Die Region hält das Geld stärker zusammen Volksbank-Bilanz im Zeichen der Vielfachkrisen

Volksbank-Bilanz im Zeichen der Vielfachkrisen
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Wie die Zinswende im vergangenen Jahr das Wirtschaften von Privatleuten und Unternehmern verändert hat, lässt sich an der Bilanz der hiesigen Volksbanken deutlich ablesen. Mehrere Kennzahlen weichen erheblich vom Trend der Vorjahre ab.

So haben die Kunden deutlich mehr Geld angelegt und in geringerem Umfang Geld ausgeliehen. Doch was in den Mehrfachkrisen aus Krieg, Inflation, Wirtschaftsflaute und politischen Unwägbarkeiten seinen Ausgang hat, löst für die Volksbank Dortmund und ihre Regionaldirektion im Kreis Unna anscheinend keine Krisenstimmung aus. Im Gegenteil: „Wir haben unser altes Geschäftsmodell zurück“, erklärt Peter Zahmel als Leiter der Regionaldirektion. Die Bank führt Sparer und Kreditnehmer zusammen, um an der Differenz aus deren Zinszahlungen zu verdienen. Das setzt voraus, dass es überhaupt Zinsen in nennenswerter Höhe gibt.

Volksbank-Direktor Peter Zahmel, Leiter der neuen Regionaldirektion Kreis Unna.
Bankdirektor Peter Zahmel ist zugleich Leiter der neuen Regionaldirektion Kreis Unna, die formell zum 1. Januar entstanden ist. © Jan Heinze

Insgesamt bleibt das Geschäft der hiesigen Volksbanken auf Wachstum ausgelegt. Sowohl auf Ebene der Gesamtbank als auch für die Regionaldirektion und die einzelnen Filialen weist die Bilanz der Volksbanken für 2023 steigende Geschäftsumfänge aus. Inzwischen bildet dieses Ergebnis das Volksbanken-Geschäft in acht von zehn Kommunen im Kreis Unna ab.

Allein Selm und Bönen haben noch eigenständige Volksbanken außerhalb des Dortmunder Verbundes.

In der Regionaldirektion Kreis Unna stieg das Geschäftsvolumen nun erstmals über die Fünf-Milliarden-Euro-Grenze. Exakt 5,179 Milliarden Euro standen zum Jahresende 2023 zu Buche – ein Plus von 5,4 Prozent.

Sparer trugen ihr Geld (zurück) zur Bank

Wachstumstreiber waren diesmal die Einlagen. Nach Jahren eines stetigen Wachstums gab es 2023 einen regelrechten Sprung: 2,983 Milliarden Euro hatten Kundinnen und Kunden der Volksbanken im Kreis Unna ohne Selm und Bönen im vergangenen Jahr zur Bank getragen. Das entspricht einem Plus von zehn Prozent.

Gründe sind vielschichtig: Einige Sparer haben Gelder zusammengeführt, das zuvor auf verschiedenen Konten verteilt war, andere auch höhere Bargeldbestände eingezahlt. Dass es statt Verwahrentgelten nun sogar wieder Zinsen auf die Einlagen gibt, mag eine wichtige Motivation ausgemacht haben. Zudem mögen die Wiederanlage von erzielten Renditen und zurückgestellte Finanzierungsprojekte eine Rolle gespielt haben.

Zurückhaltung bei Krediten

Dass die Region 2023 bei Investitionen zurückhaltender war, zeigt sich bei der Kreditaufnahme. In der gesamten Regionaldirektion Kreis Unna sank die Gesamtsumme der Kredite leicht um 0,44 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro. Die Volksbank spricht dabei von einer Seitwärtsbewegung. Bei näherem Hinsehen fiel auf, dass vor allem Darlehen für private Eigenheimfinanzierungen weniger gefragt waren, während Unternehmer durchaus noch Vorhaben mit der Bank finanziert haben.

Die Lage in den einzelnen Niederlassungen

Dies erklärt zum Teil auch die unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Niederlassungen: Während in Unna sogar noch ein Plus von 1,5 Prozent bei der Kreditsumme zu Buche stand, liegt der Betrag in Lünen und Brambauer 2,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Baufinanzierungen hätten am Markt der einwohnerstärksten Stadt im Kreis eine höhere Bedeutung, sodass die Zurückhaltung dort deutlicher auf die Zahlen durchschlägt, erklärt Niederlassungsleiter Norbert Mecklenburg.

In den Niederlassungen Schwerte (-4,0 Prozent) und Kamen-Werne (-2,7 Prozent) fielen die Rückgänge zahlenmäßig noch deutlicher aus. Dort sollen aber auch Umstrukturierungen eine Rolle spielen. Dass in jenen Marktfeldern durchaus Geld vorhanden ist, zeigt sich bei der Entwicklung der Kundeneinlagen auf Niederlassungsebene: Lünen und Brambauer legten um 16,1 Prozent zu, Schwerte um 13,4 Prozent und Werne um 9,1 Prozent, Unna schließlich noch um 7,7 Prozent.

Einen Teil ihrer Überschüsse setzt die Volksbank ein, um gemeinnützige Initiativen in der Region zu unterstützen.
Einen Teil ihrer Überschüsse setzt die Volksbank ein, um gemeinnützige Initiativen in der Region zu unterstützen. Im vergangenen Jahr flossen kreisweit rund 300.000 Euro als Spende oder als Zuschuss im Crowdfunding. © Jan Heinze

Eine Gewinnkennzahl weist die Volksbank nicht explizit aus. Rund 300.000 Euro hat sie an Initiativen in der Region ausgeschüttet. Und die Zahl der Mitarbeiter ist gestiegen – bei der Volksbank Dortmund um 44 auf 1243 Beschäftigte.

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