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Geschickter Waschbär klaut Schnitzel vom Balkon in Unna-Massen
Diebstahl
Ein äußerst geschickter Dieb scheint derzeit in Massen umher zu gehen. Seine bevorzugte Beute: Schnitzel. Der Ortsvorsteher hat einen Verdacht, wer dahinter steckt.
Peter Kracht konnte es kaum glauben: Die beiden Schnitzel, die er glaubte, in einer Plastikdose sicher verschlossen zu haben, waren einfach weg. Auf dem Balkon gelagert, weil der Kühlschrank voll war, sollten sie eigentlich das Mittagessen für den nächsten Tag werden. Doch ein findiger Dieb war schneller.
„Der Deckel lag heute morgen neben dem Gefäß, die Schnitzel waren weg“, schildert Kracht seine Entdeckungen, „ich habe natürlich sofort die Ermittlungen aufgenommen und tippte auf eine der Katzen aus der Nachbarschaft. Doch: sind Katzen so pfiffig, den Deckel eines Gefäßes abzunehmen?“ Sind sie nicht, da war sich der Ortsvorsteher ziemlich schnell sicher. Geschickt mit den Händen und immer auf Nahrungssuche? „Ich kenne nur einen solch pfiffigen Zeitgenossen: den Waschbär“, legte Kracht sich auf einen Tatverdächtigen fest.
Eine Annahme, die Förster Matthias Müller nachvollziehen kann. „Waschbären sind handwerklich sehr geschickt, das ist bekannt.“ Tatsächlich kann sich der Revierförster an einen ähnlichen Fall aus seiner Kindheit erinnern: „Der Waschbär hat sich in den 1960er-Jahren vom Edersee aus in unserer Region verbreitet. Die Camper dort haben ihre Vorräte im Vorzelt schon immer sicherheitshalber in Behältern mit Schraubverschlüssen aufbewahrt, doch selbst die haben die Waschbären teilweise geöffnet.“
Waschbären breiten sich immer mehr aus
Dass Massen ein bevorzugtes Gebiet für Waschbären sei, ist Müller nicht bekannt „Aber Waschbären sind überall.“ Tatsächlich hatte erst vor wenigen Tagen Deutsche Jagdverband gemeldet, dass die Jäger in der vergangenen Saison so viele Waschbären erlegt hätten wie noch nie. Mit bundesweit 202.000 geschossenen Exemplaren im Zeitraum 1. April 2019 bis 31. März 2020 werde ein Plus von 22 Prozent im Vergleich zur vorigen Saison verzeichnet, teilte der Verband mit.

Dass Waschbären geschickt klettern können, bewies auch diese Artgenosse, der sich im Sommer 2019 einen Garten in Kamen als neues Zuhause auserkoren hatte. © Privat
Das Waschbärvorkommen in Deutschland geht auf nach dem Zweiten Weltkrieg ausgebüxte Tiere und Aussetzungen zurück. Ursprünglich stammt der Waschbär aus Nordamerika. Besonders verbreitet sind die Kleinbären laut dem Deutschen Jagdverband in einem Band vom Nordosten bis nach Hessen. Allein zwischen 2006 und 2017 habe sich das Verbreitungsgebiet der nachtaktiven Kleinbären mehr als verdoppelt.
Peter Kracht jedenfalls wird künftig keine Schnitzel oder andere Lebensmittel auf dem Balkon aufbewahren: „Nicht, dass sich das unter Waschbären noch rumspricht, dass es hier etwas Leckeres zu holen gibt.“
Sauerländerin, Jahrgang 1986. Dorfkind. Liebt tolle Geschichten, spannende Menschen und Großbritannien. Am liebsten draußen unterwegs und nah am Geschehen.
