Sprachverein-Chef Krämer zum Umgang mit Extremisten „Verfassungsschutz glaube ich kein Wort mehr“

VDS-Chef Walter Krämer: „Verfassungsschutz glaube ich kein Wort mehr“
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Der Verein Deutsche Sprache (VDS) arbeitet an einer Liste von verfassungsfeindlichen Organisationen, deren Mitgliedschaft nicht mit der im VDS vereinbar ist. Das sagte der Vorsitzende des im Kamener Stadtteil Wasserkurl beheimateten Vereins, Prof. Walter Krämer, im Gespräch mit der Redaktion.

Allerdings ist es aus Krämers Sicht offenbar gar nicht so einfach festzustellen, welche Positionen gegen das Grundgesetz und damit gegen eine VDS-Mitgliedschaft verstoßen. Ein Blick in den Verfassungsschutzbericht allein reicht dem VDS-Chef nicht.

„Dem Verfassungsschutz glaube ich kein Wort mehr“, sagte Krämer. „Zumindest nicht unter dem derzeitigen Leiter.“ Thomas Haldewang sei ein „Erfüllungsgehilfe der Regierung“, so Krämer. Gerichtsentscheidungen hingegen respektiere er.

Hof Kalthoff Wasserkurl
Der Verein Deutsche Sprache hat seinen Sitz auf dem ehemaligen Hof Kalthoff in Kamen, der nun als Sprachhof firmiert. © Stefan Milk

Keine klare Aussage zur AfD

Da dürfte es ihn interessieren, dass das Oberverwaltungsgericht Münster dem Verfassungsschutz vor wenigen Wochen in zweiter Instanz erlaubt hatte, die AfD und ihre Jugendorganisation Junge Alternative als rechtsextremen Verdachtsfall einzustufen. Eine klare Aussage, ob der VDS die AfD auf die Nichtvereinbarkeitsliste setzen werde, war Krämer nicht entlocken. Der Vorstand müsse die Liste beschließen, sagte er.

Den Namen AfD nahm Krämer auch in seinem Rechenschaftsbericht nicht in den Mund, den er am vergangenen Wochenende bei der Bundesdelegiertenversammlung in der Kamener Stadthalle hielt und dessen schriftliche Fassung er der Redaktion zur Verfügung gestellt hat. Ein Thema darin war ein laut Krämer „von einigen uns nicht gerade wohlgesonnenen Medien inszenierter Wirbel um eine angebliche Geheimkonferenz in der Nähe von Potsdam, an der auch ein Vorstandsmitglied unseres Sprachvereines teilgenommen hat“. Gemeint ist Silke Schröder, die im November 2023 mit CDU- und AfD-Mitgliedern und Rechtsextremisten zusammenkam. Sie trat im Januar aus dem VDS aus und kam damit wohl ihrem Ausschluss zuvor.

„Den meisten Mitgliedern ist das egal“

„Dass dieses Vorstandsmitglied nicht mehr im Vorstand ist, liegt zunächst mal daran, dass sie als VDS-Vorstandsmitglied teilgenommen hat“, sagte Krämer bei der Versammlung. „Davon unabhängig wäre natürlich die Teilnahme an einer verfassungswidrigen Veranstaltung ebenfalls schon für sich allein ein Ausschlussgrund. Aber das habe ich hier gar nicht überprüft und ich bin auch im Zweifel, ob dieser Vorwurf zutrifft.“ Allerdings stünden die „dort vertretenen Theorien – soweit mir bekannt – meinem eigenen Weltbild als Wirtschaftsliberaler“ deutlich entgegen.

Den meisten Vereinsmitgliedern sei die Causa Schröder allerdings egal, sagte Krämer in seinem Bericht: Das habe ihn „doch etwas überrascht“. „Ich finde, wir sollten gewissen Medien, die uns schon deswegen für Nazis halten, weil wir das Beiwort ,deutsch‘ im Namen führen, nicht den Gefallen tun, diese Affäre für wichtiger zu nehmen als sie ist.“

Tag der offenen Tür beim Verein Deutsche Sprache (Archivbild)
Im September 2023 veranstaltete der VDS zum ersten Mal einen Tag der offenen Tür auf seinem Hof in Wasserkurl. © Stefan Milk

Den VDS bezeichnete Krämer in seinem Bericht als „eine der wenigen verbliebenen Großorganisationen in unserem schönen Land, in denen sich Menschen ansonsten sehr unterschiedlicher Weltsichten zu einem gemeinsamen Ziel zusammenfinden.“ Der Vorsitzende verglich seinen Verein in dieser Hinsicht mit dem Roten Kreuz oder dem ADAC.

Die Grenze setzten das Grundgesetz und die VDS-Satzung, betonte Krämer im Gespräch: „Die sind uns heilig!“ Die geplante Unvereinbarkeitsliste soll dem Verein offenbar in erster Linie dienen, um Mitglieder ausschließen zu können. Den Beitritt von Extremisten könne der VDS relativ leicht verhindern, sagte Krämer im Gespräch: „Die Satzung erlaubt es dem Vorstand, Anträge auf Mitgliedschaft ohne Begründung abzulehnen.“