„Unsere kleine Geldmaschine“ Paar soll Kinder (8, 15) für Pornofilme missbraucht haben

Missbrauchsprozess gestartet: Falscher Dozent streitet fast alles ab
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Ein vorbestrafter Hochstapler (43) und seine Partnerin (41) müssen sich vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Die Anklagevorwürfe skizzieren einen Kindesmissbrauchs-Skandal schlimmster Prägung.

Den Weg zu einer Anklagebank hat der 43-Jährige in seinem Leben bereits mehrfach zurückgelegt. Zweimal wurde er als „falscher Notarzt“ verurteilt, zuletzt 2016, verbüßte dafür fast sechs Jahre Haft.

Als er am Mittwoch (5.2.) den Saal A0.10 am Bochumer Landgericht betritt, wirkt er gelöst, begrüßt freundlich seine Anwälte und lächelt in die Runde.

Dass er sich nur kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis ab 2022 erneut mit gefälschten Urkunden einen Job als Notarzt bei einem Schlammfestival erschwindelt hat, gibt der Bochumer sofort zu. „War so“, sagt er kurz und knapp zu dem Vorwurf, bis April 2023 als Honorardozent bei einer Pflegeschule in Recklinghausen gearbeitet zu haben.

Auch ähnlich dreist von ihm an Land gezogene Pflegeausbildungs-Jobs in Essen und Wuppertal nickt er fast schon cool ab: „Passt alles.“

Die mitangeklagte Partnerin (Mitte) des "falschen Dozenten" neben ihren Anwälten.
Die mitangeklagte Partnerin (Mitte) des "falschen Dozenten" neben ihren Anwälten. © Werner von Braunschweig

Als es um die Hauptvorwürfe – schweren sexuellen Missbrauch von Kindern, Verbrechensverabredung, Herstellung von Kinderpornofilmen – geht, zeigt der Angeklagte sich dann von seiner anderen Seite.

Im typischen Stil eines Hochstaplers beginnt er praktisch unaufhörlich zu reden, weicht ab, schildert Randereignisse, muss von Richter Nils Feldhaus deshalb nicht nur einmal ermahnt werden, konkret zu werden.

Die meisten der gegen ihn erhobenen Missbrauchsvorwürfe streitet er ab. Sexuelle Handlungen an einer Achtjährigen vor der Kamera? „Hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben.“ Tabletten, Drogen oder andere Geschenke als Belohnung? „Hat von mir kein Kind bekommen.“

Auch habe er nie Geld mit Pornofilmen oder -fotos der drei Kinder der Mitangeklagten (1,8 und 15) verdienen wollen.

Die Staatsanwaltschaft indes ist überzeugt, dass der 43-Jährige die Kinder der Mitangeklagten (8,15) und eine weitere 15-Jährige„nach Belieben“ missbraucht, dabei gefilmt und zuvor teilweise auch betäubt hat.

„Du kannst mit allen Kindern alles machen“, soll die Mitangeklagte ihm via Chat erlaubt haben. Empathielos soll die 41-Jährige die Vorstellung, Pornofilme vom Missbrauch an ihrer achtjährigen Tochter zu Geld zu machen, so kommentiert haben: „Dann ist die wenigstens für irgendwas zu gebrauchen.“ Der Angeklagte wiederum soll dasselbe Mädchen „unsere kleine Geldmaschine“ genannt haben.

Zuhörer weinen vor Entsetzen

Im Prozess soll nun auch die Frage der Sicherungsverwahrung geprüft werden.

Während der fast 50 Minuten dauernden Verlesung der Anklageschrift verlassen Zuhörer weinend den Gerichtssaal, schütteln immer wieder fassungslos die Köpfe. Ein Urteil fällt wohl erst Ende Mai.