
Bambus ist nicht nur die bevorzugte Nahrung von Panda-Bären, aus den Fasern lassen sich Stoffe fertigen, die wie Seide anmuten. © picture alliance/dpa
Von Bambus bis Soja - Nachhaltige Stoffe zum Anziehen
Serie: Unser Klima
Kleidung: Die Umweltbilanz der Textilbranche ist nicht die beste. Hinter Naturfasern stecken oft belastende Anbaumethoden und Kunstfasern kämpfen mit Mikroplastik. Doch es gibt Alternativen.
Die Textilindustrie ist sicherlich keine saubere. Dem Europäischen Parlament zufolge verursacht die Herstellung von Kleidung schätzungsweise 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung, knapp 0,5 Millionen Tonnen Mikroplastik gelangen in den Ozean und zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen werden durch die Textilindustrie verursacht – das ist mehr als die internationale Luft- und Seeschifffahrt zusammen verursachen.
Um den Ausstoß gefährlicher Stoffe und die Verschwendung von Ressourcen zu verhindern oder zumindest einzudämmen, gibt es mittlerweile diverse nachhaltige Möglichkeiten.
Schafwolle
Schafwolle ist sozusagen ein Hightech-Produkt natürlichen Ursprungs: atmungsaktiv, wärmend oder kühlend, feuchtigkeitsabweisend, selbstreinigend, geruchshemmend. Wichtig beim Kauf von Wollprodukten ist, darauf zu achten, woher die gewonnene Wolle stammt und unter welchen Bedingungen die Schafe geschoren werden.
Vor allem Merinowolle ist aufgrund des leidvollen Mulesing-Verfahrens in Verruf geraten. Dieses Verfahren wird vor allem bei Schafen in Neuseeland und Australien praktiziert und ist in Deutschland verboten. Bei der Prozedur soll der Befall durch Fliegenmaden verhindert werden, was allerdings sehr schmerzhaft für die Tiere ist. Deshalb sollte darauf geachtet werden, dass die Wolle entsprechend anerkannte Zertifizierungen wie kbT (kontrolliert biologische Tierhaltung), Naturtextil IVN Best, GOTS oder RWS (responsible Wool Standards) aufweist.
Nachhaltige Seide
Ein Geheimtipp sind Produkte aus dem Material Ahimsa-Seide: Hierbei handelt es sich um eine alternative Form der Seidengewinnung, bei der die Raupen nicht verletzt werden. Die Seidenfasern werden erst nach dem Schlüpfen der Falter vom zurückgelassenen Kokon abgeraspelt.

Baumwolle wird in der Textilindustrie sehr häufig verwendet. Wer Kleidung aus diesem Material kauft, sollte auf zertifizierte Anbaumethoden für Bio-Baumwolle achten. © picture alliance/dpa/Xinhua
Baumwolle
Baumwolle ist eine Naturfaser aus den Samenhaaren der gleichnamigen Pflanze. Nach der Ernte werden die Fasern zu Garn gesponnen und anschließend in der Textilindustrie zu Kleidung verarbeitet. Für die Bio-Variante wird nur natürliches Saatgut verwendet, also kein gentechnisch verändertes. Zusätzlich wird auf Pestizide und chemische Dünger verzichtet. Im Vergleich zum herkömmlichen Anbau wird außerdem bis zu 91 Prozent Wasser eingespart.
Sowohl beim Anbau als auch bei der Verarbeitung wird für die Bio-Baumwolle oftmals auf den Einsatz von umweltbelastenden Maschinen verzichtet und auf Handarbeit gesetzt. Auf diese Weise werden kleinbäuerliche Strukturen unterstützt, da gerade Kleinbauern diese Art des Anbaus praktizieren.
Beim Kauf von Baumwollprodukten sollte unbedingt auf eine Bio-Zertifizierung geachtet werden, da der Stoff oft unter Bedingungen hergestellt wird, die Umwelt und Mensch schwer belasten. Diese Zertifikate stellen sowohl einen umweltfreundlichen Anbau als auch eine faire und nachhaltige Produktion sicher.
