Nach dem Dauerregen der vergangenen Tage mit Überflutungen kleinerer Flüsse vor allem im Sauerland rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) für diesen Samstag in NRW mit neuen kräftigen Niederschlägen. Eine Unwetterwarnung des DWD gilt für für den Ennepe-Ruhr-Kreis, Kreis Olpe, den Märkischen Kreis, Oberbergischen Kreis, die Stadt Remscheid und die Stadt Wuppertal vorerst bis Sonntagmorgen. Mit dem Regen einher geht in NRW starker bis stürmischer Wind. Der DWD sagte für den Sonntagvormittag bis ins Flachland zum Teil schwere Sturmböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 95 km/h voraus.
NRW warnt vor Hochwasser: „Auf Grund der gesättigten Böden wird es morgen voraussichtlich zu einem teilweise deutlichen (Wieder-)Anstieg der Gewässer in NRW kommen“, hieß es am Freitag in einem Lagebericht des Landesamtes Lanuv. Hochwasser sei vor allem im Einzugsgebiet von Sieg und Ruhr zu erwarten.
Allein im Einzugsgebiet der Ruhr waren laut Ruhrverband seit Monatsanfang durchschnittlich fast 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - so viel wie sonst in einem ganzen Monat. Für Samstag sagte der DWD Dauerregen voraus, der im Bergland erneut Wassermengen zwischen 30 und 40 Liter pro Quadratmeter in zwölf Stunden bringen könne.
14 von 87 Hochwasserpegeln in NRW meldeten am Freitag Mittag noch überwiegend leichte Hochwasserstände, die Wasserstände gingen im Tagesverlauf zurück. Insgesamt sei die Situation „absolut beherrschbar“ und von einem großen Hochwasser wie im Juli 2021 weit entfernt, betonte ein Lanuv-Sprecher. Die Talsperren des Ruhrverbandes seien aktuell bei 79,5 Prozent des „Vollstaus“, könnten also noch viel Wasser aufnehmen, teilte der Ruhrverband mit. Die Belastung der Talsperren liege im langjährigen Mittel. „Wir haben ein jahreszeitliches Hochwasser“, sagte eine Sprecherin.
Hochwasser im Märkischen Kreis: Lage am Donnerstag angespannt
Starke Regenfällen hatten in der Nacht zu Freitag im Nordwesten des Sauerlands in Nordrhein-Westfalen zu zahlreichen Einsätzen von Feuerwehr und Rettungsdienst geführt. In den frühen Nachtstunden habe es im Märkischen Kreis 480 Einsätze gegeben, sagte ein Sprecher der Kreisleitstelle am frühen Freitagmorgen. Die Feuerwehr habe etwa vollgelaufene Keller auspumpen müssen. Verletzte gab es nach ersten Erkenntnissen nicht.
In Halver, insbesondere im Ortsteil Oberbrügge, im Märkischen Kreis spitze sich die Lage am Donnerstagabend kurzzeitig zu. Die Volme war über die Ufer getreten und hatte für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt. Anwohner wurden über Lautsprecher-Durchsagen und per Warn-App und Sirene über das Hochwasser informiert. Mehrere Keller wurden überflutet. Die Feuerwehr war mit Hochleistungspumpen vor Ort.
Stürmisches Wetter auch am Sonntag
In der Nacht zum Sonntag lässt der Regen laut DWD zunächst etwas nach. Die Temperaturen fallen bis in den einstelligen Bereich. Für den Sonntag rechnet der DWD nach einem stürmischen Vormittag mit einer leichten Abnahme des Windes am Nachmittag. In der Nacht zum Montag nehmen die Niederschläge wieder zu, die ab 300 bis 400 Metern in Schnee übergehen. Bei Temperaturen zwischen zwei und vier Grad und im Bergland bis minus zwei Grad besteht Glättegefahr.


