Mit „Fettes Schwein“ hat Neil LaBute eine Tragikomödie über das Anderssein, das Dicksein und die Reaktion der Gesellschaft auf übergewichtige Personen geschrieben. Am Samstagabend war die Premiere im Westfälischen Landestheater(WLT) in Castrop-Rauxel.
Das rund 20 Jahre alte Stück hat in Zeiten von Body Shaming, Selbstoptimierungswahn und sozialen Medien nichts von seiner Aktualität eingebüßt. 2022 hatte die großartige Schauspielerin Stefanie Reinsperger, Fernsehzuschauer kennen sie als „Tatort“-Kommissarin Rosa Herzog, mit „Ganz schön wütend“ ihr erstes Buch veröffentlicht, in dem sie auch über Anfeindungen wegen ihres Aussehens schrieb.

WLT-Intendant Ralf Ebeling verzichtet darauf, die Rolle der übergewichtigen Helen mit einer ebensolchen Mimin zu besetzen. Stattdessen hat Ausstatter Jeremias Vondrlik in Versalien „FETT“ auf das Hängerchenkleid gesetzt, in dem Lesley-Ann Eisenhardt diese Rolle spielt. Sie verliebt sich in Tom, den Jan Henrik Kroll wunderbar als Weichei auf die Bühne bringt.
Eigentlich sind die beiden glücklich miteinander. Aber sein Kumpel Carter (Tobias Schwieger) macht Tom äußerst drastisch klar, dass auch er zum Außenseiter wird, wenn er sich auf diese Frau einlässt. Und seine Ex Jeannie kann nicht verstehen, dass er sie durch eine übergewichtige Frau ersetzt. Arikia Orbán gibt diese schlanke Zicke und legt einige hysterische Eifersuchtsanfälle hin.
Spielfreudiges Mimenquartett
Für die vielen Ortswechsel hat Vondrlik eine schlichte, aber gut funktionierende Bühne entwickelt: Auf die Bühnenrückwand wird „Stehimbiss“, „Büro“ ... projiziert, und es gibt ein paar entsprechende Möbel und Requisiten dazu.
Ziemlich schnell ist klar, dass die Liebesgeschichte zum Scheitern verurteilt ist, da Tom die Meinung der anderen wichtiger ist als seine Liebe. So gerät die Inszenierung trotz des spielfreudigen Mimenquartetts etwas zäh, ein paar Striche hätten nicht geschadet.
Weitere Aufführungen
Termine: 10. 5., 22. 6.2025, Karten: Tel. (02305) 97 80 20.
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