Bambus
Ein weiteres besonders beliebtes, nachhaltiges Material ist Bambus. Denn das Gras lässt sich vielseitig verarbeiten und ist ein schnell nachwachsender Rohstoff. Bambus wächst pro Tag zwischen zwei und 30 Zentimeter. Die feinen Pflanzen-Fasern eignen sich, um sie als Holz für Alltagsgegenstände wie Zahnbürsten, Wattestäbchen oder Griffe von Bürsten und Co. zu nutzen. Sogar Stoff wird aus dem Material gefertigt. Dieser fühlt sich beinahe wie Seide an.
Holz
Die Regeneratfaser Modal wird aus Buchenholz gewonnen. Für das Material wird nur Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet, das für eine andere Verwendung beispielsweise in Möbeln nicht geeignet wäre. Die Herstellung erfolgt in einem chemischen Prozess mit mehreren Stufen. Verwendet werden dabei hauptsächlich Natronlauge und Schwefelkohlenstoff, die aber größtenteils wiederverwendet werden können. Somit entsteht ein nahezu geschlossenes Verfahren.
Kleidung aus Modal ist atmungsaktiv, langlebig, hautfreundlich und zeichnet sich durch einen seidigen Glanz aus. Deswegen wird das Material gerade für Bettwäsche, Schlafanzüge und Unterwäsche eingesetzt.
Auch aus Holz gewonnen wird die Faser Lyocell, auch bekannt als Tencel. Die Basis der Faser ist Cellulose, die aus dem Holz gelöst werden muss. Kleidung aus Tencel ist biologisch abbaubar. Wenn die Kleidung also zu 100 Prozent aus dem Stoff besteht, kann man sie auf den Kompost werfen.
Kork
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem nachhaltigen Material Kork. Er wird aus der Rinde des Korkbaums gewonnen und weist Eigenschaften auf, die dieses Material unschlagbar machen. Schuhe und Taschen werden bereits aus Kork hergestellt, Kleider und Shirts folgen. Kork gilt als nachhaltige Lederalternative, das „Leder des 21. Jahrhunderts“. Denn Kork ist nicht nur so robust und strapazierfähig wie Leder, sondern verfügt außerdem über eine natürliche Wärmedämmung, ist atmungsaktiv und hat wenig Eigengewicht.
Die Korkeiche wird für die Kork-Produktion nicht gefällt und ist in nachhaltig betriebenen Schutzgebieten kultiviert. Und: Kork ist biologisch abbaubar.
Kautschuk
Ein weiteres Produkt, das aus einer Pflanze gewonnen wird, ist der Naturkautschuk. Dieses Material wird aus dem Milchsaft des Kautschukbaums gewonnen. Es punktet durch die von Natur aus gummiartigen Materialeigenschaften. Gummistiefel oder Sneaker profitieren von der nachhaltigen Gummi-Variante.
Sisal
Als eine der wichtigsten Naturfasern überhaupt gilt Sisal. Es wird aus den Blättern der Agave gewonnen. Die Fasern sind reißfest und steif, weshalb sie sich hervorragend eignen, um Seile, Kordeln, Hüte oder Matten herzustellen. Weil sich unbehandeltes Sisal nicht leicht spinnen lässt, ist es auch eher weniger in Kleidung enthalten. Damit die Faser feiner wird, muss sie chemisch behandelt werden.
Der größte Produzent von Sisal ist Brasilien. Daher legt die Naturfaser häufig weite Strecken zurück, bevor sie erworben werden kann. Aber auch Spanien und Portugal kultivieren Agave in großem Stil und erzeugen Sisal daraus.
Bio-Leinen
Bei Leinen handelt sich um ein leichtes und glattes Material, welches aus der Flachspflanze gewonnen wird. . Die Gewinnung der Faser ist recht aufwendig, da die Pflanze mit Wurzel geerntet und entsamt werden muss. Anschließend folgt ein Trocknungs- und Röstungsprozess, sowie die eigentliche Entnahme der Faser, die zum Schluss versponnen wird.
Leinen ist als Material atmungsaktiv und kühlend und somit für Sommerkleidung und Bettwäsche beliebt. Da die Leinenfasern Bündel bilden, die für viel Stabilität sorgen, wird es auch als Verstärkungsmaterial in der Textilbranche genutzt.
