Kliniken in Deutschland drohen unbefristete Streiks Ärzte stimmen mit 92 Prozent dafür

Vollstreik an Kliniken in Deutschland : Ärzte stimmten mit 92 Prozent dafür
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Die Mitglieder des Marburger Bundes haben sich in einer Urabstimmung für einen unbefristeten Arbeitskampf an kommunalen Kliniken ab dem 15. Januar 2025 ausgesprochen. 92 Prozent der teilnehmenden Ärzte des Marburger Bundes in den tarifgebundenen Kliniken stimmten in einer Sondersitzung für den Vollstreik. Der Marburger Bund ist ein Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte in Deutschland.

Die genaue Ausgestaltung und zeitliche Staffelung des Vollstreiks sollen die Landesverbände des Marburger Bundes festlegen, heißt es in der Pressemitteilung. „Das überwältigende Votum unserer Mitglieder ist ein klares Signal an die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, endlich in einen vernünftigen Verhandlungsmodus zu wechseln. Unsere Mitglieder erwarten ein wertschätzendes Angebot der Arbeitgeber, das ihren Leistungen gerecht wird. Sollte die VKA weiterhin keine Bereitschaft zeigen, den Ärztinnen und Ärzten in den kommunalen Kliniken entgegenzukommen, werden wir am 15. Januar mit unbefristeten Streikmaßnahmen beginnen“, wird Dr. Susanne Johna, erste Vorsitzende des Marburger Bundes, in der Mitteilung zitiert.

Die Verhandlungen zwischen dem Marburger Bund und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) begannen vor einem halben Jahr. Seitdem fanden fünf Verhandlungsrunden statt, ohne dass eine Einigung erzielt werden konnte.

Ärzte stimmen für unbefristeten Streik an Kliniken

Für den zweiten Vorsitzenden des Marburger Bundes, Dr. Andreas Botzlar, liege die Verantwortung für die Eskalation des Tarifkonflikts eindeutig bei den Arbeitgebern: „Es war die VKA, die über fünf Verhandlungsrunden immer wieder auf Zeit gespielt hat und die Ärztinnen und Ärzte in den kommunalen Krankenhäusern hingehalten hat. Es war die VKA, die in der vierten Verhandlungsrunde zunächst eigene Vorschläge zur Gestaltung der Schichtdienste und Nachtarbeit in die Diskussion eingebracht hat, um sie dann in der fünften Verhandlungsrunde wieder unter den Tisch fallen zu lassen. Und es war die VKA, die dann ein Angebot präsentiert hat, das eine neunmonatige Nullrunde und eine Minimalerhöhung der Gehälter bei einer Laufzeit von insgesamt 30 Monaten vorsieht.“

Mit ihrer störrischen Haltung trage die VKA diesen Konflikt letztlich auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten aus, so Botzlar weiter. Angesichts dieser Blockade bleibe keine andere Wahl, als zum letzten Mittel zu greifen, um die Forderungen der Ärzte durchzusetzen.

Forderungen der Ärzte

Neben einer Reform der „völlig veralteten“ Tarifregelungen zur Schichtarbeit fordere der Marburger Bund eine lineare Gehaltserhöhung von 8,5 Prozent. Außerdem fordern die Ärzte Verbesserungen bei der Rufbereitschaft und den Bereitschaftsdienstentgelten, um der hohen Belastung gerecht zu werden.

Der mit der VKA verhandelte Tarifvertrag findet laut dem Marburger Bund bundesweit Anwendung auf rund 60.000 Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Krankenhäusern, mit Ausnahme der Vivantes-Kliniken in Berlin und anderen Kliniken, für die Haustarifverträge gelten.