Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Meistertitel der fünften Fußball-Mannschaft des Holzwickeder SC auch rechnerisch klar ist. Aktuell führt das Team die Tabelle der Kreisliga D2 Unna-Hamm mit 12 Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten SV SW Frömern III an.
Für Christian Boldt ist es ein doppelter Erfolg. Denn er leitet die Mannschaft zusammen mit Jan Hoppe als Spielertrainer. Und er ist ein echter Goalgetter, agiert vor dem Tor eiskalt und abgezockt. Die Torjägerliste führt er aktuell mit 16 Treffern an. „Ich profitiere sehr stark von meinen Mitspielern“, sagt Boldt und denkt dabei an Mitspieler wie den früheren Oberligakapitän Nils Hoppe oder Vereinsurgesteine wie Markus Janowczyk. Eine echte Allstar-Truppe? „Vereinsintern kann man das schon sagen“, findet der 33-Jährige.

Vorbilder: Jancker und Kahn
Wer es nicht weiß, dürfte überrascht darüber sein, dass seine Karriere als Torwart begann. Von der F-Jugend bis zur A-Jugend spielte er bei der damaligen SG Holzwickede im Tor. „Mein großes Vorbild war immer Oliver Kahn. Der war zu der Zeit einfach der beste Torwart der Welt“, erinnert sich Boldt. Und wer sind jetzt als Angreifer seine Vorbilder?
„Als Stürmer würde ich mich am ehesten mit Carsten Jancker vergleichen“, sagt er schmunzelnd. Ob dieser Vergleich einem Selbstlob gleichkommt, ist fraglich. Denn Jancker, der zweifelsohne eine respektable Karriere hingelegt hat und mit dem FC Bayern München 2001 die Champions League gewann, war eher ein klassischer Sturmtank als ein graziler und flinker Angreifer. „Ich habe sicherlich auch das ein oder andere Kilo zu viel auf den Rippen“, fügt Boldt schmunzelnd hinzu.
Man hört jedenfalls raus, dass er im Tor deutlich talentierter als in der Offensive war. Umso bitterer, dass er sich mit 16 Jahren eine Verletzung im linken Oberschenkel zuzog und anschließend acht Wochen lang im Krankenhaus lag. „Zunächst hatte ich weitergemacht, aber dann schnell gemerkt, dass ich Probleme hatte“, erinnert er sich.

Als dann im Gespräch mit dem Arzt das Wort „Torwart“ fiel, habe der Doc sofort dazu geraten, auf das Feld zu wechseln. Ist ihm der Abschied aus dem Tor schwergefallen? „In dem Moment war mir allerspätestens klar, dass es nicht mehr für den gehobenen Bereich gereicht hat“, sagt er.
Doch er gab nicht auf und kehrte in den Kasten zurück. 2007 zog ihn die damalige SG Holzwickede, einer der Vorgängerklubs des SC Holzwickede, als A-Jugendlicher in die erste Mannschaft hoch. Zunächst spielte er in der ersten, verlor aber seinen Stammplatz. Statt zu verzweifeln, wechselte er 2008 gleich mal ein paar Ligen höher, nämlich zum damaligen Westfalenligisten ASC Dortmund. „Als Torwart sind offenbar die Wege in beide Richtungen kürzer.“ Dort war er später meist die Nummer zwei. „Der Verein hat damals einen jungen, talentierten Torwart gesucht, der keine Ansprüche stellte.“
An seine Zeit beim ASC überwiegen die guten Erinnerungen, vor allem an seinen Trainer Hannes Wolf, der die Aplerbecker kurz zuvor von der Bezirks- in die Westfalenliga geführt hatte. Der U20-Trainer des DFB ist bekanntlich im Dortmunder Fußball eine feste Größe. „Ich war beeindruckt, was er uns über den Fußball beibrachte. Er wusste alles, aber auch wirklich alles“. Das habe man nicht nur gemerkt, wenn er Spiele analysierte, sondern zum Beispiel auch, wenn er über das Thema Ernährung sprach: „Ich habe mich immer gefragt, was man noch mehr können muss, um Profitrainer zu werden.“
„Richtiges Training machen wir nicht“
Später musste Boldt dann doch kürzertreten. Nicht wegen der Oberschenkelverletzung, sondern aufgrund von Rückenproblemen. Während es bei der ersten Verletzung noch einen klaren Heilungsplan gab, habe bei neuen Problemen bis heute keine klare Diagnose bekommen. Das habe ihm den Spaß am Fußball genommen. Den hat er nun in der fünften Mannschaft wiedergefunden: „Wir spielen alle bewusst in diesem Team, weil wir es schätzen, dass nicht alles terminlich durchgeplant ist.“ Wenn jemand mal nicht zum Training komme, sei das grundsätzlich kein Problem: „Wichtig ist nur, dass alle zuverlässig sind.“
Zumal er zugibt: „So ein richtiges Training machen wir ja gar nicht.“ Für die fünfte Mannschaft würden Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und der soziale Faktor zählen. Die Tür nach oben ist immer offen: „Wenn wir gebraucht werden, helfen wir aus.“ Spielen möchte der Vater eines Sohnes und einer Tochter noch „so lange wie möglich“. Seine Zukunft sieht er weiter an der Seitenlinie: „Als Trainer möchte ich so lange für die fünfte Mannschaft aktiv sein, wie diese Mannschaft besteht.“ Langfristig will er sich im Jugendbereich engagieren. Sein Sohn Henri ist aktuell zwei Jahre alt: „Wenn er so weit ist und im Verein aktiv ist, möchte ich seine Mannschaft trainieren.“ Aktuell muss er übrigens aufgrund eines Außenbandrisses pausieren, doch diesmal scheint die Verletzung nicht so tragisch zu sein, wie die vorherigen: „Ich gehe davon aus, dass ich bald wieder fit bin.“
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