Im Prozess um Schwarzarbeit, Scheinrechnungen und einen mutmaßlichen Millionenschaden hat der Werkstatt-Chef aus Oer-Erkenschwick jetzt erstmals selbst ausführlich das Wort ergriffen. Der 41-Jährige gab am Bochumer Landgericht Einblicke in seine Kindheit, Schul- und Haftzeit. Und er rechnete ab mit Clan-Vorurteilen.
In den späten 1980er-Jahren sei er mit seiner Familie aus dem Libanon nach Deutschland gekommen. Nach Jahren in verschiedenen Asylunterkünften sei die Familie in Oer-Erkenschwick sesshaft geworden.
„Wir waren glücklich und zufrieden, erst einmal alle weg vom Krieg zu sein“, erinnerte sich der Werkstatt-Chef.
Für ihn folgten die Schule, Nebenjobs, die Mechaniker-Ausbildung, der Einstieg in die Werkstatt, seine Hochzeit und die Geburt der Kinder. Die Lehrzeit sei allerdings zeitweise „leider“ (O-Ton Werkstatt-Chef) unterbrochen worden durch seine erste Verurteilung und den ersten Gefängnisaufenthalt.
Nichtsdestotrotz sei sein Leben danach geradlinig verlaufen. Sein persönliches Ziel sei es stets gewesen, seinen Eltern „etwas zurückgeben zu können“.
„Ich bin kein Typ, der Böses will“
Nach der Aufzählung seiner zehn Vorstrafen erklärte der Hauptangeklagte: „Ich schäme mich, dass ich hier sitze und für das, was gerade verlesen wurde. Aber ich bin kein Typ, der jemandem Böses will.“
Besonders missfalle ihm aber: „Dass mein Name immer gleich verbunden wird mit dem Begriff ‚Clan‘ und den Abou-Chakers“. Das sei unfair. „Für mich ist das Kinderkram“, so der 41-Jährige.
„Ja, ich habe vielleicht hier und da ein bisschen Scheiße gebaut. Und ja, ich mag schöne Autos und mache viel Sport“, räumte der Werkstatt-Chef ein. Aber sei er deswegen gleich ein Clankrimineller?
Am Rande seiner Festnahme bei einer Razzia an seiner Werkstatt im Juni 2023 war es NRW-Innenminister Herbert Reul gewesen, der damals öffentlich erklärt hatte: „Ein hochrangiges Clanmitglied aus einer bekannten Clan-Familie ist heute festgenommen worden.“

Die aktuellen Vorwürfe richten sich gegen den Oer-Erkenschwicker und vier Mitangeklagte aus Datteln Recklinghausen, Bottrop und Herten. Im Fokus stehen Schwarzarbeit und eine Firma für Gleissicherungsarbeiten.
Verteidiger Lars Brögeler hatte zuletzt eine Erklärung im Namen des Werkstatt-Chefs verlesen. Darin hieß es: „Ich möchte zugeben, dass die Vorwürfe der Anklage zu großen Teilen stimmen.“
Der 41-Jährige betonte in der Erklärung aber auch, in ein bereits „bestehendes System“ in der mutmaßlichen Betrugs-Firma eingestiegen zu sein. „Dass auf den Baustellen Schwarzarbeiter gearbeitet haben“, habe er aber früher oder später gewusst.
Das Geld für den Firmenkauf habe ihm teils ein Verwandter aus Berlin vorgestreckt. Der Prozess wird fortgesetzt.
Werkstatt-Chef aus Oer-Erkenschwick vor Gericht: „Verschleierung mit manipulierten Stundenzetteln“