Seit 55 Jahren steht Anne-Sophie Mutter auf der Bühne; sie ist die Grande Dame der Geigenwelt.
Nun würdigt ein Filmporträt das Leben und Können der 60-jährigen Ausnahme-Musikerin, die am 2. Juni 2023 in der Philharmonie Essen auch den Preis des Klavier-Festivals Ruhr entgegennimmt.
Unterwegs mit Dackel Bonny
Der Film „Anne Sophie Mutter – Vivace“ von Regisseurin Sigrid Faltin, die auch Karajan porträtiert hat, ist an diesem Dienstag und Mittwoch (28./29. 3. 2023) bundesweit in einigen Kinos zu sehen.
Eine Wanderung mit der Geigerin und ihrer elf Jahre alten Dackeldame Bonny durch die Berge in der bayerischen Heimat bildet den Rahmen für den Rückblick auf ein Lebenswerk. Anne-Sophie Mutter gewährt private Einblicke in ihr Leben – obwohl sie sagt: „Musiker sind am privatesten, wenn sie auf der Bühne stehen.“

Der Film ist für die Geigerin „ein Versuch, die klassische Musik aus der Ecke heraus zu holen und in die Mitte der Gesellschaft zu stellen – dahin, wo sie hingehört.“
Und dazu gehören Kinderbilder, Videos von der fünf Jahre jungen Anne-Sophie, die tüchtig auf der Geige spielt.
Und auch Bilder von der Hochzeit 1989 mit dem 28 Jahre älteren Rechtsanwalt Detlef Wunderlich, der 1995 an Lungenkrebs starb. Auch darüber spricht die Geigerin sehr offen. Ebenso wie über ihre zweite Ehe mit dem amerikanischen Komponisten, Pianisten und Dirigenten André Previn von 2002 bis 2006.
Offen und ehrlich
Vom Leben als Musikerin und Mutter, die aus der Künstlergarderobe noch schnell bei Tochter Arabella anruft, erzählt die Geigerin. Sohn Richard sitzt auch vor der Kamera – er begleitet die Mutter zu einem Treffen mit dem gemeinsamen Idol, Tennisstar Roger Federer.
Mit Karajan und im Gespräch mit Daniel Barenboim erleben wir die Geigerin, bei Proben, in Konzerten, im Gespräch mit dem Magier Steve Cohen und bei der Arbeit mit den Komponisten Jörg Widmann und John Williams.
Kindheit mit der Geige
Sehr ehrlich und offen wirkt Anne-Sophie Mutter in diesem sehr gelungenen Filmporträt. Etwa dann, wenn sie sagt „Ich bin erst Mensch geworden, als ich Witwe war.“
Ein Wunderkind war Anne-Sophie Mutter zweifellos, aber kein dressiertes. Die Eltern haben in das Hobby investiert, aber ohne Druck auszuüben. Auch das macht der Film deutlich, wenn der Vater vom Familienleben erzählt, in dem die drei Kinder zunächst alle Klavier spielten, bis Anne-Sophie sich mit fünf Jahren die Geige wünschte und Berufsgeigerin werden wollte.
„Warum sollte das nicht klappen?“, fragt sie als pummeliger Teenager in einem Interview
Lebensmotto: „Vorwärts“
Dass so eine Musikerkarriere nicht nur glamourös, sondern harte Arbeit ist, sieht man auch in dem Film. Und dass sie entbehrungsreich ist, erzählt die Musikerin, die als Kind keine Freundinnen gehabt hätte und nicht in die Schule ging, sondern Privatunterricht bekam, auch.
Und dass sie viel Disziplin erfordert, zeigt die Frau, die nicht nur bei dieser Wanderung mit Dackel durch die Berge ein Lebensmotto hat: Vorwärts.