„Der Wirtschaft geht es schlecht“, sagt Unternehmer Heinz-Herbert Dustmann. Er ist Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund, die auch für Hamm und den Kreis Unna zuständig ist. Blitzumfragen der IHK bereiten Sorgen: Immer mehr Unternehmen beurteilen ihre gegenwärtige Lage als schlecht.
„Schlechte Stimmung verfestigt sich“
Die Politik der Bundesregierung lasse viele Wünsche offen oder setze falsche Maßstäbe, erklärte Dustmann. „Leider gibt es nichts zu beschönigen, die schlechte Stimmung in der Wirtschaft verfestigt sich immer mehr.“
360 Unternehmen in der Region wurden vor Kurzem von der IHK zur Lage befragt. Demnach geben zwar immer noch 32,9 Prozent an, dass es ihnen gut gehe, und 50,6 Prozent beurteilen ihre Lage als „befriedigend“, aber 16,5 Prozent geben auch an, dass es ihnen „schlecht“ geht.

Die Entwicklung sei bedenklich. Nur vor drei Jahren – auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie – haben noch mehr Unternehmen die Situation als schlecht bewertet. „Alle Prognosen deuten darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft vor dem fünften Krisenjahr in Folge steht“, so Heinz-Herbert Dustmann. Ein Viertel aller Unternehmen erwarten eine Verschlechterung im Verlauf des Jahres im Vergleich zur gegenwärtigen Lage.
Nie zuvor seien die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als größter Risikofaktor benannt worden. Rund 50 Prozent geben an, dass sie ihren Standort als „wenig unternehmerfreundlich“ bzw. „gar nicht unternehmerfreundlich“ wahrnehmen. Nur knapp 7 Prozent sind in ihrer Kommune vollumfänglich zufrieden.
Drei Kritikpunkte
Folgende Punkte werden kritisch gesehen:
- Hohe Abgaben und Steuern (Gewerbesteuern und allgemeine Steuern)
- Marode Verkehrsinfrastruktur (Staus, Baustellen, Parkplatzmangel, Straßenzustand)
- Schlechter Zustand der Infrastruktur
Außerdem belaste die „ausufernde Bürokratie“ die Wirtschaft sehr. Dustmann berichtet von der Dortmunder Volksbank, die eine PV-Anlage auf dem Dach der Hauptgeschäftsstelle platzieren wollte. Aber alleine die Aufstellgenehmigung für den erforderlichen Kran habe mehr als ein Jahr auf sich warten lassen. „Das ‚Deutschlandtempo‘ kommt nicht auf die Straße“, sagt der Unternehmer. Zwar arbeite der Bund daran, Bürokratie abzubauen, das reiche aber nicht.

Der Arbeitsmarkt gestalte sich ebenfalls weiter schwierig. 30.000 Stellen in Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna sind unbesetzt, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber. Die Situation bleibe „sehr kritisch“. Nahezu jedes zweite Unternehmen ist vom Fachkräftemangel betroffen.
Auch dabei mache Bürokratie den Unternehmen zu schaffen. So seien beispielsweise in Belgien und Frankreich rund 80 Prozent der aus der Ukraine geflüchteten Menschen in einem Beschäftigungsverhältnis – „in Deutschland sind es nur 20 Prozent“, sagt Stefan Schreiber.
Da helfe auch nicht, dass die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen ist. Besonders kritisch sei die Situation im Handel und in der Gastronomie. Der Trend im Jahr 2024 sei bislang aber erfreulich – die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge liegt auf dem Vor-Corona-Niveau.
Fußball-EM bietet Chancen
Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland biete Gastronomen, Hoteliers und Einzelhändlern „viele Chancen und Herausforderungen“. Hunderttausende Fans werden erwartet und nicht ausschließlich im Spielort Dortmund. Auch der Kreis Unna werde vom Besucherandrang profitieren.