Verhängnisvolles Lock-Angebot über TikTok Bottroper im Gerichtssaal festgenommen

Lock-Angebot über TikTok: Bottroper im Gerichtssaal festgenommen
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Es müssen dramatische Szenen gewesen sein: Vor rund anderthalb Jahren soll ein Familienvater aus Bottrop über eine junge Frau aus seiner aserbaidschanischen Heimat hergefallen sein. Seine eigene Ehefrau war zu diesem Zeitpunkt auf der Arbeit. Am Freitag ist der 29-Jährige verurteilt worden.

Die Richter am Essener Landgericht haben sieben Jahre Haft verhängt – wegen zweifacher Vergewaltigung. Der Bottroper ist noch im Gerichtssaal festgenommen worden: Flucht- und Wiederholungsgefahr. Er konnte sich nicht einmal mehr von seiner Ehefrau verabschieden, die mit ihren Kindern auf dem Gerichtsflur wartete.

Kurz vor der Urteilsverkündung waren plötzlich die Wachtmeister im Saal. Sie haben den Bottroper sofort abgeführt.
Kurz vor der Urteilsverkündung waren plötzlich die Wachtmeister im Saal. Sie haben den Bottroper sofort abgeführt. © Jörn Hartwich

Als sie von der Festnahme ihres Mannes erfuhr, brach sie sie sofort in Tränen aus, lief bitterlich weinend hin und her. Damit hatte sie nicht gerechnet. Auch ihr Mann hatte bis zuletzt auf einen Freispruch gehofft.

Die junge Familie lebt schon seit ein einigen Jahren in Deutschland. Der 29-Jährige verdiente sein Geld als Reinigungskraft, war in den sozialen Medien allerdings auch als eine Art Influencer unterwegs. Er teilte auf TikTok Erfahrungen, die er nach seiner Einreise in Deutschland gemacht hat und bot jungen Frauen aus Aserbaidschan Hilfe bei der Jobsuche an.

„Ich brauche eine Freundin“

So war im September 2023 auch eine junge Frau auf ihn aufmerksam geworden, die erst kurz in Deutschland war und Arbeit suchte. Der Angeklagte lud sie zu sich ein, nahm sie sogar in seiner Wohnung auf. Sie durfte mit seiner Frau im Ehebett schlafen, doch das Entgegenkommen hatte laut Urteil seinen Preis.

Kaum war seine Ehefrau außer Haus, nahm der Bottroper der Frau laut Urteil das gesamte Geld ab, stieß sie anschließend mit Gewalt aufs Bett. „Ich brauche eine Freundin, mit meiner Frau verstehe ich mich nicht.“ So soll er sich damals ausgedrückt haben. Ihren Widerstand brach er nach Überzeugung der Richter mit Schlägen und Drohungen.

Hämatome und Bisswunden

Im Prozess hatte der Bottroper die Vorwürfe vehement bestritten. Er sei verführt worden – alles war freiwillig. Das sahen die Richter jedoch anders. Sie bezeichneten die Erklärungen des 29-Jährigen als „völlig abwegig“. Schließlich sei die Frau aus Aserbaidschan zuvor noch nie mit einem anderen Mann intim gewesen.

Die Ärzte hatten damals Hämatome und Bisswunden an ihrem Körper festgestellt. Auch von Alpträumen war vor Gericht die Rede. Die psychologische Behandlung ist noch immer nicht abgeschlossen.

Ehefrau ständig betrogen

Dass der Angeklagte ständig neue Affären hat, hat er den Richtern übrigens selbst erzählt. Ob seine Ehefrau davon wusste, ist nicht bekannt. Mit dem Urteil sind die Richter deutlich über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinausgegangen. Der Anklagevertreter hatte vier Jahre Haft beantragt.