Zarter Beginn – große Wirkung: Bei Spaleck werden die Firmenwände grün. Von links: Chef Carsten Sühling mit den Qualitäts- und Nachhaltigkeitsmanagern Nithin Sharma und David Tenostendarp.

Zarter Beginn – große Wirkung: Bei Spaleck werden die Firmenwände grün. Von links: Chef Carsten Sühling mit den Qualitäts- und Nachhaltigkeitsmanagern Nithin Sharma und David Tenostendarp. © Horst Andresen

Mit E-Autos und Photovoltaik: Wie das Bocholter Unternehmen Spaleck die Energiewende angeht

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Grüner Strom, Anbindung an eine Wasserstoffleitung, Investitionen in Photovoltaik und 200.000 Euro in LED-Lampen, E-Autoflotte: Metallverarbeiter Spaleck aus Bocholt will ökologisch vorangehen – und dient als gutes Beispiel für andere in Zeiten einer Energiekrise. „Wir müssen als Unternehmer Verantwortung übernehmen“, sagt Chef Carsten Sühling.

von Horst Andresen

Kreis Borken

, 10.07.2022, 15:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das Ökoprofit-Projekt für energetische Effizienz ist in der zehnten Runde; bald startet die elfte. Einer der ehemaligen Teilnehmer ist die Spaleck-Gruppe aus Bocholt. 470 Mitarbeiter erwirtschafteten zuletzt rund 70 Millionen Euro Jahresumsatz mit Förder- und Separiertechnik, mit Metallverarbeitung und Präzisionsteilen sowie mit Oberflächenveredlung und Wasseraufbereitung.

Wie wichtig viele Maßnahmen – gerade in Zeiten des Ukraine-Krieges mit seinen Folgen und der Klimakrise – sind, verdeutlicht Geschäftsführer Carsten Sühling (49). Und er stellt klar: „Ökoprofit war für uns ein Anschub hin zu mehr Struktur und Professionalität in den Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Verschiedene Abläufe in unseren Prozessen und Maßnahmen in den Gebäuden hatten wir bereits lange vorher initiiert.“

Energiesparen hat beim Traditionsunternehmen von 1869 höchste Priorität, ist Chefsache. Sühling, auch Vorsitzender des Regionalausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen, vertritt klare Positionen: „Wir müssen mit der Zeit gehen, uns den Herausforderungen stellen, als Unternehmer Verantwortung übernehmen und unseren ökologischen Fußabdruck deutlich reduzieren. Und das heute, morgen kann es schon zu spät sein.“

Bei Spaleck ist in den vergangenen Jahren mächtig investiert worden, rund 180.000 Euro in LED-Lampen in Bocholt, weitere 20.000 Euro am Standort Greiz in Thüringen. 500.000 Kilowattstunden bringt die Photovoltaikanlage auf dem Firmendach. Jüngst wurden acht Ladestationen an Parkplätzen für den Fuhrpark installiert. An den Wänden der Firmengebäude wächst Grün nach Bepflanzung ehemaliger Kiesbeete.

Ein Dach wurde begrünt. 800 Stauden wurden gesetzt; Insektenhotels und Nistkästen aufgehängt, ein Waldgrundstück angepachtet und dort 2000 Wallheckengehölze gepflanzt. Nachbar Elektro Benning säte im Vorjahr eine große Blühwiese ein, um mehr für Biodiversität zu tun – von Arten-Vielfalt sprechen Naturschützer schon nicht mehr, weil laut Studien mittlerweile mehr als 80 Prozent der ehemaligen Vorkommen nicht mehr existieren sollen.

„Wir brauchen grünen Wasserstoff“

Spaleck kauft seit 2018 grünen Strom, plant eine noch stärkere Wärmerückgewinnung in den Produktionshallen – und hofft auf weitere Innovationen im Kreis Borken. „Wir brauchen grünen Wasserstoff“, sagt Sühling. Wie berichtet, soll eine bestehende Gasleitung von Lingen Richtung Ruhrgebiet an der Autobahn 31 für Wasserstoff nutzbar gemacht werden. Kommunen (wie Reken) möchten sie für ihre Gewerbeparks anzapfen, und Unternehmen sind ganz Ohr.

Mittelstand weiter als die Politik

Es müsse unbedingt etwas geschehen, sagt Carsten Sühling. Er leitet bei der IHK den Ausschuss für unternehmensverantwortliche Nachhaltigkeit, in dem 35 Unternehmen aus der Region mitarbeiten „und wichtige Zukunftsthemen nach vorne bringen“. Der „Mittelstand ist meiner Meinung nach weiter als die Politik“, hat Sühling mit anderen Firmenchefs festgestellt: „Unternehmer unternehmen etwas, buchstäblich.“ Alle seien dabei, die Energieeffizienz zu erhöhen und in schnelle und einfache Maßnahmen zu investieren. Nach wie dauerten Genehmigungsverfahren der Behörden zu lange, seien zu kompliziert, stoppten viele Vorhaben.

Spaleck hat gehandelt. Nithin Sharma (32) ist kürzlich als Qualitäts- und Nachhaltigkeitsmanager eingestellt worden. Er unterstützt David Tenostendarp (35), der diese Aufgabe schon länger ausfüllte und immer mehr Arbeit bekam. Wie passend: Der Inder Sharma ist Werkstoffingenieur und kam von Aachen nach Bocholt – der Liebe wegen. Er will viel bewegen. Die CO2-Bilanz müsse besser, Anlagen optimiert, Batterien zum Stromspeichern gebaut, auf Blockheizkraftwerke gesetzt werden.

Das hat sich offenbar ein energiegeladenes Duo mit Nithin Sharma und David Tenostendarp gefunden. „In so vielen Sachen steckt richtig Manpower“, unterstreicht Tenostendarp.

Thema Nachhaltigkeit an der Fachhochschule

Und nebenan, einen guten Steinwurf über die Bocholter Straße hinweg, werden die Studenten an der Hochschule zukünftig im neuen Studiengang Nachhaltigkeit, dem Schlagwort dieser Zeit, büffeln.

Fünf Werksstudenten sind derzeit bereits im Unternehmen. „Ich freue mich sehr, dass die Hochschule auch das Thema Nachhaltigkeit nun aufgreift“, unterstreicht Carsten Sühling, seit 30 Jahren im Unternehmen: „Auch über unsere Otto-Spaleck-Stiftung besteht eine wirklich enge und gute Zusammenarbeit.“

Jährlich 310 Tonnen CO2-Ersparnis

Spaleck hat höchst aussagekräftiges Zahlenmaterial erstellt. So wurden die Gesamtemissionen in der GmbH & Co. KG (rund 300 Mitarbeiter) von 2018 auf 2019 um 61 Prozent gesenkt – durch gezielte Maßnahmen, unter anderem Investitionen in LED-Licht und Umstellung auf „grünen“ Strom.

Der CO2-Anteil für jeden Euro an Umsatz sank von 2020 auf 2021 um 13 Prozent. Bei Geschäftsreisen mit externen Transportmitteln wurden 2020 fast 29 Prozent an CO2 gespart, 2021 noch einmal 15 Prozent.

Zahlreiche Maßnahmen tragen zu weiteren Einsparungen bei. Zum Beispiel: Photovoltaikanlagen, E-Ladesäulen, Zugfahrt als Alternative zu Flug oder Auto, LED-Beleuchtung.

Ersparnis CO2 pro Jahr für die Installation von Photovoltaik: 191 Tonnen; Umstellung auf LED-Beleuchtung: 119 Tonnen.