 die Bezirkseinzelmeisterschaft im Schachbezirk Hamm gewonnen. Hugo sieht dabei eine Gemeinsamkeit zum Klavierspielen.
„Bei beidem muss man viel mit dem Kopf arbeiten“, so Hugo. Sein großes Ziel ist es aber, ein erfolgreicher Pianist zu werden. In welchen großen Konzertsälen er mal auftreten will, das weiß er noch nicht. „Hauptsache Klavier spielen“.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel, veröffentlicht ursprünglich am 2. November 2024, erscheint erneut im Rahmen unseres Jahresrückblicks 2024.