„Erst hat es laut geheult. Es hörte sich so an, als würde was übers Dach fliegen. Dann gab es einen lauten Knall und dann war Ruhe“, beschreibt Reinhard Haug die Geschehnisse der Nacht. Er wohnt in der Nachbarschaft der Windkraftanlage in Gescher-Estern, die am frühen Dienstag, 4. Juli, plötzlich abgebrochen und umgestürzt ist.
Auch Uli Gescher wohnt in der Nähe und hat den Knall gehört. „Ich dachte, da ist wieder irgendwo ein Baum umgefallen und habe erst mal geguckt, ob an unseren Gebäuden keine Schäden sind“, sagt er.

Auf einer Höhe von 20 Metern ist die Windkraftanlage abgebrochen. Die Turmteile, die Turbine und die Rotorblätter sind über einen Wirtschaftsweg in ein angrenzendes Maisfeld gefallen und liegen am Dienstagmorgen dort verteilt.
Der Eigentümer der Windkraftanlage, Dr. Hubert Upgang, erläutert am Dienstag, dass die Anlage erst vor etwa einem Jahr vom vorherigen Betreiber übernommen wurde. „Vorher wurde die Anlage noch einem großen Check unterzogen. Da war alles bestens“, erklärt er im Gespräch mit der Redaktion.

Darauf aufmerksam geworden, was da wirklich in der Nacht passiert ist, sind Betreiber und Anwohner erst, als um 5.40 Uhr die Feuerwehr zum Unglücksort gerufen wurde. Die Feuerwehrleute verständigten das Ordnungsamt und die untere Wasserbehörde. Aus dem Rotorkopf waren Betriebsmittel ausgelaufen.
„Da auch ein Telefonanbieter das Windrad als Sendemast nutzt, kann es zu Verbindungsprobleme in diesem Bereich kommen“, weist die Feuerwehr auf eine Folge des abgebrochenen Windrads hin.
Die Anlage wurde 1999 in Betrieb genommen, war 94 Meter hoch und hatte einen Rotordurchmesser von 48 Metern. Laut einem WDR-Bericht war die Leistung mit 600 kW eher gering, weswegen die Anlage bald durch eine leistungsstärkere ersetzt werden sollte. In dem Artikel heißt es, dass die Bolzen, mit denen die Turmteile verbunden sind, gerissen seien.

Der Eigentümer hofft, dass am Mittwoch ein Gutachter der Versicherung vorbeikommt, um den Schaden aufzunehmen. „Die Versicherung hat schon signalisiert, nur dann für den Schaden aufkommen zu wollen, wenn es sich tatsächlich um einen Sturmschaden handelt“, erläutert Hubert Upgang. Im WDR vermutet er einen Blitzeinschlag als Ursache.
Erst nach den Untersuchungen könne mit der Bergung der Trümmerteile begonnen werden, ergänzt er. Solange bleibt auch der Wirtschaftsweg gesperrt.
In Haltern am See war im September 2021 ein Windrad kurz vor der Eröffnung in sich zusammen gefallen. Die Ursache stand erst ein Jahr später fest. Schwachstellen im Beton des Turms haben die Havarie ausgelöst. Alle baugleichen Anlagen wurden gesprengt.
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