Was machen die neuen Ministerinnen und Minister der Bundesregierung eigentlich beruflich?
Neue Bundesregierung
Deutschland hat eine neue Bundesregierung mit neuen Chefs in den Ministerien. Stellt sich die Frage: Was machen die 18 neuen starken Männer und Frauen der Republik eigentlich beruflich?
Bundeskanzler ist kein Ausbildungsberuf. Ein Studium zu Bundesministerin oder zum Bundesminister gibt es auch nicht. Mit dem Dienstantritt der neuen Bundesregierung stellt sich die Frage: Was machen die neuen Ministerinnen und Minister der Bundesrepublik Deutschland eigentlich beruflich?
Dass sie alle seit vielen Jahren in der Politik aktiv sind, viele schon diverse Ministerien geleitet oder an anderen verantwortungsvollen Stellen gearbeitet haben, ist bekannt, aber: Was haben sie gelernt, welche Ausbildung haben sie genossen? Wir haben nachgeschaut und sind dabei großzügig gewesen: Neben dem Kanzler und den 16 Ressort-Spitzen haben wir auch auf die Kulturstaatsministerin geschaut. Hier der Überblick:
Bundeskanzler Olaf Scholz (63)
Olaf Scholz (SPD) hat nach seinem Abitur in Hamburg Jura studiert, seit 1985 hat er eine Zulassung als Rechtsanwalt und ist Partner einer Rechtsanwaltskanzlei in Hamburg. Er war vor seiner politischen Karriere Fachanwalt für Arbeitsrecht und Syndikus beim Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften.
Vizekanzler Robert Habeck (52), Minister für Wirtschaft und Klimaschutz
Robert Habeck (Grüne) hat in Freiburg und Hamburg Philosophie, Germanistik und Philologie studiert und darin einen Magisterabschluss erlangt.2000 wurde er mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit zum Dr. phil promoviert. Er arbeitete als freier Schriftsteller und veröffentlichte mehrere Romane.
Chrstian Lindner (FDP) studierte Politik, Staatsrecht und Philosophie in Bonn und erwarb auch den akademischen Grad eines Magisters. Lindner war als freier Unternehmensberater sowie im Stromhandel tätig und gründete mit drei Partnern eine Internetfirma, deren Geschäftsführer er zeitweise war, bevor er die Firma wieder verließ.
Annalena Baerbock (Grüne) studierte Politik an der Uni Hamburg und an der London School of Economics and Political Science. Dort schloss sie ihr Studium 2005 mit einem Master in „Public International Law“ ab. Danach arbeitete sie unter anderem für die Europaabgeordnete Elisabeth Schroedter in Brüssel und Straßburg.
Marco Buschmann (FDP) hat Jura in Bonn studiert. Nach seinem Examen arbeitete er als Rechtsanwalt für eine Kanzlei in Düsseldorf. Heute ist er selbstständiger Rechtsanwalt.
Anne Spiegel (Grüne) hat Politik, Philosophie und Psychologie in Darmstadt, Mainz, Mannheim und Salamanca (Spanien) studiert. 2007 schloss sie in Mainz ihr Studium als Magistra Artium ab. Bevor die politische Karriere begann, arbeitete sie als Sprachtrainerin.
Volker Wissing (FDP) hat nach dem Abitur Jura in Saarbrücken und Freiburg studiert. Das Studium schloss er 1994 ab und promovierte 1997 in Münster. Danach war er zunächst Richter am Landgericht Zweibrücken, dann Staatsanwalt am Landgericht Landau und danach Referent des Justizministers von Rheinland-Pfalz, bevor er wieder ins Richteramt wechselte. Inzwischen hat er eine eigene Kanzlei für Wirtschaftsrecht.