Recyceltes Polyester
Polyester ist eins der meistgenutzten Materialien für Kleidung. Es handelt sich um eine Kunstfaser auf der Basis von Erdöl. Zur Herstellung wird das Schmelzspinnverfahren genutzt, in welchem Kunststoffe eingeschmolzen und versponnen werden. Für recyceltes Polyester werden alte, bereits genutzte Kunststoffe verwendet. Diese werden in dem Verfahren neu versponnen. Meist handelt es sich dabei um PET-Flaschen, synthetischen Industriemüll, Überproduktionen und Ähnliches.
Es ist ein hoher Energie-, Wasser- und Chemikalieneinsatz notwendig, wodurch die Umwelt belastet wird. Trotzdem wird durch das Wiederverwenden bereits existierender Kunststoffe Erdöl gespart. Zudem wird auf diese Weise Müll reduziert und gerade die Weltmeere bleiben von neuem Plastikabfall verschont. Da das Herstellungsverfahren im Vergleich zu den anderen vorgestellten Fasern günstig ist, kann so nachhaltige Kleidung preiswert produziert werden.
Die Kunstfaser ist wasserabweisend, elastisch, temperaturregulierend. Somit ist sie als Allrounder vielseitig einsetzbar. Allerdings enthält das Material Mikroplastik, welches sich beim Waschen herauslöst und somit in den Wasserkreislauf gerät.
Hanffaser
Die Hanfpflanze ist bei den meisten durch den Zusammenhang mit Cannabis bekannt. Jedoch kann aus ihr auch die Hanffaser gewonnen werden, welche derzeit die nachhaltige Textilbranche erobert. Denn der aus ihr generierte Hanfstoff ist vielseitig für Kleidung einsetzbar. Die Faser wird aus den Stängeln der Pflanze entnommen. Dafür wird die Faser geerntet, geröstet, dann entrindet und abschließend zu Garn weiterverarbeitet.
Die Hanffaser gilt als nachhaltig, da die Pflanze nahezu auf jedem Boden wächst. Dabei benötigt der Anbau wenig Wasser (4000 Liter Wasser je produziertes Kilogramm Faser) und keine Pestizide oder chemische Dünger. Zusätzlich gibt die Pflanze beim Wachsen Nährstoffe an den Boden ab und verbessert ihn damit sogar. Als reine Naturfaser sind alle Textilien aus ihr vollständig biologisch abbaubar, wodurch kein Abfall entsteht.
Hanfstoff findet sich vor allem in T-Shirts und Sportkleidung. Der Stoff ist leicht, atmungsaktiv, kühlend, reißfest und langlebig. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Verwendung von Hanfstoff im Fair-Fashion-Bereich ansteigt.
Sojaseide
Die Sojaseide ist auch als veganes Kaschmir bekannt, da es sich um ein sehr weiches Material handelt. Gewonnen wird das Material aus Abfallprodukten der Sojabohnen-Industrie und unterstützt somit bei der Müllreduzierung. Damit das Material in der Textilindustrie einsetzbar ist, muss es chemisch behandelt werden. Dieser Umstand ist durchaus eine Belastung für die Umwelt, insbesondere da unter anderem Formaldehyd eingesetzt wird. Formaldehyd kann gesundheitsschädlich und krebserregend sein.
Sojaseide wird vornehmlich für hochwertige, nachhaltige Kleidung eingesetzt. Der Stoff ist weich, leicht und glänzend. Daher ist er besonders für Oberteile sehr beliebt.

Die Blätter der Ananasfrucht lassen sich zu Fasern und Stoffen verarbeiten. © picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire Service
Ananas
Der Stoff aus den Fasern der Ananasblätter hat diverse Eigenschaften, er ist atmungsaktiv, weich, leicht und flexibel, ist formbar und leicht einzufärben. Bei der Ananas-Ernte bleiben die Blätter als Nebenprodukt übrig, also sind für die Produktion der Faser keine externen Ressourcen notwendig. Auch hier müssen aber die durch den Export aus den Produktionsländern verursachten Emissionen berücksichtig werden.