Da bahnt sich ganz offensichtlich ein großes Theater an: Bei der SG Bockum-Hövel ist der gesamte Jugendvorstand auf einen Schlag zurückgetreten. Die genannten Gründe ähneln einer Erpressung und es werden gegenseitige Vorwürfe erhoben.
Die erste Mannschaft der SG wurde in der letzten Saison Landesliga-Meister und gewann den heimischen Kreispokal. Nun läuft das Team aus dem Adolf-Brühl-Stadion in der Westfalenliga 1 auf und steht als Aufsteiger auf dem elften Tabellenplatz, fünf Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz. Jetzt der erste große Knall beim Verein aus dem Norden Hamms.
„Momentan ist die Kacke echt am Dampfen“, beginnt Björn Platzek, der bis Mittwoch noch Jugendleiter bei der SG Bockum-Hövel war und fängt dann an zu erzählen: „Der Auslöser von allem, was jetzt passiert ist, liegt schon weiter zurück. Die Jugendtrainer sind in unserem Verein nicht beitragsfrei. Bislang haben wir den Beitrag aus der Jugendkasse gezahlt und haben nun auf der Jahreshauptversammlung einen Antrag auf Satzungsänderung gestellt.“
Was eigentlich relativ unspektakulär klingt, nahm dann aber immer mehr Fahrt auf − bis es dann am Mittwochabend eskaliert ist: Auf der Versammlung des Vereins wurde der Antrag von der Mehrheit der Anwesenden abgelehnt; es sollte eine neue Arbeitsgruppe gebildet werden. Aber zu einem ersten Treffen kam es nie.
„Es wurde ein Termin vereinbart, der dann aber vom Hauptvorstand kurzfristig abgesagt wurde. Stattdessen wurde der Jugendvorstand für Mittwochabend vorgeladen“, schildert Platzek und beschreibt dann, was dort passiert sein soll: „Der Hauptvorstand hat dann erklärt, dass eine Neuordnung stattfinden wird. Alles soll über den Hauptvorstand laufen, die Jugendverwaltung wird aufgehoben und nach zehn Minuten hatten wir 20 Minuten Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, ob wir diesen Weg mitgehen oder eben zurücktreten. Wenn nicht, enthebt der Vorstand uns aus den Ämtern.“
„Wollten keine Schlammschlacht“
Rumms! Das saß und der Jugendvorstand, der die Interessen von immerhin 16 Jugendmannschaften vertritt, entschied sich für einen geschlossenen Rücktritt. „Ich brauche nach so etwas keine 20 Minuten, um zu entscheiden. Ich tanze doch nicht nach deren Pfeife“, fand Platzek klare Worte für das Vorgehen.
Er nennt weitere Gründe für das zuletzt „unangenehme Miteinander“ zwischen Jugend- und Hauptvorstand: „Dass Jugendtrainer, die teilweise ehrenamtlich für den Verein tätig sind, noch Geld bezahlen sollen, ist auch nur die Spitze des Eisbergs. Unsere Mannschaften mussten das Training eher beenden, damit die Erste auf den Platz kann, 15-Jährige sollen ab 19.30 Uhr trainieren, weil die Senioren früher auf den Platz wollen und von einer tollen Bälle-Aktion der Stadt Hamm, die eigentlich für die Jugend gedacht war, sollten wir mehr als die Hälfte der Bälle abgeben.“
Über die gemachten Vorwürfe kann der Mischa Faesing, stellvertretender Vorsitzende der SG Bockum-Hövel, indes nur lachen: „Wir wollten eine saubere Trennung und keine Schlammschlacht. Das Vertrauen ist nicht mehr da und eine weitere Zusammenarbeit war nicht mehr möglich.“ Dabei berichtet er über einen persönlichen Angriff in Richtung des Vorsitzenden auf der jüngsten Vorstandssitzung.
„Wir als Hauptvorstand sind das höchste Organ im Verein und bevor ich unseren 1. Vorsitzenden verliere, trenne ich mich lieber vom Jugendvorstand“, erzählt Faesing und fügt hinzu: „Wir haben vier Personen aus dem Jugendvorstand mitgeteilt, dass wir gerne mit ihnen weiterarbeiten möchten.“
Defizit in der Jugendkasse
Als Hauptgrund sieht Faesing allerdings ein Defizit in der Jugendkasse, welches durch die vorgebrachte Satzungsänderung ausgeglichen werden sollte. Nun ist das alles Geschichte und der Fusionsverein wird sich im Jugendbereich neu aufstellen müssen.
„Das Schlimmste an der Sache ist, dass diese Querelen jetzt auf den Schultern der Kinder und Jugendlichen ausgetragen werden. Das wollten wir vermeiden, weil die Jugend viel Potenzial besitzt, und das möchten wir einfach auch weiterentwickeln“, träumt Faesing auch davon, dass die älteren Jahrgänge mal in der Bezirksliga auflaufen.