Schleifen, leimen, Fenster zusammenbauen und installieren Oberflächen behandeln und vieles andere mehr: Das, was Lukas Bausmann bei der Fensterfertigung der Firma Terhalle in Ahaus-Ottenstein den ganzen Tag macht, unterscheidet sich nicht von dem, was die Kollegen ins seinem Umfeld auch tun. Die Art und Weise, wie der 24-jährige aus Ahaus-Wessum zur Unternehmensgruppe gefunden hat, unterscheidet sich hingegen schon sehr von anderen beruflichen Lebensläufen der allermeisten Arbeitnehmer.
Seit Jahresbeginn hat Bausmann nämlich den Sprung vom Werkstattarbeitsplatz bei Haus Hall zu einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis beim 560-Mitarbeiter-Unternehmen geschafft – auch mithilfe des Netzwerk Bildung-Inklusion-Arbeit (BIA), das bei der Bischöflichen Stiftung in Gescher angesiedelt ist.
Neustart bei Terhalle
„Die Arbeit macht mir Spaß“, sagt Lukas Bausmann, der im vergangenen Sommer mit einem Praktikum beim Hallen-, Fenster- und Metallbauer angefangen hat. Zuvor hat er in der Werkstatt von Haus Hall gearbeitet, einige Jahre auch in einem Hausmeisterjob. Aber weil „Holz sein Ding ist“, wie der 24-Jährige sagt, hat seine Integrationassistentin Walburg Boonk mit den Verantwortlichen bei Terhalle gesprochen.
„Wir sind froh, einen guten Mitarbeiter gefunden zu haben“, sagt Stephan Gerwens, Geschäftsführer der Terhalle Holzbau GmbH, beim Pressetermin. Und Thekla Terhalle, zuständig für Personal und Organisation im Unternehmen, betont, dass der 24-Jährige die Chance des Praktikums genutzt und sich die Festanstellung redlich erarbeitet habe: „Wer Einsatz zeigt, der hat es auch verdient.“
Wichtig für den sozialen Status
Dass der Staat den Arbeitsplatz von Lukas Bausmann finanziell unterstützt, sei nicht ausschlaggebend gewesen betont Gerwens. In Zeiten wie diesen sei man immer froh, einen freien Arbeitsplatz besetzen zu können. „Wir haben da einen guten Mitarbeiter gefunden“, sagt der Geschäftsführer. Bausmann sei geduldig, sehr zugewandt und komme gut mit den Kollegen aus, sagt Walburga Boonk. Sie betont, dass Unternehmen für die Beschäftigung mit Menschen aus den Werkstätten offen sein müssten – und das sei Terhalle auf jeden Fall. Bereits seit mehr als zehn Jahren arbeite man mit dem Unternehmen zusammen. „Wir sind da noch kein Mal enttäuscht worden“, betont Gerwens.
Was den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz für ihre Klienten so wichtig mache, sei nicht die Beschäftigung allein, unterstreicht Boonk. „So ein Arbeitsplatz ist für den sozialen Status der Menschen wichtig“, betont sie. Von der staatlich bezahlten Grundsicherung in einen bezahlten Job zu wechseln, sei fürs Selbstbewusstsein enorm wichtig. „Man kann endlich für sich selbst sorgen“, sagt Boonk.
Unterstützung vom LWL
Wenn BIA Menschen wie Lukas Bausmann in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt, fördert das Inklusionsamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) solche Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen mit Lohnkostenzuschüssen. Die liegen – je nach Beeinträchtigung und anderen Umständen – bei 50 bis 75 Prozent. Zudem wird die Anschaffung von eventuell nötigen Arbeitsmittel unterstützt. Auch hilft BIA den Unternehmen, indem deren Fachleute mit Rat und Tat zur Seite stehen und ihre Klienten in der neuen Firma auch besuchen. „Das Konzept trägt nach wie vor“, sagt Boonk zu BIA, das 2007, zunächst noch mit EU-Mitteln, an den Start gegangen ist. Stephan Gerwens kann anderen Unternehmen die Zusammenarbeit mit BIA nur empfehlen: „Man muss sich vielleicht etwas Zeit nehmen, aber das lohnt sich.“