Zwei Frauen streiten

Aus der gepeinigten Frau (Thyra Uhde, r.) bricht es heraus, als sie ihre „Tochter“ (Simone Schuster) trifft. © Beushausen

„Liebes Kind“ ist inspiriert von der Entführung von Natascha Kampusch

rnWestfälisches Landestheater

Das Westfälische Landestheater in Castrop-Rauxel spielt „Liebes Kind“ nach dem Kriminalroman von Romy Hausmann. Die Entführung von Natascha Kampusch lieferte die Grundlage. Doch wer ist der Täter?

von Kai-Uwe Brinkmann

Castrop-Rauxel

, 11.10.2022, 16:22 Uhr / Lesedauer: 1 min

Lena ist verschwunden, seit nunmehr 13 Jahren. Damals war sie 24, jetzt wäre sie 37 Jahre alt. Ihre Eltern schwanken zwischen Hoffnung und Fatalismus, als die Polizei meldet, man habe eine Frau aufgegriffen, die vielleicht Lena sein könne.

Das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel spielt „Liebes Kind“ nach dem Roman von Romy Hausmann: Eine düster tragische Geschichte um Entführung, Trauma, Seelenqual, die inspiriert ist vom Drama der Natascha Kampusch und der Tat eines Josef Fritzl, der seine Tochter im Keller einsperrte.

Ein Kind taucht auf, aber „Sie ist nicht unsere Lena!“

Mit der Frau, die die Eltern (Burghard Braun, Gabriele Brüning) identifizieren sollen, sind zwei Kinder aufgetaucht. Ein Mädchen von 13 Jahren (Simone Schuster), der jungen Lena wie aus dem Gesicht geschnitten, dazu ein Elfjähriger. Sie sprechen von der Frau (Thyra Uhde) als ihrer Mutter, doch Lenas Vater ist sicher: „Sie ist nicht unsere Lena!“

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Was ist passiert? Warum hält das Mädchen, das der Verschwundenen so ähnelt, diese Frau für ihre Mama? Fest steht, dass die Kinder von der Welt nur eine Hütte kennen, in der sie mit „Mama“ eingesperrt waren. Wer ist der Entführer, den sie nur als „Papa“ kennen?

Es entsteht ein großes Verwirrspiel

Ist der Roman schon ein Verwirrspiel, wird es die Bühnenversion (Regie: Thomas Tiberius Meikl, Co-Regie: Maximilian von Ulardt) noch mehr. Sie übernimmt Hausmanns gesplitterte Erzählweise, baut Verfremdungen ein, die alles noch unübersichtlicher machen.

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Die Figuren tragen Einheitsdress (Kostüm: Rabea Stadthaus), Dialog und reportiertes Geschehen sprechen sie im gleichen Atem. Ort und Zeit wechseln fliegend, bis der Zuschauer völlig auf der Rolle steht, wie die Familienaufstellung denn nun aussehen mag.

Und wer ist jetzt der Täter?

Rätselraten und gewollte Künstlichkeit lähmen Spannung und Lebendigkeit des Ganzen. Momente der Raserei sollen Intensität generieren, vergeblich. Das Ende wirkt wie ein Abbruch - wer den winzigen Hinweis übersieht, weiß zum Schluss nicht mal, wer der Täter ist.

Termine: 28.10., Karten: Tel. (02305) 97 80 20. www.westfaelisches-landestheater.de