Am Maiensonntag schenken Klaus Passerschröer und Sven Gerding zum ersten Mal ihr „Rheder Original“ aus. Das untergärige Altbier wird ab dem Mittag im Innenhof der Brauerei Hagedorn gezapft. „Ins Gebäude können wir noch niemanden lassen“, dämpft Passerschröer die Erwartungen. Und: Der Biervorrat ist begrenzt. „Wir haben zehn Fässer à 30 Liter.“ Wenn die aufgebraucht sind, ist Ende.
Untergäriges Bier
Wie berichtet, stecken die beiden Bierenthusiasten seit über einem Jahr viel Zeit, Geld und Arbeit in die Wiederbelebung der 1845 gegründeten Brauerei Hagedorn, die seit fast 30 Jahren leer gestanden hatte und verwahrlost war. Passerschröer hatte sich die Rechte an der Marke schon vor Jahren gesichert und erfüllt sich jetzt zusammen mit Gerding einen Traum. Den beiden geht es darum, die westfälische Tradition des untergärigen Bieres mit Röstmalzanteil zu erhalten.
Erst braute Passerschröer sein „Rheder Dunkel“ in der eigenen Küche, später ließ er es in der Schlossbrauerei Rheder in Brakel produzieren – jetzt sind in Zusammenarbeit mit einem befreundeten Bierbrauer die ersten Hektoliter als „Rheder Original“ entstanden.
Erst fehlte die Malzsüße
„Der erste Versuch ging schief“, sagt Passerschröer. Das Bier schmeckte nicht, es fehlte noch Malzsüße. „Der zweite Versuch war gut.“ Das Ergebnis gibt es am Sonntag zu kosten. Passerschröer sagt aber auch: „Das ist noch nicht das Ende.“ Die beiden Brauereidirektoren probieren ein bisschen aus – beispielsweise auch, welches Wasser sie verwenden. Denn sie haben zwar mit viel Mühe den Originalbrunnen von Hagedorn reaktiviert, Altbier braucht aber eigentlich eher hartes Wasser. „Jeder Bierstil hat andere Anforderungen“, so Passerschröer. Neben ihrem „Rheder Original“ wollen sie künftig noch andere Biere anbieten – ein Pils, ein Weizen, ein Hanfbier, vielleicht mal ein Eiskellerbier.
Zu trinken gibt es das aber in der Regel nicht vor Ort. „Wir beliefern die Rheder Gastronomie“, sagt Passerschröer. Voraussichtlich im September sollen die ersten Kneipen das „Rheder Original“ am Hahn haben. Dann sind auch die passenden Bierdeckel da und das Glas mit Hagedorn-Logo fertig. „Es ist eine Tulpe aus dünnem Glas – darin schmeckt es am besten“, sagt Passerschröer. Das Bier geht aber nicht in die Massenproduktion. „Wir können alle sechs Wochen 1000 Liter brauen.“ Ein Teil davon wird in Flaschen abgefüllt, die es dann in Rhede zu kaufen geben wird. Das werde aber wohl erst gegen Ende des Jahres der Fall sein. Gerade erst ist die Etikettiermaschine kaputt gegangen.

Überhaupt hatten die beiden Rheder während der Renovierung mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen. „Wir sind zwischendurch oft verzweifelt.“ Etwa am Boden im Brauraum: Dafür hatten sich Gerding und Passerschröer Epoxydharz im Rot-Ton ihres Logos anfertigen lassen. Den bestehenden Boden stemmten sie mühsam heraus. „Wir dachten, wir sind bis auf den Estrich.“ Doch dann tauchte noch eine Teerzwischenschicht auf, auf der der Harz nicht gehalten hätte. „Er war aber schon angerührt und musste verarbeitet werden“, so Passerschröer. Blitzschnell musste der Rest raus und neuer Estrich verlegt werden. „Wir haben viel gelitten.“ Doch die Begeisterung für ihr Bier ließ die beiden immer weitermachen. Sie wollen den Charme der alten Gemäuer erhalten. „Es soll authentisch so sein wie ein einer Brauerei der 60er-Jahre.“
Ab Ende Juni soll es in der Brauerei Führungen geben. Dann zeigen die Eigentümer, wie das Bier entsteht. „Es gibt schon viele Anfragen.“ Passerschöer stellt sich die Brauerei als eine Art „Bierkulturstätte“ vor. Im nächsten Step soll es dort auch Verkostungen mit Bieren befreundeter Brauereien geben. Dazu haben die beiden im früheren Flaschenlager eine alte Theke aufgestellt, die sie bei E-Bay ersteigert haben. Aus der aufgegebenen Gaststätte Eming Schaffeld hat sich Passerschöer den Stammtisch besorgt. „Das ist doch toll, wenn die Leute hier Rheder Bier probieren und dabei an ihrem alten Stammtisch stehen“, findet er.
Einen ähnlichen Tisch bekam er auch aus dem Nachlass der Gaststätte Ameling in Vreden. Solche typischen Tische mit Nagelfuß seien heute schwer zu bekommen. Stolz sind die Rheder auch auf die alten Lampen, die in der verlassenen Brauerei herumlagen und die ihnen Freund Mike Storm mit Glas und Hagedorn-Logo wieder aufgearbeitet hat.
Weil sie am Sonntag noch keine Gäste durch die Brauerei führen können, wollen Gerding und Passerschröer Fotos vom Inneren im Innenhof aufstellen: „Wir wollen einfach mal ein bisschen was zeigen und erzählen.“