Die VKU fährt nicht auf Schnee Na, und? Ich habe ein Räumfahrzeug verflucht

VKU fährt nicht auf Schnee – und ich habe ein Räumfahrzeug verflucht
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Porträtfoto Redakteur Marcus Land

Es ist Winter und im Kreis Unna hat‘s geschneit. Im östlichen Ruhrgebiet und noch nicht ganz Sauerland ist das eine echte Nachricht. Im Allgäu ist es umgekehrt, aber dort kennt man den Kreis Unna auch nicht.

Im Laufe des Donnerstags entwickelte sich an meinem ganz persönlichen Schneetag ein regelrechtes Drama. Die Hauptrollen: fehlendes Streugut, eine schneesichere, aber resolute Fußgängerin, ein auf dem Beifahrersitz schelmisch grienender Winterdienstmitarbeiter – und natürlich Schnee zuhauf.

Schnee-Drama beginnt in einer Idylle

Wer im Kreis Unna in Fröndenberg oder Schwerte wohnt, muss an solchen Schneetagen immer mit wahren Massen klarkommen: Sage und schreibe acht Zentimeter fielen am Donnerstag bis 15 Uhr in einer höheren Wohnlage in Schwerte. Dort fiel sogar ein Baum aus einem Wäldchen quer auf eine Straße.

Gottlob ist nichts Schlimmeres passiert. Aber derart viel Schnee sorgt dann doch für manche Unannehmlichkeit. In Schwerte musste die VKU zum Beispiel bereits gegen 12 Uhr den kompletten Linienverkehr einstellen.

Auch zwei Fahrten der Linie 147 und eine Fahrt der Linie C41 fielen ersatzlos aus. Und welchen Grund liefert die VKU dafür? „Schnee- und Eisglätte.“ – „Kommt doch nicht aus heiterem Himmel“, argwöhnen die einen. „Die spinnen doch“, finden andere. „Warum sind die Straßen nicht geräumt?“, fragen mahnende Stimmen.

Mir war der Zustand auf den Straßen am Donnerstag, ehrlich gesagt, wurscht. Und ob Busse fahren, interessierte mich auch nicht. Denn ich hatte ja einen freien Tag. Aus der warmen Wohnung heraus die Schneelandschaft zu betrachten, war Labsal für die Seele. Es fehlte eigentlich nur noch das knisternde Kaminfeuer.

Räumpflicht ist eine schwere Arbeit

Einziges Störfeuer an diesem behaglichen Tag: Der Gehweg vor dem Haus musste geräumt werden. Dort hatten sich bereits am frühen Morgen schon nahezu zwei bis drei Zentimeter aufgetürmt. Und es wurde mehr! Und wenn erst einmal vier oder fünf Zentimeter zusammengekommen sind, lässt sich schon einiges zusammenschieben. Die Räumpflicht ist eine schwere Arbeit – und kann schnell zunichtegemacht werden ...

Ein Mann schaufelt Schnee vom Gehweg an den Rand der Straße.
Erst alles vom Gehweg wegschaufeln, dann auf den Räumdienst auf der Straße warten – und von vorn anfangen ... © picture alliance / dpa

Da schon völlig außer Atem und nassgeschwitzt, bedeutete mir fast am Ende des Schippens eine ältere Dame, sie könne auf Schnee eigentlich viel besser laufen als auf freigekratztem Asphalt – wegen dieser kleinen zurückbleibenden Eisreste. „Sie wissen schon.“

Weil ich mich nicht mit Salz oder Granulat vorsorglich eingedeckt hatte, stand ich etwas nackig vor der Frau, die mit entschlossenem Ton knapp meinte: „Dann müssen Sie auch streuen!“ Das lächelte ich noch weg.

Räumfahrzeug macht ganze Arbeit

Denn mal eben Salz besorgen, war nicht. Das Haus konnte ich nicht weiter als zehn Meter verlassen, weil sich ein Handwerker für „irgendwann zwischen 8 und 15 Uhr“ angekündigt hatte. Ich war also in einem unlöslichen Dilemma gefangen.

Weil mich die Fußgängerin in Ruhe ließ und über schon alsbald gar nicht mehr so sauber geräumte Gehwege wie bei mir weitermarschierte, konnte ich Kehrt machen ins muckelige Heim. In diesem Moment rollte das von so vielen Autofahrern herbeigesehnte Räumfahrzeug den Berg herauf und machte ganze Arbeit – pflügte nämlich die Schneemassen von der Straße, genau, auf meinen freigeschaufelten Bürgersteig.

Bedauerlich dabei, dass die ältere Dame von eben schon außer Hörweite war. Ihr hätte ich gern ermöglicht, jetzt über richtige dicke Schneebrocken zu stapfen. Schade.

Mein Zetern und Fluchen sorgte beim Beifahrer des Räumfahrzeugs übrigens für gewisse Erheiterung. Ich habe mir gemerkt: erst alles vom Gehweg wegschaufeln, dann auf den Räumdienst auf der Straße warten – und von vorn anfangen ...

Was ist also die Moral von der Geschicht‘? Die einen brauchen den Winterdienst, die anderen nicht.