Sascha Müller baut Tierkrematorium für 6,5 Mio. Euro Sogar Pferde werden dort eingeäschert

Sascha Müller baut für 6,5 Mio. Euro ein Tierkrematorium an der Pannhütt
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Es dauert ungefähr sechs Stunden, bis ein Pferd bis auf die Knochen vollständig verbrannt ist. Bei einer Katze oder einem Hund geht es schneller, erklärt Sascha Müller. Bei Temperaturen von bis zu 1200 Grad Celsius vergehen 30 bis 60 Minuten, bis von einem Kleintier nur noch das Skelett übrig ist. Der umtriebige Bestatter aus Waltrop muss das wissen. Denn er baut gerade ein Tierkrematorium. An der Straße Zur Pannhütt entsteht auf einem ehemaligen Gelände des Unternehmens HeidelbergCement eine Einrichtung, wie man sie in hiesigen Gefilden lange suchen müsse, erklärt Müller. Die erste Einäscherung soll in der rund 6,5 Millionen Euro teuren Anlage bereits am 20. Februar 2024 erfolgen.

Einziges Krematorium für Pferde im Umkreis

Schon vor Jahren habe er das 7500 Quadratmeter große Gelände gekauft, sagt Müller. Und bereits während seiner Planungen für das Humankrematorium „Atrium Park“, das 2012 an der Borker Straße in Betrieb ging, habe er sich Gedanken über eine Variante für Tiere gemacht: „Immer mehr Leute wollen sich verbrennen lassen. Und auch immer mehr Halter wollen ihre Tiere einäschern lassen. Sie leben mit ihnen unter einem Dach. Gut, bei einem Pferd ist das vielleicht nicht der Fall. Aber Menschen bauen eine persönliche Beziehung zu einem Tier auf.“ Die Einäscherung von Kleintieren würden zwar auch andere anbieten, aber in einem Umkreis von gut und gerne 100 Kilometern, schätzt Müller, finde sich kein einziges Krematorium für Pferde. Kurz vor der niederländischen Grenze gebe es zwar eine Anlage, die sich um Pferdekadaver kümmere. Allerdings würden die Tiere dort nicht verbrannt, sondern in Lauge aufgelöst.

Rohbau des Tierkrematoriums Animalium in Waltrop. Vor dem eingerüsteten Rohbau sind zwei Arbeiter und ein Kran zu sehen.
Der Rohbau für das Animalium steht bereits. © Tobias Mühlenschulte

Zwei Öfen kosten 1,6 Millionen Euro

Nein, sein Krematorium („Animalium Waltrop“) werde nicht stinken, versichert Müller. „Das waren auch damals beim Humankrematorium schon die Fragen: Qualmt das? Riecht das?“, erinnert sich Müller an die offenbar unbegründeten Sorgen von Anwohnern. Seit 2012 habe er die Anlage an der Borker Straße stetig erweitert, heute sind dort drei Öfen in Betrieb. Das Genehmigungsverfahren für die Tierverbrennungsanlage an der Pannhütt habe zwei Jahre gedauert, mit den Planungen dafür habe er vor etwa fünf Jahren begonnen. „Ich hoffe, dass wir mit sechs bis 6,5 Millionen Euro auskommen“, sagt Müller. Alleine die zwei Öfen – einer für Kleintiere, einer für Pferde – würden inklusive Filteranlage rund 1,6 Millionen Euro kosten.

Trockenheizen dauert zwei Monate

Das Mauern der Öfen aus Schamottsteinen wird das Verdener Unternehmen H.R. Heinicke übernehmen, für das Gebäude an sich sind die Waltroper Gebrüder Lorenz als Generalunternehmer zuständig. „Der Bau der Öfen wird etwa sechs bis sieben Wochen dauern“, erklärt Müller. „Anschließend müssen wir die Anlagen noch zwei Monate lang trockenheizen, bevor wir den Betrieb aufnehmen können.“

Bestatter Sascha Müller aus Waltrop schaut durch ein Fenster im Rohbau seines Tierkreamatoriums in eine Halle.
An diesem Fenster können trauernde Halter beobachten, wie ihr Tier in einen der beiden Öfen geschoben wird. © Tobias Mühlenschulte

Rohbau und Elektrik sind fertig

Der Rohbau des Animaliums ist fertig, die Elektrik ist auch schon installiert. „Wir haben alleine zehn Kilometer Datenkabel verlegt, das wird schon High End hier“, sagt der Bestatter während eines Rundgangs über die Baustelle. Technik und Pietät sollen an der Pannhütt Hand in Hand gehen: „Wir freuen uns darauf, mit den Familien die Verabschiedungen von ihren Tieren zu machen.“ Und so gibt es neben mehreren Abschiedsräumen auch ein Fenster, an dem Besitzer zusehen können, wie ihr geliebtes Tier dem Ofen zugeführt wird. Ganz allgemein soll viel aus dem Bereich der menschlichen Bestattung adaptiert werden.

Bestatter holen Pferde ab

Tote Hunde und Katzen werden für gewöhnlich von ihren Besitzern in ein Tierkrematorium gebracht. „Pferde holen wir in der Regel mit eigenen Bestattungswagen ab“, so der Bauherr. Und da würden nicht einfach irgendwelche Fahrer geschickt, sondern ausgebildete Bestatter. „Die wissen, wie man sich benimmt und mit den trauernden Familien spricht, das ist ganz wichtig.“ Das Gelände des Animaliums werde einem Park gleichen, kündigt Müller an. Auch ein Kolumbarium werde es geben. Neben einem Koi-Teich kann der Unternehmer sich auch eine Alpaka-Wiese vorstellen. Das Gebäude selbst werde mit Holz verkleidet, auf das Dach kommt eine Photovoltaik-Anlage, außerdem werden zwei Zisternen gebaut.

Halle des Rohbaus für ein Tierkrematorium in Waltrop.
In dieser Halle werden ein Ofen für Kleintiere und ein Ofen für Pferde stehen. © Tobias Mühlenschulte

Versandlager für Online-Shop

Zwischen zehn und 20 Liter bleiben übrigens von einem Pferd übrig, nachdem die Knochen von der Mühle pulverisiert worden sind, erklärt Müller. Für die Anfangszeit des Animaliums rechnet er mit ein bis zwei Pferden pro Tag. Die passende Urne finden „Hinterbliebene“ im Online-Shop des Tierkrematoriums. Das Versandlager des Shops entsteht neben dem Krematorium. Zum Start wird es zwölf Arbeitsplätze an der Pannhütt geben.

Animalium-Inhaber Sascha Müller (links) steht mit Christian Speda, einem seiner Teilhaber, vor dem Rohbau seines Tierkrematoriums.
Animalium-Inhaber Sascha Müller (l.) mit Christian Speda, einem seiner Teilhaber. © Tobias Mühlenschulte

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