Vorbild ASC 09 und Heessen Daniel Krahn will den Königsborner SV zum „Leuchtturm“ machen

Vorbild ASC 09 und Heessen
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Daniel Krahn spielte als Kind beim BSV Heeren, über die Kreisauswahl gelang ihm der Sprung zur Hammer Spvg. In der B- und A-Jugend spielte Stürmer Daniel Krahn dann für Königsborn. „Ich war kein besonders guter Fußballer, aber ich wusste, wo das Tor steht. Nach dem Bezirksliga-Aufstieg mit der U19 wechselte er zum SV Holzwickede in die Verbandsliga, bis ihn ein Kreuzbandriss stoppte. „Das war besonders bitter, weil sich Preußen Münster bei mir gemeldet hat“, sagte Krahn.

Als er sich bei seinem Comeback das andere Knie „zerfetzte“, wie Krahn selbst sagt, war er Sportinvalide. Fortan kickte er mit Freunden beim KSV in der dritten Mannschaft, ehe ihn Mitte 20 der dritte Kreuzbandriss ausbremste. „Ich habe meiner Frau gesagt: Wenn ich nochmal mit einer Fußballtasche in der Wohnung stehe, soll sie mir mit der Bratpfanne gegen den Kopf schlagen“, scherzte Krahn. Krahn besitzt einen Trainerschein, war Kreisauswahl-Trainer des heutigen Königsborner Top-Torjägers Val-Leander Wettklo und hospitierte bei Herman Gerland bei den Bayern als Trainer. Wir haben mit dem heutigen Vorsitzenden des KSV im XXL-Interview gesprochen.

Herr Krahn, Banken bauen Schalterfilialen ab, Sie betreiben eine Online-Portal, auf der ich Reisen buchen kann - ist da eine analoge Geschäftsstelle nicht aus der Zeit gefallen?

Auf keinen Fall, weil wir als Verein mit unseren knapp 1200 Mitgliedern in der Verantwortung stehen, Begegnungsstätten zu schaffen. Als Mehrspartenverein haben wir das Problem, dass wir eh sehr verteilt sind und keinen zentralen Ort haben. Der Fußballplatz liegt auch am Rande des Stadtteils Königsborns. So bieten wir mit der Geschäftsstelle mitten im Zentrum eine Anlaufstelle für unsere Mitglieder. Wir haben auch aber keine vernünftigen Räume, in denen wir mal eine Besprechung durchführen können oder normal am Verein arbeiten können. In der Schumann-Arena müsste man dafür direkt das Vereinsheim schließen.

Was ist Ihnen die Geschäftsstelle wert?

Die Miete ist im dreistelligen Bereich angesiedelt und damit nicht mal ein Euro pro Mitglied pro Monat. Renoviert haben wir es, haben aber auch einen guten Vermieter, der die Böden neu gemacht hat. Wir sind mit dem Standort und dem Preisniveau zufrieden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

Wollten Sie nicht näher an die Unnaer City heran?

Nein, wir wollten im Stadtteil Präsenz schaffen. In der Zeitung steht meistens nur etwas von den Fußballern. Der Verein hat aber auch eine extrem große Turnabteilung mit über 400 Mitgliedern, von denen viele auch Gesundheitssport machen. Senioren haben in Königsborn kaum eine Adresse, wo sie zusammen an einen Frühstückstisch kommen können. Das wollen unsere Übungsleiter forcieren und auch Gesundheitsgymnastik in den Räumen anbieten. Viele Senioren wären nicht in der Lage, nach Unna zu kommen.

Ist es nicht eine kommunale Aufgabe, eine Begegnungsstätte zu schaffen?

Ja, das wäre theoretisch eine kommunale Aufgabe. Aber ich habe die Erfahrung gesammelt, dass man die Sachen doch besser selber angeht, wenn man sie haben möchte.

Was wäre Ihnen lieber gewesen, wenn Sie die Wahl hätten: Die Räume der Geschäftsstelle, in denen wir unser Interview führen oder eine Tribüne und ein neues Gebäude mit einem Kabinentrakt im Stadion?

