Tödlicher Unfall überschattet Ironman-Sieg in Hamburg Marit Bergmann: „Wussten von nichts“

Unnaerin Marit Bergmann gewinnt Ironman Hamburg: „Ich habe meinen Traum verwirklicht“
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9:11:31 Stunden leuchten auf der Anzeigentafel auf, als Marit Bergmann als erste Frau am Sonntagnachmittag nach 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern Laufen die Ziellinie übertritt. „Ich habe mir erhofft, dass ich es aufs Podium schaffe. Aber ich würde auch lügen, wenn ich sage, dass ich nicht vom Sieg geträumt hätte. Mit dem Sieg habe ich nicht nur meine Leistung bestätigt, sondern auch meinen Traum verwirklicht“, gibt Siegerin Marit Bergmann aus Unna überglücklich zu.

An diesem Tag erreichte die 31-Jährige das Ziel eine halbe Stunde eher als noch beim Ironman in Maastricht und 10 Minuten eher als die Zweitplatzierte. Somit erzielte sie eine neue Bestzeit. „Die Strecke in Hamburg war deutlich flacher, die Vorbereitung lief gut. Im Januar, also ein halbes Jahr vorher, habe ich mein Training nach einer Winterpause wieder hochgefahren und zuletzt bis zu 20 Stunden wöchentlich trainiert“, berichtet Bergmann, die für das Hartman Triathlon Team des TVG Kaiseraus im Einsatz ist.

Marit Bergmann auf dem Rad.
Marit Bergmann auf dem Rad. © Privat

Und trotzdem war das Rennen hart: Nach dem Schwimmen kämpfte Bergmann mit Magenschmerzen und Krämpfen, die sich durch das ganze Rennen zogen. Verpflegung konnte sie nicht in sich behalten und bestritt den Marathon und die letzten 90 Kilometer auf dem Rad ohne jegliche Nahrungsmittel. „Mein Papa hat mich dann durch Motivation und Anfeuern ins Ziel getragen“, beschreibt Siegerin Bergmann ihren Zustand.

Nicht nur Magenschmerzen quälten sie während des Ironmans, sondern auch der tödliche Unfall ließ Bergmann nicht unberührt. Der Unfall, bei dem ein Motorradfahrer mit einem Amateur-Triathlet auf dem Fahrrad kollidierte, ereignete sich direkt vor ihr am Deich. „Ich habe alles gesehen und gehört. Die Ersthelfer haben super reagiert. Wir mussten kurz warten, stehen bleiben und dann über den Deich ausweichen. Beim Fahrradfahren kreisten die Gedanken um den Unfall, beim Laufen habe ich versucht, es zu verdrängen und mich auf mich zu konzentrieren“, sagt Bergmann.

Triathleten fahren auf dem Rad an der Unglückstelle auf dem Gaueter Hauptdeich vorbei.
Triathleten fahren auf dem Rad an der Unglückstelle auf dem Gaueter Hauptdeich vorbei. © dpa

Während die Stimmung an der Strecke toll war und die Leistung der Athleten im Vordergrund stand, beschreibt Bergmann sie im Ziel und bei der Siegerehrung als „sehr getrübt“. „Uns sagte man, dass man alles unter Kontrolle habe. Wir wussten nichts von dem Ausmaß, dass einer verstorben ist. Das habe ich erst viel später im Ziel erfahren. Wenn ich das eher gewusst hätte, hätte ich wahrscheinlich anders reagiert“, erzählt Bergmann rückblickend und sprach den Verbliebenen ihr Beileid aus.

Gewann den Ironman Hamburg: Marit Bergmann aus Unna, die für das Hartman Tri Team des TVG Kaiserau startet.
Gewann den Ironman Hamburg: Marit Bergmann aus Unna, die für das Hartman Tri Team des TVG Kaiserau startet. © Privat

Der Ironman European Championship in Hamburg ist eines der drei größten Rennen in Deutschland. Es ist die weltweit größte Wechselzone und somit jedes Jahr stark international vertreten. Jedes Jahr gehen Profi-Athleten an den Start. In diesem Jahr allerdings nur im Herren-Feld.

Auch Bergmann strebt eine Profi-Karriere an. Für sie stehen im Sommer noch einige regionale Wettkämpfe an, bevor es im Oktober nach Hawaii geht. „Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, als ich mich für Hawaii qualifiziert habe. Unter die Top 5 zu kommen, wäre schön“, verrät Bergmann.