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Husemannstraße: Krebskranke Brandstifterin bittet weinend um Entschuldigung
Prozess gegen Waltroperin (47)
Eine Rollstuhlfahrerin aus Waltrop legte im vergangenen Jahr im Treppenhaus an der Husemannstraße Feuer. Jetzt stand die 47-Jährige vor Gericht - doch zuvor kam ein Unschuldiger in Haft.
Es war eine Kurzschlusshandlung mit dramatischen Folgen: Vor rund sieben Monaten hat eine Rollstuhlfahrerin aus Waltrop in ihrem Treppenhaus die Sporttasche eines Bekannten angezündet. Kurz darauf brannte die Holztreppe, es gab kein Entkommen mehr. Zwei Nachbarn mussten per Drehleiter gerettet werden, sie selbst wurde von der Feuerwehr mithilfe einer Spezialausrüstung durch den dicken Qualm nach draußen getragen. Am Donnerstag (6.1.) ist die 47-Jährige am Amtsgericht Recklinghausen verurteilt worden. Die Strafe: ein Jahr und zehn Monate Haft auf Bewährung.
Verdacht fiel erst auf einen Bekannten der Waltroperin
Dass die Angeklagte das Feuer gelegt hatte, hatte sich zunächst niemand vorstellen können. Der Verdacht war sofort auf ihren engsten Bekannten gefallen, einen Obdachlosen, der bei ihr ein- und ausging. Er saß dann auch tatsächlich drei Wochen lang unschuldig in Untersuchungshaft.
Im Prozess wollte die Waltroperin dann aber sofort reinen Tisch machen. Ja, sie habe das Feuer gelegt, sagte sie den Richtern. Eine Nachbarin und ihren Bekannten, die als Zeugen erschienen waren, bat sie unter Tränen um Entschuldigung.
Die 47-Jährige ist seit 2019 an den Rollstuhl gefesselt. Seit dieser Zeit hat sie ihre Wohnung in der Husemannstraße nicht mehr verlassen. Ihr obdachloser Bekannter bot offenbar seine Hilfe an, muss sich aber wohl fürchterlich aufgeführt haben.
„Er hat meine ganze Wohnung vermüllt“, sagte die Angeklagte vor Gericht. „Er hat mir alles verboten. Ich durfte fast keinen Besuch mehr empfangen.“ Auch ihre Enkelkinder habe sie kaum noch sehen dürfen.
„Ich wollte ihm eins auswischen“
„Am Tattag ist bei ihr schließlich alles hochgekocht“, sagte ihr Verteidiger Olaf Krekeler. Die alkoholisierte Angeklagte wollte ihren Bekannten vor die Tür setzen, schmiss seine Sporttasche in den Hausflur und zündete sie an. „Ich wollte ihm eins auswischen“, erklärte sie den Richtern.
Dass das gesamte Holz-Treppenhaus in Brand geraten könnte, hatte sie sich wohl im Traum nicht vorstellen können. Doch genau das ist passiert. Ein Brandsachverständiger sprach später von konkreter Lebensgefahr für sie und ihre Nachbarn, die alle im 1. Obergeschoss des Hauses wohnten.
Betreutes Wohnen
Als sie ein paar Wochen nach dem Brand schließlich doch noch in Untersuchungshaft kam, wurde bei ihr auch noch eine schwere Krebsdiagnose gestellt, die zurzeit per Chemotherapie behandelt wird. Auch im Gefängnis war die 47-Jährige komplett isoliert.
Das soll sich nun ändern. Nach dem Urteil wurde die Waltroperin sofort in eine Kurzzeitpflege gebracht. Von dort soll es später weiter in eine betreute Wohneinrichtung gehen. Darum will sich ihre Betreuerin kümmern.