Peter Stelzmann (55) aus Hagen ist einer der ersten Autofahrer, die in Europas größtem Schnellladepark elektrisch auftanken. Der Hagener, der für die Dorstener Firma „Stiftsquelle“ unterwegs ist, freut sich über die hohe Auflade-Geschwindigkeit.

© Stefan Milk

Wie im Weltraumbahnhof: Die Zukunft beginnt im Schnellladepark am Kamener Kreuz

rnKamener Kreuz

Hoch aufragende Ladesäulen unter einem riesigen Solardach, leuchtende LED-Ringe und futuristische Zapfpistolen. Wie ein Weltraumbahnhof auf Erden wirkt der Schnellladepark im Kamener Kreuz.

Kamen

, 13.12.2021, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Zukunft beginnt. Auch für Peter Stelzmann, der am Montag einer der ersten Autofahrer ist, der den gerade fertiggestellten Schnellladepark im Kamener Kreuz nutzt. Schon vor der offiziellen Eröffnung an diesem Dienstag fließt der Strom in den vollelektrischen SUV des 55-jährigen Außendienstlers des Mineralwasserproduzenten Stiftsquelle aus Dorsten.

Hoch aufragende Ladesäulen mit großen Bedienfeldern und leuchtend grünen LED-Ringen. Diese sind in drei Reihen angeordnet, an der Zahl insgesamt 52.

Hoch aufragende Ladesäulen mit großen Bedienfeldern und leuchtend grünen LED-Ringen. Diese sind in drei Reihen angeordnet, an der Zahl insgesamt 52. © Stefan Milk

Hoch aufragende Ladesäulen mit großen Bedienfeldern

Der Kia Niro E steht auf einem der tiefblauen Parkplätze mit einem weißen E-Mobil-Piktogramm, verbunden über ein Ladekabel mit einer der hoch aufragenden Ladesäulen mit großen Bedienfeldern und leuchtend grünen LED-Ringen. Die Stationen sind in drei Reihen angeordnet, unter dem von blauen Stahlträgern gehaltenen Solardach wirken sie in der großen Zahl wie ein Weltraumbahnhof auf Erden. „Das ist fantastisch. Wie schnell das geht. Wo ich woanders zwei Stunden stehen würde, benötige ich hier vielleicht 20 Minuten“, sagt der Hagener.

Ein großes Solardach bietet nicht nur Wetterschutz, sondern produziert auch den Strom, der für den Betrieb der Anlage notwendig ist.

Ein großes Solardach bietet nicht nur Wetterschutz, sondern produziert auch den Strom, der für den Betrieb der Anlage notwendig ist. Der Strom für die Autos kommt aus dem Netz der GSW. © Stefan Milk

Europas größter Schnellladepark ist am Netz

Einer von zurzeit Europas größten Schnellladeparks ist am Netz. Die vom baden-württembergischen Energieversorger EnBW binnen weniger Monate fertiggestellte Station für E-Mobilisten steht im Kamen-Karree unweit von Ikea und den Restaurants L’Osteria, Pizza Hut und KFC. Die 52 Ladepunkten verfügen nach Unternehmensangaben über eine so große Leistung (bis zu 300 Kilowatt), dass E-Mobilisten je nach Fahrzeug in nur fünf Minuten Strom für 100 Kilometer Reichweite laden können.

Bei Stelzmann dauert es am Dienstagmorgen etwa zehn Minuten für 100 Kilometer. Auch das ist ziemlich schnell. Der Außendienstler hatte nur noch 67 Kilometer auf dem Tacho, als er sich den hintersten Platz auf dem ansonsten noch leeren Schnellladepark aussuchte. „Ich lade jetzt auf genau 80 Prozent und kann dann laut Tacho wieder 406 Kilometer fahren“, berichtet er.

Bitte einen Ladevorgang auswählen. Auf Knopfdruck fließt der Strom jetzt in den „Tank“ der E-Mobile. Europas größer Schnellladepark ist am Netz.

Bitte einen Ladevorgang auswählen. Auf Knopfdruck fließt der Strom jetzt in den „Tank“ der E-Mobile. Der Schnellladepark im Kamener Kreuz ist am Netz. © Stefan Milk

Vom Porsche zum überzeugten E-Mobilisten

Etwa eine Dreiviertelstunde benötigt er, um den fast leeren Akku wieder fast voll zu machen. Keine verlorene Zeit für den Außendienstler. „Ich kann etwas Schreibkram erledigen, kontaktiere meine Kunden mit dem Handy“, berichtet er. Mit dem neuen E-Fahrzeug, das er erst seit einigen Wochen fährt, kann er sich voll identifizieren. Weil seine Firma ökologisch breit aufgestellt ist vom Erdgas-Lkw bis zum Bienenvolk. „Wir leben das im Gegensatz zu anderen, die nur davon reden und ihre Ware mit PET und Diesel durch Deutschland fahren“, sagt er schmunzelnd. Aber auch privat würde er sich jetzt für einen E-Wagen entscheiden. Seinen Porsche Cayenne hat er schon abgestoßen. „Das war nur noch Sprit, Sprit, Sprit“, sagt er.

Über die App kann man sofort erkennen, wie teuer der Tankvorgang geworden ist.

Über die App kann man sofort erkennen, wie teuer der Tankvorgang geworden ist. © Stefan Milk

Auf Bildschirmen blinken Bedienungsanleitungen

Der Sprit fließt jetzt elektrisch. „EnBW Hypernetz“ steht in Großbuchstaben auf dem Solardach, auf den Bildschirmen blinken Bedienungsanleitungen und Aufforderungen wie „Bitte wählen Sie ein Ladevorgang aus“. Stelzmann, der aus Hamm gekommen ist und nun seinen Kunden, Rewe „Engel“ in Unna, ansteuern will, benötigt noch 18 Minuten, bis der Akku mit 80 Prozent den empfohlenen Ladestand erreicht hat – und eine Reichweite, mit der er auch andere Kunden in seinem Einzugsbereich in Dortmund, Kamen, Unna und Hamm besuchen kann. Schöner Nebeneffekt, wie er sagt. „Ich fahre elektrisch ganz anders als vorher. Viel entspannter, nicht mehr so schnell, meistens nicht über 130.“ Und so kommt er bei 150 bis 200 Kilometern, die er täglich fährt, gut klar.

Große Stellplätze unter einem schützenden Solardach. 52 Ladepunkte bietet der neue Schnelladepark des baden-württembergischen Energieversorgers EnBW.

Große Stellplätze unter einem schützenden Solardach. 52 Ladepunkte bietet der neue Schnelladepark des baden-württembergischen Energieversorgers EnBW. © Stefan Milk

Wohl jetzt ein täglicher Halt im Kamener Kreuz

Bisher war der Schnellladepark in Rutesheim an der A8 in Höhe des Leonberger Kreuzes mit acht Ladesäulen das Aushängeschild von EnBW. Mit davon jetzt 52 stößt der Energiekonzern in Kamen in eine neue Dimension vor. Es gibt zwei lange Reihen mit jeweils 20 Ladepunkten und eine kurze Reihe mit zwölf.

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Stelzmann zieht jetzt den Stecker und klappt den Zapfstutzen zu. Bevor die blaue Parkfläche in Richtung Unna verlässt, blickt er auf seine App mit der Abrechnung, die etwa 25 Euro für die „Tankfüllung“ anzeigt, und sagt. „Ich werde jetzt wohl fast jeden Tag hier stehen.“