Verkehrschaos in Aplerbeck Leser erzählen, wie sie am Wochenende stundenlang festsaßen

Von Jana Friedrichs
Verkehrschaos Aplerbeck: Hunderte saßen stundenlang auf Parkplatz fest
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Am Wochenende (9. und 10.11.) kam es rund um das Einkaufscenter an der Schleefstraße in Aplerbeck-Ost zum extremen Stau. Der Parkplatz war stundenlang blockiert, für Autofahrer ging es weder vor noch zurück und selbst das Fahren aus der Parklücke war teils nicht möglich. Mit rund 3.000 Stellflächen bietet der Parkplatz eigentlich genügend Platz, doch war er an diesem Wochenende restlos überfüllt.

Der Grund: die Schleefstraße wird aktuell saniert. Dadurch ist nur noch ein Zufahrtsweg zum Einkaufscenter möglich, welche zusätzlich über Baustellenampeln mit sehr kurzen Grünphasen geregelt wird.

Hunderte Leser standen am Wochenende in dem Stau und berichteten uns davon.
Leserin Corla schildert das Ausmaß der Situation: "Hunderte von Autos steckten über mehrere Stunden seit circa 12 Uhr fest, weil wegen einer Baustelle nur eine Fahrtrichtung geöffnet ist."

Viele Autos stehen auf der Schleefstraße in Dortmund im Bereich des Aplerbeck Centers.
Leser haben den stundenlangen Stau rund um das Gelände des Marktkaufes in Aplerbeck fotografiert. © privat

Doch auch die Polizei kann in dieser angespannten Situation offensichtlich nichts tun. "Die Polizei wartete nach eigener Aussage angeblich auf eine Meldung der Stadt. Ein Mitarbeiter der Firma, die die Fahrbahnmarkierungen durchführte, sagte, sie dürften nichts entscheiden."

Viele Autos stehen auf dem Parkplatz des Aplerbeck Centers in Dortmund.
Auf dem Parkplatz geht es weder vor noch zurück. © privat

"Ich verstehe nicht, was dagegen sprach, die Fahrbahn freizugeben.", fragt Corla sich.

"Die Fahrbahn ist intakt, die Ampel war sogar aktiv, das stundenlange Chaos wäre schnell aufzulösen gewesen. Mitarbeiter des Tiefbauamtes, die vor Ort waren, äußerten sich nicht. Ich habe von weitem gehört, die Polizei habe eine Handynummer der Stadt, könnten aber niemanden erreichen und daher konnte nichts entschieden werden."

Autos stehen auf der Schleefstraße in Dortmund im Stau.
Menschen verließen bereits ihre Autos, da sich nichts tat. © privat

"Es ginge wohl darum, dass die frischen Fahrbahnmarkierungen noch nicht trocken wären und beschädigt würden durch das frühere Passieren von Autos.", erzählt Corla weiter.

"Es waren wirklich viele Menschen hier, kleine Kinder, jemand teilte mir mit, er habe einen alten Menschen zu Hause zu versorgen. Kein Wunder, dass die Menschen aggressiv werden."

"Die Menschen wurden ungehalten"

"Tatsächlich war über den ganzen Parkplatz hinweg ein regelrechtes Hupkonzert zu hören, Menschen, die einander anfeindeten und beschimpften. Die Gemüter waren anhand der Situation sehr erhitzt, zudem gab es niemanden, der den Verkehr regelte. Wer Pech hatte, wurde sehr lange von keinem der anderen Autofahrer durchgelassen - das Reißverschlussprinzip versagte wie so oft, da jeder schnellstmöglich wegkommen wollte.", berichtet uns auch Leserin Anna von ihren Erlebnissen.

Auch sie musste bis kurz nach 16 Uhr im Center verweilen, da ein Wegfahren vorher unmöglich war. "Ich habe mir die Zeit in den Geschäften vertrieben und etwas gegessen, Möglichkeiten hat man dort ja zum Glück genug.", erzählt sie weiter.

"Aber ich hatte auch keinen Zeitstress, weil zu Hause niemand auf mich wartete und ich auch keine gefrorenen Einkäufe im Auto hatte. Das wäre sonst sicher etwas anderes gewesen. Ich habe Leute gesehen, die hatten Hunde im Auto. Eine Frau hatte ihre beiden kranken Kinder auf der Rückbank sitzen. Da wird man natürlich schnell ungehalten."

Blick auf die gesperrte Schleefstraße in Dortmund.
"Die Ampeln sind aktiv, 4 Handgriffe und das Verkehrschaos könnte aufgelöst werden", schreib eine Leserin zu diesen Fotos. © privat
Blick auf die gesperrte Schleefstraße in Dortmund.
"Die Ampeln sind aktiv, 4 Handgriffe und das Verkehrschaos könnte aufgelöst werden", schreib eine Leserin zu diesen Fotos. © privat

Fehlende Absprachen waren hier wohl das Problem, und fehlende Vorbereitung auf ein erhöhtes Verkehrsaufkommen am Wochenende. Auch die Warnungen der ansässigen Unternehmen, die Bauarbeiten möglichst nicht am Wochenende durchzuführen, wenn tendenziell die meisten Menschen in die Geschäfte fahren, blieben ungeachtet.

Mitarbeiter des Centers haben zuvor gewarnt

"Leider hat das Bauamt versagt. Das Center-Management, andere Händler und ich haben schon vor Monaten versucht, dem Bauamt zu verdeutlichen, dass es zu einem Chaos kommen wird, wenn die Hauptkreuzung ab November an den Wochenenden gesperrt wird. Gerade die Wochenenden, insbesondere die Samstage ab November, sind traditionell sehr starke Tage – das war schon zu Real-Zeiten so.", erzählt uns ein Geschäftsinhaber, der seine Filiale im Center hat.

"Die Stadt Dortmund hat hier erneut ihre Haltung gezeigt, die Erfahrungen der Händler, die zum Teil schon seit 15 Jahren oder länger vor Ort sind, zu ignorieren. Das führte zu einem unnötigen Verkehrschaos, in dem Kunden teilweise bis zu zwei Stunden im Stau standen, bevor sie die Schleefstraße verlassen konnten. Die Situation eskalierte so weit, dass die Polizei einschreiten und den Verkehr regeln musste.", ärgert er sich.

Blick auf den überfüllten Parkplatz des Aplerbeck Centers in Dortmund.
Von oben, fotografiert aus dem Center heraus, sieht man nochmal deutlicher, wie viele Fahrzeuge auf dem Parkplatz feststeckten. © privat

Auch über die Folgen macht er sich Gedanken: "Das wirft natürlich ein schlechtes Licht auf das Einkaufszentrum, und die Erfahrung, zwei Stunden für die „Ausfahrt“ zu brauchen – auch wenn es nur ein Wochenende betraf – bleibt es den Kunden im Gedächtnis. Dies könnte dazu führen, dass sie sich nach anderen Einkaufsmöglichkeiten umsehen, was für uns alle Händler, nach den letzten zwei Jahren des Umbaus, wirklich negativ ist."

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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 11. November 2024.