Kamener im Duell mit dem Weltmeister Online beim Taekwondo-Turnier in Toronto

Wettkampf, aber online: Neuer Trend im Taekwondo
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Digital statt Präsenz: So konnten trotz Corona weiterhin Taekwondo-Wettbewerbe stattfinden. Wie schwer vorstellbar die Onlineversion eines Kampfsportes anfänglich ist, weiß auch Kai Thomaschewski, Abteilungsleiter des VfL 1854 Kamen. Der 56-jährige hat schon an dutzenden Turnieren teilgenommen. Im April sogar am „Poomsae Championship“ in Toronto – jedoch aus einer Turnhalle in Kamen. „Dafür haben wir eine Kamera aufgestellt und ich habe dann meine Techniken vorgeführt. Das Video wird dann auf YouTube hochgeladen und später kann man sich dann in einen Live-Stream schalten und erfährt so die einzelnen Wertungen der Punktrichter“, beschreibt er den Ablauf.

Im Video zeigt jeder Teilnehmer die sogenannten Formen, die am Vortag ausgelost wurden. In die Bewertung gehen dabei die Technik- und die Präsentationsnote ein. Ein klassischer Kampf mit Körpertreffern wird jedoch nicht als Online-Turnier durchgeführt: „Dafür müsste auch immer ein Arzt vor Ort sein und das würde den Rahmen sprengen“, erklärt Thomaschewski. Bei den Formenläufen benötige er lediglich jemanden, der die Kommandos ruft.

In Toronto hätte Thomaschewski vor Ort nicht teilnehmen können: „Das wäre zu weit und zu teuer gewesen. Gerade die Kosten sind bei weit entfernten Wettbewerben für viele ein Problem.“ Neben der Startgebühr müsse man nämlich auch den Flug und die Unterkunft bezahlen. Das könne sich nicht jeder begeisterte Kampfsportler leisten, da die Startgebühr manchmal bereits 100 Euro beträgt.

Umso besser für Thomaschewski, dass er auch von zu Hause teilnehmen konnte: Im Turnier belegte er den 3. Platz und traf auf Weltmeister Michael Bußmann aus Bayern, der Erster wurde. Das erlebe er auch nicht alle Tage. Der größte Unterschied zu Wettkämpfen in Präsenz sei jedoch die Atmosphäre: „Es fehlen die Zuschauer und der Nervenkitzel. Normalerweise sitzen fünf bis sieben Punktrichter vor dir, die wie die Aasgeier nach Fehlern suchen. In der Turnhalle ist es nur die Kamera. Wenn da etwas schiefläuft, kann man es im Zweifel nochmal versuchen. Passiert das im Real Life, ist es eben vertan.“

Landestrainer des Taekwondo Union

So bevorzuge er, wann immer es möglich sei Turniere vor Ort. Diese Einstellung nehme er auch bei der Nordrhein-Westfälischen Taekwondo Union (NWTU) wahr, bei der auch als Landestrainer arbeitet: Der Verband setze in Zukunft auf Präsenz, aber die Online-Variante soll in Teilen weiterlaufen. Als ergänzendes Angebot ist das vor allem für weit entfernte und internationale Wettkämpfe von Vorteil: Mehr Kampfsportler haben die Möglichkeit auch mal an internationalen Turnieren teilzunehmen.