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Wahlnachlese: Wieder sechs Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Borken
Bundestagswahl
Das Westmünsterland stellt wie im Jahr 2017 gewählten Bundestag erneut ein halbes Dutzend Abgeordnete. Direkt zogen Anne König und Jens Spahn für die CDU in den beiden Wahlkreisen ein.
Am längsten warten musste Sarah Lahrkamp. „Erst gegen Morgen war es klar, dass es geklappt hat“, sagte die 40-jährige SPD-Politikerin aus Ochtrup gestern Vormittag. Ob sie überhaupt geschlafen hat? „Ich hab’s zumindest versucht.“ Auf Rang 24 der NRW-Landesliste positioniert, zieht auch sie in den Bundestag ein und ist damit Abgeordnete Nummer sechs aus der Region.
„Ich bin gerade dabei zu packen“, sagte Lahrkamp beim Anruf aus der Redaktion. Und auch wenn die Liste letztlich bis Platz 32 gezogen habe, sei es bis zuletzt spannend gewesen, sagte die Ochtruperin, die gegen den Sieger im Wahlkreis 124 (Borken I/Steinfurt I), Jens Spahn, mit 28,4 Prozent ein mehr als respektables Ergebnis holte.
Mit den beiden Direktkandidaten Anne König (Wahlkreis 126) und Jens Spahn sowie den über die jeweiligen Landes-Listen ihrer Parteien eingezogenen Nadine Heselhaus (SPD), Karlheinz Busen (FDP) und Dr. Michael Espendiller (AfD) stellt die Region damit wie im 2017 gewählten Bundestag erneut ein halbes Dutzend Abgeordnete.
Während Grünen-Kandidat Bernhard Lammersmann (Wahlkreis 126) keinen Platz auf der Landesliste seiner Partei hatte, reichte Platz 37 von Alexandra Schoo (Wahlkreis 124) am Ende dann doch nicht: Hier zog die Liste nur bis Platz 24.

Wieder im Bundestag: Jens Spahn (CDU) © dpa
Abgesehen von der Abgeordnetenzahl aber war am Sonntag vieles anders in den beiden Wahlbezirken, dem Wahlkreis 126 (Borken II) und 124 (Borken I/Steinfurt I). Einige Zahlen und Entwicklungen im Überblick.
- Erstmals gelang es der CDU nicht, in mindestens einer Kommunen im Kreis Borken die absolute Mehrheit der Zweitstimmen zu holen. Das war 2017 noch in fünf Gemeinden geglückt. Mit 12,7 Prozent fiel das Minus in Südlohn am höchsten aus. Die beiden Direktkandidaten der CDU holten in ihrer Heimatstadt aber gute Ergebnisse: Jens Spahn bekam in Ahaus 51,2 Prozent der Erststimmen, Anne König in Borken 46,6 Prozent. In Raesfeld-Homer holte sie sogar fast 70 Prozent.

Im Bundestag: Anne König (CDU) © pd
- Königs Erststimmenergebnis im Wahlbezirk Borken II (43,7 Prozent) gehört zu den besten der Union bundesweit. NRW-weit schaffte nur Carsten Linnemann (Wahlkreis Paderborn/Gütersloh II) mit 47,9 Prozent ein besseres Ergebnis. Unterm Strich bleibt das CDU-Ergebnis im Kreis Borken zwiespältig. Mit 36,6 Prozent der Zweitstimmen war es das drittbeste Ergebnis der Union im Bund nach Cloppenburg-Vechta und Bad Kissingen. Gleichzeitig gab es für die CDU im Kreis Borken fast 30.000 Stimmen weniger als 2017.

Im Bundestag: Sarah Lahrkamp (SPD) © Sarah Lahrkamp
- Die SPD lag in beiden Wahlkreisen bei den Zweitstimmen über dem Bundesergebnis von 25,4. Das war früher meist anders, als die SPD im Kreis Borken oft deutlich unter ihrem Bundesergebnis blieb. Die beiden SPD-Kandidatinnen holten durchaus unterschiedliche Ergebnisse in ihren Heimatgemeinden: Nadine Heselhaus kam auf 21,35 Prozent der Erststimmen in Raesfeld. Sarah Lahrkamp (34,6 Prozent) fehlten nur rund 300 Stimmen, um in Ochtrup Jens Spahn (37,4 Prozent) zu schlagen.

Im Bundestag: Nadine Heselhaus (SPD) © pd
- Während die Grünen bundesweit um 5,8 Prozentpunkte zulegten, waren es vor Ort plus 7,6 Punkte (Wahlkreis 126) und 7,2 Punkte (Wahlkreis 124). Nur in Heek (8,7 Prozent) bleiben die Grünen einstellig.
- In allen Kommunen zweistellig war auch die FDP mit ihrem Zweitstimmenergebnis, obschon es in 16 der 17 Kommunen leichte Verluste gab. Nur in der Heimatstadt des Abgeordneten Busen, in Gronau, legte die FDP zu, wenn auch nur um 0,1 Prozentpunkte.

Wieder im Bundestag: Karl-Heinz Busen (FDP) © pd
- Kurios: Obschon die Linke in den örtlichen Wahlkreisen mit 2,4 Prozent der Zweitstimmen (Wahlkreis 126) und 2,9 Prozent (Wahlkreis 124) kaum eine Rolle spielte, schaffte sie einen Spitzenplatz in der Wahlstatistik. Das Minus von 1,8 Prozentpunkten bei den Stimmen im Wahlkreis 126 war der geringste Verlust der Linken in ganz Deutschland.

Wieder im Bundestag: Dr. Michael Espendiller (AfD) © © Espendiller privat