Wegen Störung des Hausfriedens Fünfköpfige Familie muss aus LEG-Wohnung ausziehen

Störung des Hausfriedens: Fünfköpfige Familie muss aus LEG-Wohnung
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In einem Neun-Parteien-Haus an der Walter-Wenthe-Straße in Grullbad hängt der Haussegen schief. Die fünfköpfige Familie Akgün hat von ihrer Vermieterin LEG Wohnen eine fristlose Kündigung bekommen – wegen Störung des Hausfriedens. Nachbarn hatten über mehrere Wochen Lärm protokolliert, der vor allem von den Kindern ausgegangen sein soll. Die Akgüns widersprechen: „Das stimmt alles nicht.“ Sie wissen nicht, wo sie hinsollen.

Die Nachbarn der Akgüns haben keine Mühen gescheut, ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Die Not muss groß gewesen sein, anders sind die über Wochen akribisch zusammengestellten Lärm-Protokolle nicht zu erklären. Diese haben die unter der Familie im zweiten Obergeschoss wohnenden Parteien der LEG übergeben. Das Unternehmen sieht nach zwei Abmahnungen keine andere Möglichkeit mehr, als Yusuf (36) und Kimberly (22) Akgün mit den Söhnen Alpay (4), Cenk (2) und Ilkay (3 Monate) fristlos zu kündigen. Die verstehen die Welt nicht mehr, fühlen sich aus dem Haus geekelt.

Zwei kleinen Jungen auf einem Autospielteppich in einer Wohnung, einer der beiden sitzt in einem Schaukel-Elefant.
Alpay (l.) und Cenk sind Hausbewohnern zufolge zu laut in der LEG-Wohnung an der Walter-Wenthe-Straße. © Tobias Mühlenschulte

Es geht um Rennerei und Gepolter

Beispielhaft sei an dieser Stelle das Protokoll vom 5. Dezember 2022 zitiert: „12.10 Uhr, 14.15 Uhr, 14.38 Uhr, 15.10 Uhr, 15.47 Uhr, 16.01 Uhr, 16.32 Uhr, 17.07 Uhr, 17.17 Uhr, 17.42 Uhr: Schwere Teile werden auf den Boden geschmissen, Rennerei, Schlagen gegen Heizkörper. 17.58 Uhr, 18.02 Uhr, 18.31 Uhr, 18.52 Uhr, 19.20 Uhr, 19.47 Uhr, 20.15 Uhr, 20.17 Uhr: Schwere Teile werden auf den Boden geschmissen, Autorallye, Rennerei. 20.22 Uhr: Mehr als 20 Mal hintereinander gegen den Boden gehauen. 20.41 Uhr: Schwere Kugeln auf den Boden geschmissen.“ Es folgen bis 23.42 Uhr sieben ähnliche Einträge.

„Die machen uns das Leben zur Hölle“, sagt Vater Yusuf. Seit knapp drei Jahren wohne die Familie nun dort. Zwei andere Familien seien bereits vorher aus dem Haus vertrieben worden, auch wegen Kinderlärm. Der 36-Jährige: „Die LEG müsste doch merken, dass hier zwei ganz andere Personen das Problem sind.“ Das sieht ein anderer Nachbar ähnlich. Dieser gibt an, selbst Schwierigkeiten mit den Beschwerdeführern zu haben. Den Akgüns bescheinigt er, die Kinder „im Griff“ zu haben.

LEG kann Familie keine Alternative bieten – Flucht nach Marl

Dass bereits zwei Familien aus ähnlichen Gründen das Haus verlassen mussten, kann LEG-Sprecher Mischa Lenz nicht bestätigen. Zutreffend sei, dass die Akgüns ohne Erfolg nach einer anderen Wohnung gefragt haben: „Ja, wir haben das selbstverständlich gewissenhaft geprüft. Am Standort gibt es aktuell keine Wohnung, die die von der Familie gewünschten Kriterien erfüllen würde.“ Eine Wohnung, die sie sich leisten können, finden die Akgüns nicht. Bis zum 22. Januar müssen sie ihre Bleibe verlassen, kommen dann erstmal in der Dreizimmerwohnung von Kimberlys Mutter in Marl unter.

Die Quote für fristlose Kündigungen, so der LEG-Sprecher, liege im „Promille-Bereich“. Lenz: „Eine fristlose Kündigung hat einen sehr langen Vorlauf, sodass sehr viel vorgefallen sein muss, damit wir diese überhaupt aussprechen.“

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