Dann würde ich immer noch die Geschäftsstelle nennen. Sie ist wichtiger - erst einmal. Aber wir müssen zusehen, dass wir relativ zeitnah auch eine überdachte Tribüne bekommen. Mir reicht da erstmal nur eine Überdachung ohne Sitzplätze. Der Kabinentrakt ist auf jeden Fall ein Thema, bei dem wir in Kontakt mit der Stadt sind. Das ist auf jeden Fall kein Dauerzustand.

Wie ist der Zustand aktuell?

Meiner Meinung sehr schlecht. Es gibt eine Norm der Hochschule Köln, wie Kabinen von der Größe her sein sollen. Da sind wir deutlich kleiner unterwegs. Wir haben auch nur vier Kabinen, zwei sind immer mit einem Duschraum verknüpft. Wenn wir auf Damen- und Mädchenfußball gehen wollen, wird es super schwierig. Dann können wir nur noch eine benutzen und haben richtige Platzprobleme.

Und der Modernisierungsstand?

Für jeden sichtbar ist, dass wir Schimmelprobleme haben. Da ist die Stadt informiert und arbeitet mit Hochdruck daran. Das Gebäude ist städtisch, es gehört nicht uns. Wir können nur drauf aufmerksam machen.

Was für eine Ausstattung würden Sie sich wünschen?

Was die Abteilung Fußball angeht, sind wir der größte Fußballverein der Stadt, haben aber die schlechteste Kabinen- und Vereinsheim-Infrastruktur. Da würde ich mir sehr wünschen, dass wir Unterstützung bekommen. Ich hatte aber auch ein gutes Gespräch mit dem Bürgermeister. Mein Gedanke ist eigentlich, dass das ganze Gebäude deutlich vergrößert und modernisiert wird. Ob das bei der Bestandsimmobilie möglich ist oder ob man abreißt und neu baut... Aufstocken ist aufgrund der Statik nicht möglich. Das sind ambitionierte Ziele, wir müssen es aber in den nächsten Jahren angehen. Als wir vor der Pandemie den Fußballvorstand übernommen haben, lagen wir bei 50 Kindern. Jetzt sind wir trotz Pandemie bei über 300. Wir stoßen einfach an Kapazitätsgrenzen.

Haben Sie einen Zeitplan?

Nein, wir haben kein „Projekt 2026“ oder etwas in der Art. So wie wir in den letzten Jahren am Sportlichen gearbeitet haben, wollen wir auch an den infrastrukturellen Plänen arbeiten. Das muss sein. Ohne bestmögliche Unterstützung der Stadt kriegst du das als Sportverein aber nicht gelöst.

Dafür müssen Mittel bereitgestellt werden und Wille aus der Politik da sein. Müssen Sie da viele Klinken putzen?

Das würde ich nicht unbedingt sagen. Wir wissen, wer Ansprechpartner ist. Wir wollen diesen Weg weitergehen und uns als Leuchtturmverein sehen. Das ist unsere Vision. So können wir uns immer hinterfragen: Ist unser Social-Media-Auftritt Leuchtturm-mäßig? Ist unser Sport und sind die Übungsleiter Leuchtturm-mäßig. Da sind wir noch lange nicht. Meine Vorstandskollegen und Trainer, auch in den Abteilungen, arbeiten professionell, damit wir uns für die Zukunft bestmöglich aufstellen. Alleine schaffen wir es aber nicht.

Hat der Verein Möglichkeiten, selbst mit ehrenamtlichem Arbeitseinsatz und Know-how Kosten bei Infrastrukturprojekten zu sparen?

Ein klares Ja. Wir haben zum Beispiel einen Jugendfußballtrainer, der Architekt ist und Bereitschaft signalisiert hat, Pläne zu erstellen. Daran scheitert es nicht.

Welche Infrastruktur-Projekte haben für Sie nun Priorität?

Wir müssen für die Turner an der Hallensituation etwas ändern. Wenn man näher hinguckt, sind auch einige Hallen nicht in dem Zustand, wie sie sein sollten. Da Sport zu machen, ist eine spannende Geschichte. Da muss dringend was gemacht werden. Die Frage ist: Was können wir selber machen und was ist Aufgabe der Stadt? Unsere To-do-Liste in Richtung der Stadt ist da sehr lang geworden. Auch die Parkplatzsituation ist schwierig, da wir kein Grundstück haben. Wir haben schon Ärger mit dem Betrieb gegenüber. Theoretisch wäre es möglich, dass wir an der Straße „An der Stadtgrenze“ Parkboxen genehmigt bekommen und wir dort einen zweiten separaten Eingang haben. Diese Themen müssen wir vorbringen. Ein weiteres Thema ist, dass der Verein noch nicht als Gesamtheit arbeitet. Jede Abteilung kocht sein eigenes Süppchen. Da versuche ich als Gesamtvereinsvorsitzender, die Abteilungen zusammenzubringen, zum Beispiel durch ein gemeinsames Sommerfest oder eine Weihnachtsfeier.

