Da staunte in den vergangenen Wochen der ein oder andere Zuschauer und Spieler schon nicht schlecht, als urplötzlich der Bürgermeister der Stadt Unna den Fußballplatz betrat und das Spiel anpfiff. Dirk Wigant ist nicht nur Unnas erster Bürger, sondern auch leidenschaftlicher Schiedsrichter - und das schon seit vielen Jahren. Zu den ersten Einsätzen nach der Corona-Pandemie und vor allem nach seiner Wahl 2020 kam es aber erst jetzt wieder.
„Ich habe lange schon nicht mehr gepfiffen. Mein Amt und vor allem aber die Corona-Pandemie haben da nicht immer mitgespielt“, erklärt der 55-Jährige. Angefangen hat Wigant beim damaligen TuS Alteheide. „Nach meiner Zeit bei den Altherren wollte ich weiter im Fußball aktiv sein und wechselte zu den Schiedsrichtern. Vor allem wollte ich dem Verein helfen, um das Schiedsrichter-Kontingent zu erfüllen.“ Als sich abzeichnete, dass beim TuS Alteheide kein Fußball mehr gespielt wird, schloss sich Dirk Wigant als Unparteiischer dem großen Nachbarn Königsborner SV an.
Nun nach der Wahl zum Bürgermeister und nach der Pandemie ist Wigant auch wieder mit der Schiedsrichterei eingestiegen: „Ich habe die Leistungstests erfüllt und unserem Obmann Jan Maßmann gesagt, dass ich zur Rückserie wieder dabei bin.“ Ursprünglich vorgesehen war der Unnaer Verwaltungschef somit für das A-Kreisliga-Spiel des BSV Heeren gegen den FC TuRa Bergkamen (12. Februar). „Kurz zuvor aber hatte ich einen Radunfall, da musste ich leider wieder absagen“, erklärt Wigant.
Die ersten beiden Einsätze feierte der Bürgermeister aus Unna, der bis Kreisliga A und Frauen-Bezirksliga Spiele leiten darf, somit jüngst in der Kreisliga B, als der BSV Heeren II auf den SuS Lünern traf (0:4) und der Holzwickeder SC III dem TuS Hemmerde unterlag (1:3). Intensiv kommentieren möchten die Trainer die Schiedsrichterleistung nicht. Lünerns Uwe Hawes meine mit einem Schmunzeln: „Hinterher bekomme ich noch einen neuen Grundsteuerbescheid von der Stadt Unna.“

Auch Bürgermeister Wigant nimmt es mit Humor. „Ich glaube noch nicht einmal, dass jeder Spieler weiß, wer ich bin. Oder der ein oder andere hat es mal gelesen, aber die Spieler sind deshalb nicht netter. Das ändert aber so oder so nichts an dem Respekt, den man sich auf dem Platz entgegenbringt“, so der Schiedsrichter. Sagen die Spieler Du oder Sie? Wigant: „Ich spreche mit ihnen so, wie sie mich ansprechen. Meist sagen die Kicker Sie - aber eher wegen meines Alters.“
Immerhin habe man es als Schiedsrichter doch auch selbst in der Hand, wie ein Spiel verlaufe. „Auch im Wissen, dass wir nicht immer die beliebtesten Teilnehmer auf dem Platz sind, gehen wir doch immer respektvoll mit jedem um. Und nur das wollen auch wir Schiedsrichter. Gerade in der Kreisliga gibt´s ganz schnell Meckereien und der erste wirft sich gleich auf den Boden. Das muss nicht sein.“
Dicht gestrickter Terminkalender als Bürgermeister
Ob Dirk Wigant nicht Gefahr laufe, durch Verwarnungen oder Roten Karten auch den ein oder anderen Wähler in Unna zu verlieren? „Nein“, sagt er unmissverständlich. „Die Spieler machen das doch nicht von der Leistung eines Schiedsrichters abhängig. Dann müsste ich gleich sagen, dass ich keine Spiele mit Unnaer Beteiligung mehr pfeife. Nein, das mache ich nicht.“ Und: Vor dem Sportgericht seien seine Spiele noch nie gelandet.
Und so wird Bürgermeister Dirk Wigant trotz des teils dicht gestrickten Terminkalenders auch an Wochenenden weiter zur Pfeife greifen. „Sport ist ein Ausgleich für mich, mal walke ich oder jogge. Als Schiedsrichter bin ich ebenso aktiv und blocke mir gerne mal ein 13- oder 15 Uhr-Spiel. Auch Juniorenpartien leite ich, aber: Da muss man teils mehr auf die Eltern aufpassen.“
Ein Einsatz bei den oftmals brisanten und heißspornig geführten Hallen-Stadtmeisterschaften in der Kreisstadt Unna komme für Dirk Wigant aber nicht infrage. Es gibt einen nüchternen Grund: „Wenn es die Titelkämpfe auf dem Feld an der frischen Luft gibt, gerne - aber in der Halle pfeife ich nicht gerne. Da geht zudem ein ganzer Tag drauf und das Regelwerk ändert sich auch noch ständig.“
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