Der Namen VfL Altenbögge ist selbst für viele ältere sportliche Zeitgenossen in den vergangenen Jahren in der Versenkung verschwunden. Dabei schrieb dieser Sportverein, der in diesem Jahr 95 Jahre alt geworden wäre, vor allem in der Zeit des Zweiten Weltkrieges Geschichte, konnte sich seinerzeit locker mit den großen Klubs in Westfalen messen.
VfL Altenbögge hinter dem FC Schalke 04 die Nummer zwei
Gegründet wurde der VfL Altenbögge zu Pfingsten des Jahres 1928. Die sportliche Blütezeit hatten die Roten Husaren, wie sie angesichts ihrer Trikotfarbe und ihres kraftvollen Spieles damals respektvoll genannt wurden, zwischen den Jahren 1941 bis 1945, also mitten in den Wirren des Zweiten Weltkrieges.
Der Klub vom Rehbusch, der sportlichen Heimspielstätte, der neben dem Fußball auch noch eine Tischtennisabteilung betrieb, galt in der Saison 1942/43 und dem folgenden Jahr hinter dem FC Schalke 04 als Nummer zwei im westfälischen Fußball. Große Unterstützung erhielt der Verein durch die ortsansässige Zeche Königsborn, bei der 90 Prozent aller Akteure ihre „Brötchen“ verdienten und den Spielern auch so viel Privilegien gestattete.

Gauliga, so hieß damals die höchstklassige deutsche Fußballliga, in der sich die Altenbögger in dieser Zeit mit den Großen des westfälischen Fußballs maßen. Die Wertigkeit dieser Leistung des Teams vom Rehbusch wird auch daran deutlich, dass der FC Schalke 04 in der Zeit von 1908 bis 1942 bereits sechs Mal Deutscher Fußballmeister war.
Natürlich waren die Knappen damals die absolute Nummer eins im Lande, doch in der Saison 1942/43 und dem Folgejahr stand der VfL als Tabellenzweiter in der Abschlusstabelle direkt dahinter − noch vor Borussia Dortmund. Als Glücksfall erwies sich die Verpflichtung des Österreichers Josef Uridil als Trainer, der seine Glanzzeit als Spieler bei Rapid Wien hatte.
Österreicher Josef Uridil trainiert den VfL Altenbögge
Der „Tank“, wie er auch genannt wurde, und dessen Auffassung vom Fußball und den Trainingsmethoden, das alles passte zur Mentalität der Altenbögger Cracks. Gleich im ersten Jahr führte Uridil den VfL Altenbögge zur Vize-Meisterschaft in der Gauliga – direkt hinter S04. Und die guten Leistungen wurden durch gute Zuschauerzahlen honoriert.
Unter Uridil feierten die Altenbögger dann ihren bis dahin größten Vereinserfolg. So säumten über 20.000 Zuschauer das Hammer Jahnstadion, wohin der Klub wegen des wesentlich größeren Fassungsvermögens ausgewichen war, um dem Spitzenspiel gegen Schalke beizuwohnen. Zwar ging die Partie mit 2:6 verloren, doch die vielen Besucher kamen voll auf ihre Kosten.
Das war in der Spielzeit 1942/43 übrigens die einzige Heim-Niederlage der Saison. Selbst Borussia Dortmund wurde am Rehbusch besiegt. Auch im Rückspiel in der Kampfbahn Rote Erde zu Dortmund gingen die Roten Husaren als Sieger vom Feld. Am Saisonende stand dann die Vizemeisterschaft zu Buche. Ein Erfolg, den der VfL Altenbögge ein Jahr wiederholte, obwohl Erfolgstrainer Josef Uridil den Verein verlassen hatte.
Immerhin: Dem Serienmeister Schalke 04 luchsten die Altenbögger in dieser Saison im Heimspiel ein achtbares 1:1-Unentschieden ab.
In letzten Kriegsjahren Spielgemeinschaft mit SuS Kaiserau
Der Krieg forderte in der Folge immer mehr seinen Tribut, sodass der VfL in der Spielzeit 1944/45 mangels Personal eine Spielgemeinschaft mit dem SuS Kaiserau einging. Diese Saison musste jedoch schon nach zwei Spieltagen abgebrochen werden.
Nach Ende der schrecklichen Kriegsjahre blieb der ganz große Erfolg beim VfL Altenbögge aus. Zwar gelang dem Klub nach dem zwischenzeitlichen sportlichen Tief in der Saison 1955/56 der Aufstieg in die damals drittklassige Verbandsliga, in der die Brüder Günter und Otto Luttrop ihre Spuren hinterließ. Unter diesen Brüdern schrieb der VfL noch einmal Geschichte, als er Oberligist Westfalen Herne im Pokal in die Verlängerung zwang und sich erst danach mit 3:5 geschlagen geben musste. Über 12.000 Zuschauer wurden damals Zeuge dieses Spektakels im Hammer Jahnstadion.