Ein Wolfsrüde ist offenbar durch die Straßen Hannovers spaziert.

Geistesgegenwärtig: Dieses schnelle Foto machte die Auszubildende Lola Appuhn (22) von dem Tier, das vor ihrem Auto die Schulenburger Landstraße überquerte. © Lola Appuhn

Wolf läuft durch Hannover – Ministerium bestätigt Fall

rnÜberraschende Begegnung

Ein Wolfsrüde ist offenbar durch die Straßen Hannovers spaziert. Eine junge Frau konnte das Tier noch kurz filmen. Das Umweltministerium hat die Sichtung inzwischen bestätigt.

Hannover

, 10.08.2022, 13:06 Uhr / Lesedauer: 2 min

Große Sorge in Hannover: Mehrere Anrufer meldeten am Dienstagmorgen der Polizei, dass sie dort einen Wolf gesichtet hätten. Der jungen Auszubildenden Lola Appuhn (22) gelang es sogar, das Tier kurz zu filmen. Mithilfe der Aufnahme konnte das niedersächsische Umweltministerium den Verdacht bestätigen: Ein Wölfsrüde spazierte Dienstagmorgen (9. August) durch mehrere Stadtteile im Norden Hannovers. Inzwischen soll der Wolf das Stadtgebiet aber wieder verlassen haben.

Es war Dienstag gegen 7.20 Uhr, als Lola Appuhn das Tier sah: „Ich war mit dem Auto gerade auf der Schulenburger Landstraße unterwegs zu meiner Arbeit. Dann sah ich dieses Tier. Ich dachte erst an einen herrenlosen Hund und fuhr vorsichtig, weil ich dachte, läuft noch jemand hinterher. Aber es kam niemand.“ Sie machte schnell ihre Handykamera an und filmte geistesgegenwärtig.

„Tier hatte kein Halsband“

Was ihr sofort auffiel: „Das Tier hatte überhaupt kein Halsband. Da dachte ich sofort an einen Wolf.“ Später informierte sie sich bei Google, verglich ihre Bilder mit Fotos aus dem Internet: „Da wusste ich, dass konnte nur ein Wolf sein.“ Sie informierte sofort die Polizei. Appuhn: „Die Beamten sagten mir, dass schon mehrere Meldungen von anderen Zeugen reingekommen seien. Aber niemand habe das Tier bislang fotografiert. Und sie sagten mir auch, dass sie sehr sicher seien, dass es sich um einen Wolf handele.“

Junge Wölfe müssen Scheu vor Menschen erst lernen

Am Abend bestätigte dann das Umweltministerium die Wolfssichtung. „Das Vorkommen eines Wolfs in dicht besiedelten Bereichen wie der Innenstadt von Hannover zeigt, dass wir mit zunehmendem Wolfsbestand auch in dicht bebauten Bereichen mit Wölfen rechnen müssen“, sagte Umweltminister Olaf Lies (SPD). „Junge Wölfe, die ihr Rudel verlassen und den Menschen nicht als Gefahr erfahren, können jedoch keine Scheu vor dem Menschen lernen.“

In Niedersachsen leben derzeit 39 Wolfsrudel und vier residente Einzelwölfe, was etwa 350 Wölfen entspricht. Die Jährlinge verlassen in der Regel ihr Rudel und suchen sich eigene Territorien. Rechtlich sei der Abschuss von Wölfen jedoch durch das Bundesnaturschutzgesetz extrem eingeschränkt, hieß es weiter.

Wölfe so nahe an belebten Wohngebieten? Erst im September vergangenen Jahres hatten Zeugen in der niedersächsischen Hauptstadt mehrere Wölfe gemeldet. Das Ministerium stufte die Meldungen in der vergangenen Woche als grundsätzlich glaubwürdig ein. Ob es sich bei den Sichtungen aber tatsächlich um einen oder mehrere Wölfe gehandelt habe, war damals noch fraglich. Jedoch sei die Unterscheidung von Hunden und Wölfen auch recht schwierig, so ein Sprecher des Ministeriums. Trotz des Einsatzes von Wildtierkameras gab es keinen Beweis für die Existenz der Tiere in dem Gebiet.

Wolfshunde rufen Polizeieinsatz bei Celle aus

Vor einer Woche erst hatte es im Bereich Hambühren bei Celle (Niedersachsen) einen großen Polizeieinsatz gegeben. Dort hatten zwei artverwandte Wolfshunde mehrere andere Hunde gebissen. Mehrere Beamte waren mehr als fünf Stunden im Einsatz, auch ein Jäger mit einem Betäubungsgewehr. Die Wolfshunde waren zum Abschuss freigegeben worden, deshalb mussten mehrere Straßen gesperrt werden. Ein Tier wurde erlegt, das zwei konnte schließlich seiner Halterin übergeben werden.

Begegnung mit Wölfen: So reagiert man richtig

Wölfe sind von Natur aus scheue Tiere, die den Menschen meiden – insbesondere, weil sie früher systematisch gejagt wurden. „Begegnet man einem Wolf, gilt zuerst: Ruhe bewahren, bis der Wolf seines Weges geht“, erklärt Wolfsberater Matthias Vogelsang aus Einbeck.

Kommt der Wolf doch auf einen zu, etwa weil er jung und neugierig ist oder angefüttert wurde, solle man sich groß machen. Außerdem könne man ihm mit Zurufen zu verstehen geben, dass er das Weite suchen soll. „Das hat in der Vergangenheit und in der Gegenwart sehr gut funktioniert“, so Vogelsang.