Waltroper steht in der Vollsperrung auf der A2 „Mein Nachbar pinkelt gerade in eine Flasche“

Waltroper steht in der Vollsperrung auf der A2: „Mein Nachbar pinkelt gerade in eine Flasche“
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Der 57-jährige Waltroper war auf dem Weg zur Arbeit. Er leitet das Forsthaus, die ordnungsbehördliche Unterbringung für wohnungslose Männer und Frauen in Recklinghausen. „Ich bin in Henrichenburg aufgefahren. Dann wunderte ich mich, warum ein Bus vor mir plötzlich bremste“, schildert Klaus Horn.

Die rechte Spur war sofort dicht, „da bin ich noch auf die mittlere Spur ausgewichen. Und dann sah ich vor mir das Blaulicht.“ Weit könne er nicht von der Unfallstelle entfernt sein, vermutet der Waltroper.

Und dann steht sein Wagen. „Hier geht nichts mehr.“ Im Grunde hätten sich alle Beteiligten zunächst vorbildlich an die Vorgaben für die Rettungsgasse gehalten. „Bis auf ein Auto. Das ist mit Warnblinker durchgefahren“, erzählt der Waltroper.

Als er aus dem Radio erfährt, dass die Autobahn wohl bis Mittag gesperrt bleiben soll, gehen ihm zwei Gedanken durch den Kopf. Zum einen: „Warum geben die um 8.30 Uhr an, dass die Sperrung bis 12.30 Uhr - also vier Stunden lang - dauert. Wie können sie das wissen?“ Zum anderen: Eine Klientin hatte am Freitagvormittag einen Arzttermin, zu dem Klaus Horn sie begleiten sollte. „Ich habe ihr gesagt, das wird nichts, sie soll ihn absagen.“

„Der Kaffee ist zwar leer, aber im Auto ist es warm“

Ein Kollege von ihm, der auch in Waltrop wohnt, hatte mehr Glück. Er hatte sich an diesem Morgen für die Fahrt „über die Dörfer“ entschieden.

„Und dann habe ich mir gesagt: Was soll ich machen? Der Kaffee ist zwar leer, aber im Auto ist es warm, ich habe eine dicke Jacke an, es ist genug Sprit im Tank“, schildert Klaus Horn.

Und nachdem das Wichtigste geregelt ist, schaut er sich um. „Ein Nachbar putzt gerade das Fenster seines Autos. Ein anderer fragte mich, ob ich wisse, wie lange das hier dauert. Ich sagte ihm, wohl bis Mittag. Und da hat mein Nachbar dann in eine Flasche gepinkelt.“

Dann beobachtet der Waltroper, wie ihm eine Frau mit einem Korb zu Fuß entgegenkommt. „Ich schätze mal, die waren zu zweit im Auto und sie ist dann zur Abfahrt gelaufen, um dort abgeholt zu werden.“

Ein Polizeiwagen der "Unfallaufnahme" steht an der Unfallstelle auf der A2.
Ein Polizeiwagen der "Unfallaufnahme" steht an der Unfallstelle auf der A2. © Ralf Deinl

Aus der Berichterstattung unserer Redaktion erfährt der 57-Jährige, dass ein Mensch ums Leben gekommen ist. Da muss er schlucken. „Aber ich habe es befürchtet“, sagt Klaus Horn.

Er hat schon einmal eine Vollsperrung durchlebt - das war vor rund 20 Jahren. „Da hatte sich ein LKW um einen Brückenpfeiler gewickelt und hat seine Ladung verloren. Damals hatte ich keine Heizung im Auto und hatte für die Nacht Unterschlupf bei einem LKW-Fahrer bekommen, der eine Standheizung hatte.“

Zurück ins Hier und Jetzt: Gegen 10.30 Uhr durften die wartenden Autos offiziell drehen. Nach und nach wurden sie entgegen der Fahrtrichtung von der Autobahn Richtung Henrichenburger Ausfahrt geleitet. Darunter auch Klaus Horn. Er ist letztlich „über die Dörfer“ gefahren und ist sicher in Recklinghausen angekommen.

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