Nach außen hin war er der fürsorgliche Familienvater – nett, erfolgreich, glücklich. Doch der 53-Jährige hatte ein dunkles Geheimnis. In rund anderthalb Jahren hat ein Mann aus Recklinghausen Tausende von Kinder- und Jugendpornos aus dem Internet heruntergeladen. Am Montag (3.4.) ist er verurteilt worden. Die Strafe: 15 Monate Haft auf Bewährung.
Die scheinbar heile Welt war im März 2020 mit einem Paukenschlag zusammengebrochen. Fahnder hatten einen Hinweis aus den USA bekommen. Die Razzia hat Familie und Umfeld des Angeklagten tief erschüttert. „Ich war ein glücklicher Mensch, habe alles gut hingekriegt“, so der 53-Jährige im Prozess am Amtsgericht Recklinghausen. „Dann habe ich alles kaputtgemacht.“
Zweite Razzia
Anfangs hatte er noch versucht, die Hausdurchsuchung zu verharmlosen. Er sprach von Filmen, die er als Raubkopie heruntergeladen habe. Und dass möglicherweise auch Kinderpornografie mit dabei sein könnte. Völlig unabsichtlich natürlich. Was überrascht: Trotz der Entdeckung war er damals offenbar noch nicht bereit, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Und so kam es, wie es kommen musste.
Rund ein halbes Jahr später standen die Fahnder ein zweites Mal vor der Tür. Und wieder sollen verbotene Bilder und Videos gefunden worden sein. Darüber wird es möglicherweise einen weiteren Prozess geben. Die Auswertung der Staatsanwaltschaft ist laut Gericht noch nicht abgeschlossen.
Schwerste Missbrauchstaten
„Ich schäme mich fürchterlich“, so der Vater von zwei Kindern im Prozess. Wenn er an die Zeit zurückdenke, könne er sich selbst nicht verstehen. „Man hat so eine Art Tunnelblick“, sagte er den Richtern. „Man sieht das Leid nicht, das dahintersteckt.“ Heute sei ihm sein Verhalten nicht mehr erklärbar. „Ich habe Mist gebaut und muss dafür geradestehen.“
Auch für Richter und Staatsanwältin war der Prozess nicht leicht zu ertragen. Die Anklagevertreterin hat rund 100 Kurzbeschreibungen zu den Videos und Fotos verlesen, die auf den Computern des Angeklagten gefunden wurden. Dabei war von schwersten Missbrauchstaten an kleinen Kindern die Rede.
Fortschritte in der Therapie
Inzwischen will der 53-Jährige den Absprung geschafft haben. Er hat sich freiwillig in Therapie begeben und macht offenbar große Fortschritte. Auch seine Frau, die nach seiner Aussage weiter zu ihm hält, wurde einbezogen. Von einer Kernpädophilie, so hieß es in einem Bericht des Psychologen, könne auf jeden Fall keine Rede sein.
Diese Therapie muss der Angeklagte nun fortsetzen. Außerdem wurde ihm auferlegt, 600 Euro an den Kinderschutzbund Recklinghausen zu zahlen. Damit ist er auch einverstanden. Verteidiger Timo Scharrmann: „Er ist jemand, der an sich arbeiten will.“
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