Das Video, das dieser Redaktion vorliegt und an dessen Echtheit laut Polizeisprecherin Corinna Kutschke keine Zweifel bestehen, dokumentiert den Angriff von Montag (6.11.) auf der Bochumer Straße. Zu sehen ist ein lediglich mit einer Unterhose bekleideter Mann, der blutüberströmt an einer Parkbucht um ein Auto herumläuft – verfolgt von einem Mann, der ihn immer wieder mit einem Messer mit langer Klinge bedroht und damit auch in dessen Richtung schlägt.
Über das Internet und WhatsApp hat sich dieses Video wenige Stunden nach der Tat rasend schnell verbreitet. Aus Pietätsgründen und wegen der Persönlichkeitsrechte der erkennbaren Menschen verzichten wir auf eine Veröffentlichung des Materials. Denn neben Opfer und mutmaßlichem Angreifer ist in dem Clip auch eine augenscheinlich unbeteiligte Person zu erkennen, die sich im Angesicht der brutal-verstörenden Szene in ihr Auto rettet.

Zeuge verhindert womöglich Schlimmeres
Unterdessen haben Polizei und Staatsanwaltschaft, die eine gemeinsame Mordkommission eingerichtet haben, weitere Details zu der Bluttat bekannt gegeben. Die Ermittlungen laufen unter dem Tatvorwurf des versuchten Totschlags. Demnach hatten Zeugen am Montag gegen 15 Uhr gesehen, wie ein Mann auf der Bochumer Straße auf einen 48-jährigen Recklinghäuser, der halbnackt aus dem Haus nach draußen gelaufen war, eingestochen hat. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Behördenangaben um einen 31-Jährigen, er soll ein Nachbar des Opfers sein.
Zeugen alarmierten die Polizei, einer filmte das Geschehen mit seinem Handy, ein weiterer Zeuge – nach Informationen dieser Redaktion mit einem Baseballschläger bewaffnet – ging dazwischen. Wie die Polizei in Recklinghausen mitteilt, hielt er den Tatverdächtigen von weiteren Messerattacken ab, sodass sich das stark blutende Opfer in Sicherheit bringen konnte.
Zustand des Opfers weiterhin kritisch
Polizeibeamte konnten den mutmaßlichen Täter kurz darauf in einer Wohnung an der Bochumer Straße festnehmen. „Dabei haben die Kollegen auch einen Taser eingesetzt“, bestätigt Polizeisprecherin Corinna Kutschke am Dienstag. Im Haus wurde ein Messer aufgefunden, das sichergestellt wurde, weil es sich dabei um die Tatwaffe handeln könnte.
Der 48-Jährige wurde von Rettungskräften nach der Erstversorgung vor Ort in ein Krankenhaus gebracht, wo er sofort notoperiert wurde. Lebensgefahr konnte zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden. „Sein Zustand ist immer noch kritisch“, erklärt die Polizeisprecherin. An eine Vernehmung des Mannes sei aktuell nicht zu denken.
Der Tatverdächtige wurde im Zuge der Festnahme leicht verletzt und musste ebenfalls im Krankenhaus behandelt werden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft sollte der 31-Jährige noch am Dienstag dem Haftrichter am Amtsgericht Recklinghausen vorgeführt werden, um eine Untersuchungshaft zu erwirken.
Zu einem möglichen Motiv für die Messerattacke machen die Behörden „aus ermittlungstaktischen Gründen“ derzeit keine Angaben. Auch ist unklar, ob sich Opfer und mutmaßlicher Täter näher kannten. Dies ist jedoch wahrscheinlich, da sich der Streit mit blutigem Ausgang nach Zeugenaussagen zunächst in einer Wohnung zugetragen haben soll, ehe sich das Geschehen auf die Bochumer Straße verlagert hat.
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