Meldung über Evakuierungen
Kurzzeitig wurde auch von einer möglichen Evakuierung gesprochen, die Meldung entpuppte sich aber später als voreilig. Wohnungen mussten nicht geräumt werden.
Anwohner wurden jedoch gebeten, die unteren Bereiche der Häuser zu meiden und Elektrogeräte dort vom Strom zu trennen. Wer wollte, konnte in einer eingerichteten Sammelstelle im Bürgerhaus Schutz suchen. Dort hatten Helfer des DRK eine Notunterkunft eingerichtet. Zwischenzeitlich hätten dort etwa 30 Menschen Zuflucht gesucht. Das sei aber eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen.
Die Feuerwehr war mit rund 100 Einsatzkräften in der Nacht im Einsatz. Im Vorfeld wurden rund 1000 Sandsäcke am Ufer verteilt, um eine Überflutung zu begrenzen. Wie die Feuerwehr auf Facebook mitteilte, hatte nach Mitternacht der Wasserstand der Volme einen vorübergehenden Höchststand von 206,4 Zentimeter erreicht. Dann sank der Pegel glücklicherweise und die Lage entspannte sich.

Straßen in Altena und Kierspe wegen Hochwasser gesperrt
In zwei anderen Städten im Märkischen Kreis mussten wegen des Hochwassers am Abend Straßen gesperrt werden. In Altena mussten wegen des steigenden Lenne-Pegels die Lenneuferstraße und die Linscheidstraße geräumt werden, wie die Polizei per Twitter mitteilte. „Bitte alle parkenden Fahrzeuge sofort wegfahren!“, hieß es. In Kierspe wurden die Kreisstraße K3 in Mühlenschmidthausen und die Padbergstraße in Höhe Eltinghausen gesperrt. Beide befinden sich an der Kerspe.

Hochwasser in Solingen - Lage stabil
Auch in Solingen gab es in der Nacht Hochwasseralarm. Die Lage an der Wupper hatte sich am Morgen wieder stabilisiert. Es sei zu keinen akuten Einsatzstellen mehr für die Feuerwehr gekommen, sagte ein Sprecher am Freitagmorgen. Die Lage sei soweit stabil und die Pegelstände engmaschig in Kontrolle. „Es geht auf jeden Fall noch nicht in die schlechtere Richtung“. Der Pegel der Wupper sei demnach sogar langsam rückläufig - „wobei eher stabil“, so der Sprecher.
Seinen Angaben zufolge war in der Nacht lediglich ein Wehr mit Treibgut vollgelaufen, das durch die Einsatzkräfte der Feuerwehr wieder freigeräumt wurde. Akute Einsatzstellen oder größere offene Einsätze gab es demnach nicht.
Wie der Wupperverband auf seinem Hochwasserportal mitteilte, erreichte das Wasser gegen 1.05 Uhr am Freitagmorgen seinen höchsten Stand von etwa 330 Zentimetern. Dieser war laut dem Portal in den darauffolgenden viereinhalb Stunden aber wieder um circa 20 Zentimeter gesunken.
Stadt Hagen warnte vor Hochwasser
Aufgrund der Niederschläge am Donnerstag und des angekündigten Starkregens in der Nacht zu Freitag hatte sich auch die Stadt Hagen auf eine Hochwasserlage vorbereitet. Die Stadt rechnete mit Überflutungen. Eine Vorwarnung hatte die Stadt am Donnerstag bei Facebook gepostet.
Darin schrieb sie, dass von einer Wahrscheinlichkeit von 91 Prozent von einem fünf- bis zehnjährigen Hochwasser (HQ5). auszugehen sei. Dies bedeutet, dass das Wasser so hochsteigt, wie es sonst nur alle fünf bis zehn Jahre vorkommt. Bei dem verheerenden, folgenschweren Hochwasser im Sommer 2021 handelte es sich um ein mehr als 100-jähriges Hochwasser (HQ100).
Betroffen waren einzelne Bereiche der Volme und die Stadtteile Delstern, Ambrock, Dahl, Priorei, Rummenohl und Haspe. Anwohnerinnen und Anwohner der betroffenen Bereiche sollten Vorkehrungen treffen, um zu verhindern, dass Wasser in ihre Gebäude eintreten kann. Lose Gegenstände sollten gesichert, überflutete Bereiche nicht betreten werden, so die Stadt.
Erneut Starkregen und Sturm erwartet
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagte am Freitagmorgen windiges und stürmisches Wetter für Nordrhein-Westfalen voraus. „Insbesondere im Weststau der zentralen Mittelgebirge mit Regenmengen zwischen 30 und 40 Litern pro Quadratmeter in 24 Stunden“. Vereinzelt seien auch kurze Gewitter mit Sturmböen möglich. Mit weiteren Schauern rechnet der DWD auch in der Nacht zu Samstag, bevor es tagsüber dann wieder zu teils kräftigem und länger anhaltendem Regen kommt.
mit dpa/karie/seh/capa
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