Werner Mork (80) repariert Rolls-Royce, die älter sind als er selbst „Alles Handarbeit“

Werner Mork (80) repariert Rolls-Royce, die älter sind als er selbst
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Der Vorplatz von Werner Morks Werkstatt erinnert an die Filmkulisse eines Mafiafilms, der in den 1920-1930ern spielt. Überall stehen elegante Oldtimer der Marken Rolls-Royce und Bentley. Werner Mork hält der Redaktion die Werkstatt-Tür auf. Der Händedruck ist fest, Morks Hände ölverschmiert – denn er lässt es sich nicht nehmen, selbst Hand an seine Autos zu legen.

Ein schelmisches Grinsen ziert sein Gesicht, während er eine kleine Führung durch seine Werkstatt gibt. Das vorgerückte Alter sieht man Werner Mork beileibe nicht an, während er der 80-Jährige durch den Raum stiefelt. Er füllt mit der Werkstatt eine Marktlücke, da es immer weniger Leute gibt, die seinen Service anbieten. Er gilt als Experte, besonders für die goldene Zeit von Rolls-Royce. Dies betrifft den Zeitrahmen 1915 bis 2010.

Gut gelaunt beginnt Mork zu erzählen. 1980 hat Mork als Automechaniker angefangen. Es folgte die Selbstständigkeit und die erste Werkstatt an der Werner Straße. Autos haben ihn immer schon interessiert, besonders die eleganten. „Um Rolls-Royce ging es immer“, sagt der 80-Jährige, der als Experte für die frühen Jahre von Rolls-Royce gilt. Die Nummernschilder verraten, dass Morks Kunden aus ganz Deutschland kommen. Gerade lädt ein Autoliebhaber aus Leipzig vorsichtig seinen roten Rolls-Royce vom Hänger. Drinnen wird gerade ein Oldtimer aus dem Jahr 1915 fertig gemacht, deutlich älter als Mork selbst.

Seine Augen leuchten, wenn Werner Mork von seinen Autos spricht. Ob er ein Auto hat, was ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist? Mork überlegt, schüttelt dann aber den Kopf. Sicher, er hat durchaus prominente Autos hier gehabt, die der Könige von Marokko und Ägypten zum Beispiel. Oder auch der Rolls-Royce des österreichischen Dirigenten Herbert von Karajan. Autos mit einer solchen Historie im Fahrzeugbrief sind natürlich etwas Besonderes.

Seelenruhig spaziert Werner Mork durch seine Werkstatt. Man merkt ihm an, dass er sich gerade in seiner natürlichen Umgebung befindet. Hier ist er zuhause, kennt jede Ecke, jedes Werkzeug. Alles passiert in Morks Tempo. „Bei den Schätzchen spielt Zeit keine Rolle“, sagt Mork und grinst.

Werner Mork mit seiner Werkstatt-Mannschaft.
Werner Mork repariert in seiner Werkstatt Rolls-Royce und Bentley-Modelle der Jahrgänge 1915 bis 2010 und ist in Deutschland als Experte für diese Autos anerkannt. © Stefan Milk

„Alles Handarbeit hier“

Den Stress eines regulären Autobetriebs kann man in Morks Werkstatt nicht finden. „Bei uns gibt es das nicht, dass Leute ihr Auto morgens abgeben und abends abholen“, sagt der 80-Jährige. Hier kommt es nicht auf den Tag an.

Seinem Terminkalender tut das keinen Abbruch. Die Werkstatt steht voll mit Oldtimern. „Wir sind immer ausgelastet“, sagt Werner Mork achselzuckend. Seine „Patienten“ stammen aus einer Zeit, wo noch keine Elektronik im Auto verbaut wurde. „Alles Handarbeit hier“, sagt Mork mit einem gewissen Stolz in der Stimme.

Marco Prüfel repariert ein Auto.
Marco Prüfel ist einer von zwei Mitarbeitern von Werner Mork. Nächstes Jahr feiert er in der Werkstatt sein 25. Werkstatt-Jubiläum. © Stefan Milk

Läuft doch alles

Immer mit dabei ist Marco Prüfel. Der Automechaniker ist einer von zwei Angestellten. Auf die Frage, wie lange er schon bei Werner Mork ist, muss Prüfel selbst kurz rechnen und kommt dann auf 24 Jahre. Ganz schön lang in einer Zeit, in der das regelmäßige Wechseln des Arbeitsplatzes normal geworden ist.

Privat fährt Mork keinen Rolls-Royce. Zu umständlich, sagt er. Da ist es wieder, das schelmische Grinsen. Wenn Mork über Autos redet, ist er ganz in seinem Element. Ob er manchmal an die Zukunft denkt? Mork schüttelt den Kopf. Läuft doch alles. Vielleicht ist es die Liebe zu seinem Job, die den 80-Jährigen fit hält.

Ein Video aus der Rolls-Royce Werkstatt sehen Sie bei hellwegeranzeiger.de

Hinweis der Redaktion: Dieser ursprünglich am 9. Februar 2024 veröffentlichte Artikel ist erneut im Rahmen des Jahresrückblicks 2024 erschienen.