Wärmepumpe für 22.000 Euro nicht erhalten Rentner aus Kamen schaltet Polizei ein

Wärmepumpe angezahlt und nicht erhalten: Rentner schaltet Polizei ein
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Über ein Jahr nach Vertragsunterzeichnung wartet Hans-Uwe Wilhelm noch immer auf seine Wärmepumpe, die er in einem Kamener Installationsbetrieb bestellte. Der 82-Jährige aus Methler ist schier verzweifelt, weil er sich seit vielen Monaten von dem Handwerksunternehmen, das bis vorigem Jahr am Technopark-Kreisel seinen Sitz hatte, im Stich gelassen fühlt. 22.000 Euro zahlte der frühere Elektrotechniker im April vergangenen Jahres an. Eigentlich sollte die Wärmepumpe in der zweiten Jahreshälfte 2022 eingebaut werden. Bisher allerdings: Fehlanzeige.

Nach zahlreichen geplatzten Terminen für den Einbau platzte dem Senior, der mit seiner Ehefrau Bärbel seit 1977 in dem idyllischen Ortsteil lebt, nun selbst der Kragen. Er erstattete jetzt Anzeige gegen den Installationsbetrieb wegen Warenbetrugs.

Das Fundament und einige Leitungen hat die Firma montiert. Danach ist nichts mehr geschehen.
Das Fundament und einige Leitungen hat die Firma montiert. Danach ist nichts mehr geschehen. © Stefan Milk

Mit der Entscheidung für eine Wärmepumpe der Zeit etwas voraus

Als Hans-Uwe Wilhelm sich entschied, eine Wärmepumpe für sein Eigenheim in Methler einzubauen, war er der Zeit etwas voraus. Bereits Anfang vorigen Jahres begann der Elektrotechniker zu recherchieren, wie er seine in die Jahre gekommene Erdgas-Heizung ersetzen kann. „Die ist mehr als 20 Jahre alt, röhrt, wenn der Brenner anspringt und meldet immer mal wieder schon einen technischen Fehler“, berichtet der 82-Jährige.

Dass eine Woche nach Vertragsunterzeichnung gleich ein Betrag von 22.000 Euro fällig wurde bei einem Gesamtpreis von 31.414 Euro, machte den Senior nicht stutzig. „Wenn es ein Unternehmen aus dem Internet gewesen wäre, dann hätte ich das nicht gemacht. Aber eine Kamener Firma, deren Namen ich kannte, erweckte kein Misstrauen“, sagt er. Erst als die Firma plötzlich aus Kamen wegzog und telefonisch nicht mehr erreichbar war, wurde ihm mulmig.

Uwe Wilhelm aus Methler mit den Schriftstücken, mit denen er seinen Fall dokumentiert hat. Er stellte jetzt Anzeige gegen die Firma aus Kamen.
Uwe Wilhelm aus Methler mit den Schriftstücken, mit denen er seinen Fall dokumentiert hat. Er stellte jetzt Anzeige gegen die Firma aus Kamen. © Stefan Milk

Anzeige landet im Kommissariat Betrugsdelikte

Die Kreispolizei in Unna bestätigte an diesem Mittwoch, dass die Anzeige von Hans-Uwe Wilhelm gegen die Handwerksfirma aus Kamen eingegangen ist.

Polizeikräfte aus dem Kriminalkommissariat 2 „Betrugsdelikte“, das seinen Sitz in Bergkamen hat, gehen nun dem Verdacht nach, bevor die Staatsanwaltschaft Dortmund eingeschaltet wird. „Bisher liegen keine Ermittlungsergebnisse vor, weil die Anzeige noch relativ frisch ist“, teilte Polizeisprecher Bernd Pentrop auf Anfrage der Redaktion mit.

Wilhelm ermittelte sogar auf eigene Faust. Als er entdeckte, dass die Firma auch eine Adresse in Hamm hat, guckte er sich das an. Dort fand er jene Handwerkswagen vor, die zuvor vor dem Betrieb am Technopark-Kreisel parkten.

An dieser Stelle kommen die Leitungen, die am Sockel der Wärmepumpe beginnen, im den Keller des Hauses an. Nur die Wärmepumpe ist noch nicht angekommen.
An dieser Stelle kommen die Leitungen, die am Sockel der Wärmepumpe beginnen, im den Keller des Hauses an. Nur die Wärmepumpe ist noch nicht angekommen. © Stefan Milk

Firma aus Kamen streitet die Vorwürfe ab

Das Unternehmen streitet auf Anfrage der Redaktion die Vorwürfe allerdings ab. „Davon ist nichts wahr. Es gibt null Beweise. Wir haben noch vor, die Wärmpumpe einzubauen“, hieß es am Mittwoch auf Anfrage der Redaktion „Sobald das Material da ist, wird der Einbau erfolgen. Wir können nichts daran ändern, dass kein Material vorhanden ist.“ Wo nach dem Auszug aus dem Technopark der aktuelle Firmensitz ist, darauf gab es keine Antwort.

Für den Rentner aus Methler, der in seinem Haus die Wärmewende einleiten wollte, sind die Monate des Wartens der reine Horror. Im September habe die Firma noch Vorarbeiten geleistet mit einem Mauerdurchbruch und Fundament. Daraufhin platzten mehrere angekündigte Einbautermine zwischen Oktober und April, ohne dass es Absagen gab, zuletzt der Mittwoch nach Ostern. „Ich habe alles vorbereitet. Aber wer immer nicht kam, war diese Firma“, sagt Wilhelm konsterniert. Über seine Rechtsanwältin setzte er eine Frist für den Einbau bis zum 10. Mai, die nun verstrich.

Hoffnung auf eine Lösung noch nicht verloren

Wilhelm hofft nun, dass es noch irgendeine Lösung gibt, dass er doch noch an seine Wärmepumpe kommt – möglicherweise über Herstellerfirma und Vertriebspartner, bei denen sein Gerät in Auftrag gegeben wurde.

Ansonsten wäre für ihn die Wärmewende beendet, bevor sie richtig angefangen hat. Wilhelm: „Und meine alte Heizung fliegt bald auseinander. Ja, im wahrsten Sinne des Wortes. Da fühlt man sich schon verarscht.“

Inzwischen hat sich ein weiterer Kunde gemeldet, der ebenfalls 22.000 Euro für eine Wärmepumpe zahlte, die ebenfalls nicht geliefert wurde.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 24. Mai 2023.

Drama um nicht gelieferte Wärmepumpe: Auch ein Bochumer zahlte 22.000 Euro