Eng wird es aber auch auf dem Sportplatz, wenn der Verein in der Jugend wächst.

Total. Wenn man tagsüber gegen 17 Uhr an den richtigen Tagen vorbeischaut, laufen teilweise über 100 Kinder über den Platz. Das Bild macht einen stolz. Aber wir müssen uns früher oder später überlegen, wie man aus anderthalb Plätzen mal zwei oder zweieinhalb Plätze macht.

Sie würden also gerne einen Platz dransetzen?

Ja. Und auf der anderen Straßenseite gibt es auch noch Möglichkeiten.

Wenn Sie das Stadion ausbauen, achten Sie dabei auch direkt auf Regionalligatauglichkeit?

Die Spielklasse spielt keine Rolle. Wir wollen den Verein für die Zukunft aufstellen. Lukas Bronner, Sven Runge und ich haben vor vielen Jahren zu dritt überlegt, den Fußballvorstand zu übernehmen. Wir hatten von Anfang an eine kleine Whatsapp-Gruppe, zu der mittlerweile ein paar Vorstandskollegen hinzugekommen sind. Der Name hat sich aber nie geändert: „Wenn, dann richtig.“ Unter dem Motto versuchen wir, den Verein zu managen.

Die Liga ist für uns nicht das Ziel. Uns ist wichtig, dass der Verein gut aufgestellt ist, auf mehreren Säulen steht und nicht von ein bis zwei großen Sponsoren abhängig ist, sondern die Mitglieder ihn tragen. Es soll ein aktives Vereinsleben dazugehören. Da merken wir, dass wir mit dem Sportplatz nicht auskommen. Das hat aber nichts mit der Spielklasse zu tun. Wenn es so kommen sollte, weil wir so gut arbeiten, werden wir nicht Nein sagen.

Würden Sie sich trotzdem freuen, schon 2024 Westfalenliga zu spielen?

Wenn wir in der kommenden Saison aufsteigen, würde ich mich sehr freuen. Ich würde mich aber genau so freuen, wenn wir mit unserer C- und D-Jugend in die Bezirksliga aufsteigen. Wir möchten uns darüber definieren, nicht nur eine starke erste Mannschaft zu haben, sondern als Leuchtturmverein wirken, nicht als Leuchtturmmannschaft. Deswegen wollen wir beim Fußball ab der D-Jugend leistungsbezogen spielen.

Hin zum Handball: Sie würden weiterhin gerne den Königsborner SV Handball, der derzeit ein eigenständiger Verein ist, im KSV-Gesamtverein integriert sehen?

Ja, die Tür steht nach wie vor offen für Gespräche. Wir haben mit dem alten Vorstand gute Gespräche geführt, dann gab es coronabedingt einen Hänger und der neue Vorstand ist scheinbar nicht interessiert an einem Zusammenschluss, was ich sehr schade finde. Alle, die das KSV-Logo auf der Brust tragen, sollten auch zu einem Verein gehören. Ich würde mich über Gespräche weiterhin sehr freuen und gemeinsam etwas voranbringen.

Haben Sie ein Vorbild in der Vision „Leuchtturmverein“?

In Aplerbeck wird hervorragend gearbeitet. Ich habe da Einblicke bekommen. Die waren so nett und haben uns immer wieder mal an den Tisch geholt. Ich bin außerdem großer Fan des SV Eintracht Heessen, der gerade dabei ist, die zweite Sport-Kita zu eröffnen. Das ist ein Thema, mit dem wir immer liebäugeln, für das uns aber auch die Fläche fehlt. Der Vorstand in Hamm-Heessen ist toll, da gibt es ein schönes Vereinsleben. In den Vereinen durften wir Blicke hinter die Kulissen werfen. Orientieren wir uns an diesen Vereinen, können wir nicht viel falsch machen.

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