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Von den Neuinfizierten der vergangenen Woche werden 3.159 Menschen sterben – mindestens
Coronavirus
Kommen die neuen Corona-Maßnahmen noch rechtzeitig, um das Schlimmste zu verhindern? Ein Blick auf die Daten der vergangenen Woche weckt Zweifel. Für Tausende kommen sie definitiv zu spät.
Zwei Feststellungen von Lothar Wieler, dem Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), in den vergangenen Tagen lehren uns beim Blick auf die Corona-Zahlen der vergangenen Woche das Fürchten. Zum einen hatte Wieler erläutert, dass derzeit 0,8 Prozent der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren, in den Wochen danach auch sterben werden. Das stehe fest und daran ändere auch die beste medizinische Behandlung nichts.
In der Woche vom 30. November bis zum 6. Dezember meldete das RKI 394.901 Neuinfektionen in Deutschland. 0,8 Prozent Todesquote bedeutet: Von diesen Menschen werden in den nächsten Wochen mit Sicherheit 3.159 Menschen sterben. Viele von ihnen werden schon das Weihnachtsfest nicht mehr erleben.
Was die Lage noch schlimmer macht
Was die ganze Sache noch schlimmer macht, ist die zweite Aussage des RKI-Chefs. Der hatte nämlich Ende vergangener Woche darauf hingewiesen, dass die seit ein paar Tagen stagnierende Zahl der Corona-Neuinfektionen möglicherweise auch falsch sein könne.
Ursache der stagnierenden Zahlen könne auch einfach eine Überlastung der Gesundheitsämter sein, die es einfach nicht mehr schafften, zeitnah alle Fälle zu melden. Wenn das tatsächlich zutreffend sein sollte, wäre die Zahl sowohl der Neuinfizierten als auch der zu erwartenden Corona-Toten noch weitaus höher.
Doch auch die vorliegenden Daten sind schon schlimm genug. Und das betrifft nicht nur die 394.901 Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen bis zum 6. Dezember. Sie machen immerhin – nach der Vorwoche – den zweithöchsten Wert der gesamten Pandemie aus. In keiner der vorangegangenen Infektionswellen gab es auch nur annähernd vergleichbar hohe Infektionszahlen.
Anthony Fauci und die Omikron-Variante
Und das, obwohl sich hier die neue Omikron-Variante noch nicht einmal auswirkt. Inzwischen gibt es laut dem Virusexperten Anthony Fauci, der so etwas wie der Christian Drosten der USA ist und US-Präsident Joe Biden berät, erste Anzeichen dafür, dass die durch Omikron ausgelösten Covid-19-Erkrankungen in der Regel milde verlaufen. Das wäre eine gute Nachricht.
Andererseits ist noch offen, wie gut die Impfungen vor einer Ansteckung mit dieser Variante schützen. Und deutlich ansteckender als die Delta-Variante scheint Omikron auch zu sein. Südafrika hatte, bevor sich dort Omikron breitmachte, noch am 17. November eine Sieben-Tage-Inzidenz von 3,4. Seither hat die sich bis heute auf 117,4 verdreißigfacht – und das, obwohl in Südafrika jetzt Sommer ist. Nicht auszudenken, was geschieht, wenn Omikron auch bei uns als ein solcher Beschleuniger wirkt.
Schon jetzt sind unsere Kliniken und besonders die Intensivstationen in vielen Landesteilen, – vor allem im Osten und Süden – völlig überlastet. Stand heute liegen 4.812 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen, 2.567 von ihnen werden beatmet. Mehr Corona-Fälle gab es zuletzt Ende Februar auf den Intensivstationen. Die Lage wird also immer enger.
Für 2.165 am Coronavirus erkrankte Menschen gab es in dieser Woche keine Rettung mehr. Das sind noch einmal 333 mehr als in der Woche zuvor und zugleich der höchste Wert sei Ende Februar. Es ist schon jetzt angesichts der riesigen Fallzahlen absehbar, dass der Höhepunkt bei den Todeszahlen der vierten Welle noch nicht erreicht ist.
Einziger Lichtblick in dieser Wochenbilanz ist die Erkenntnis, dass in der vergangenen Woche die Zahl der Erstimpfungen weiter zugenommen hat. 629.214 Menschen bekamen ihre erste Spritze. Mehr Erstimpfungen in einer Woche gab es zuletzt Ende August.
Die beschlossenen strengen 2G-Regelungen und die offensive Diskussion um die Einführung einer Impflicht haben offenbar jetzt viele Zauderer dazu bewogen, sich doch noch impfen zu lassen. Damit stieg die Quote der mindestens einmal Geimpften auf 71,4 Prozent, 68,8 Prozent sind inzwischen vollständig geimpft.
Der Boom der Booster-Impfungen
Richtig Fahrt aufgenommen haben die Booster-Impfungen. 3.939.313 Menschen erhielten innerhalb von sieben Tagen eine Auffrischungs-Impfung gegen das Coronavirus. 14,7 Prozent der Bevölkerung sind jetzt geboostert.
Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.