Bettina Stark-Watzinger (53), Ministerin für Bildung und Forschung
Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat Volkswirtschaft in Mainz und Frankfurt studiert und einen Abschluss als Diplom-Volkswirtin. Nach dem Studium arbeitete sie bei der BHF Bank in Frankfurt, bevor sie nach Großbritannien ging und in London unter anderem ein Studium der Psychologie absolvierte. Anschließend arbeitete sie an verschiedenen Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Cem Özdemir (Grüne) absolvierte nach der Mittleren Reife an der Realschule eine Ausbildung zum Erzieher. Anschließend erwarb er die Fachhochschulreife und studierte Sozialpädagogik in Reutlingen. Er schloss das Studium als Diplom-Sozialpädagoge ab. Studienbegleitend arbeitete Özdemir als Erzieher und als freier Journalist für den Reutlinger General-Anzeiger und ein Lokalradio.
Claudia Roth (66), Staatsministerin für Kultur und Medien
Claudia Roth (Grüne) hat nach dem Abitur in München Theaterwissenschaft, Geschichte und Germanistik studiert, das Studium aber nach zwei Semestern abgebrochen. Danach arbeitete sie als Dramaturgie-Assistentin und Dramaturgin in Dortmund und Unna. In Unna war sie auch Mitarbeiterin im Vermittlungsbüro für Freie Gruppen und Amateurtheater. Seit 1982 war Claudia Roth Managerin der Politrockband Ton Steine Scherben um Rio Reiser, bis sich die Band 1985 auflöste.
Karl Lauterbach (SPD) studierte nach dem Abitur Medizin in Aachen und San Antonio (USA), promovierte dann an der Uni Düsseldorf. Danach studierte er in Harvard und erwarb dort zum einen einen Master of Public Health mit Schwerpunkten Epidemiologie sowie und zum anderen einen Master in Health Policy and Management. Er ist approbierter Arzt und gründete 1996 als neu berufener Professor das Institut für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft in Köln. Inzwischen ist das Institut umbenannt in Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie.
Nancy Faeser (SPD) studierte Jura in Frankfurt. Seit ihrem zweiten Staatsexamen im Jahr 2000 arbeitet sie als Rechtsanwältin, aktuell in der Wirtschaftskanzlei Görg in Frankfurt.
Christine Lambrecht (SPD) hat in Mannheim und Mainz Jura studiert. 1995 bestand sie das Zweite Staatsexamen und parallel die Prüfung in einem Aufbaustudiengang zur Magistra der Verwaltungswissenschaften. Danach arbeite sie als selbständige Rechtsanwältin in Viernheim und unterrichtete einige Zeit Handels- und Gesellschaftsrecht an der Berufsakademie Mannheim.
Hubertus Heil (49), Minister für Arbeit und Soziales
Hubertus Heil (SPD) hat Politikwissenschaft und Soziologie in Potsdam und an der Fernuni Hagen studiert, wo er es auch 2006 abschloss. Er war Mitarbeiter der brandenburgischen Landtagsabgeordneten Heidrun Förster und der Bundestagsabgeordneten Eva Folta.
Klara Geywitz (SPD) hat in Potsdam Politikwissenschaft studiert und das Studium mit dem Diplom abgeschlossen. Nach dem Studium arbeitete sie als Referentin der SPD Brandenburg und seit August 2020 beim Landesrechnungshof Brandenburg.
Svenja Schulze (53), Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Svenja Schulze (SPD) hat in Bochum Germanistik und Politik studiert und dort die Magister-Prüfung absolviert. Anschließend arbeitete sie zunächst freiberuflich im Werbe- und PR-Bereich, später dann als Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt auf dem öffentlichen Sektor.
Wolfgang Schmidt (SPD) studierte Jura in Hamburg und Bilbao (Spanien), arbeitete als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Hamburg, bevor er das zweite juristische Staatsexamen ablegte. Anschließend arbeitete er für Olaf Scholz in dessen diversen Ämtern, unter anderem als dieser SPD-Generalsekretär und Bundesarbeitsminister war. Er war zudem Direktor der Vertretung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Deutschland.
Steffi Lemke (Grüne) hat nach dem Besuch einer Polytechnischen Oberschule in Dessau eine Ausbildung zur Zootechnikerin gemacht, bevor sie einige Jahre als Postbotin arbeitete. Nebenbei bestand sie das Abitur und studierte dann Agrarwissenschaft in Berlin und beendete das Studium als Diplom-Agraringenieurin (Fachrichtung Tierproduktion).
Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.