Von der Eissporthalle ist schon seit Juni dieses Jahres nichts mehr zu sehen. Der Abriss der Halle stand schon lange fest, die Heimat vieler Vereine verwandelte sich vorläufig in eine bienenfreundliche Blumenwiese, bis womöglich unter anderem die Feuerwehr das Gelände nutzen wird. Der Curling Club Unna (CCU) – ebenfalls „obdachlos“ seit dem Abriss – erhebt gegenüber der Stadt Unna schwere Vorwürfe. In einer Pressemitteilung stellt der Verein der Politik in Unna ein „absolutes Armutszeugnis“ aus, wenn es um das Thema Eissporthalle geht.
Der Vorstandsvorsitzende des CCU, Udo Fischer, bedauert die Situation noch immer, blickt aber auch nach vorne – und möchte seinen Verein neu erfinden. So hat er vor, in Unna mit seinem Klub nicht mehr nur Curling auszuüben, sondern einen Sport zu praktizieren, der auch ohne Eisfläche funktioniert: Bowls.
Deutschlandweit werde der Sport bisher nur an der Ostseeküste am Timmendorfer Strand im Verein gespielt, in manch anderen Ländern gebe es bereits ein professionelles Ligasystem.
Stadt Unna kann keine Fläche bieten
Fischer und seine Vereinskollegen sind durch Reisen nach Schottland auf den Sport gestoßen. Neben den Curling-Bahnen sei dort auch immer eine Bowls-Bahn gewesen, berichtet Fischer. Die beiden Sportarten ähneln sich sehr. „Man wirft dabei Kugeln, die dann praktisch eine Kurve laufen“, erklärt Fischer. Genauso wie beim Curling – nur zwei Unterschiede gibt es. Einerseits können die „Steine“ beim Bowls anders als beim Curling nach dem Wurf nicht mehr beeinflusst werden, das geläufige „Wischen“ fällt also weg. Andererseits findet Bowls auf Hallenboden oder Rasen statt - und eben nicht auf Eis.
Für die Umsetzung werde eine Fläche von 40 Metern (Outdoor) oder 15 Metern (Indoor) benötigt. Von der Idee begeistert, schrieb Fischer Unnas Bürgermeister Dirk Wigant an, um eine Fläche zu bekommen. Vergebens.

Vom Sportservice habe Fischer Post bekommen, in der er darüber informiert worden sei, dass die Stadt „in keinster Form“ eine Fläche anbieten könne. „Es gebe weder in Unna draußen noch drinnen eine Möglichkeit. Dabei könnte es in jedem Restaurant stattfinden“, echauffiert sich Fischer über die Antwort mit Blick auf die lediglich benötigte Distanz von 15 Metern.
Auf Anfrage unserer Redaktion bei der Stadt Unna müsse die Nutzung der Sportart Bowls „im Einzelfall geprüft werden“. Zudem wurde in der Antwort betont, dass die Kunstrasenplätze („zu 100 Prozent“) und die Sporthallen („nahezu komplett“) in Unna ausgelastet seien. Grundsätzlich sei die Stadt jedoch bereit, zwischen den Vereinen, die Schirmherren der Fußballplätze sind, und dem Curling-Club Unna zu vermitteln.
Fischer sieht in Bowls Potenzial
Mittlerweile hat sich Fischer bereits anderweitig umgehört und unter anderem bei der Stadt Dortmund nachgefragt. „Aber da wurde von vornherein gesagt: ‚Das können wir hier nicht anbieten’.“ Fischer erkennt darin in gewisser Weise eine Diskriminierung des in Deutschland bis dato noch unbekannten Sports.
Der CCU-Vorsitzende erkennt aber auf lange Sicht viel Potenzial im Kugelsport und möchte es gerne beweisen. „Wir wären zufrieden, wenn wir das nur im Kleinen ausüben können. Ich kann mir vorstellen, dass wenn wir einmal diesen Sport ausüben, dass er populärer wird und andere ebenfalls auf die Idee kommen, Bowls zu spielen.“ Wenn in Unna keine passende Fläche gefunden wird, gewinnt der Sport zumindest definitiv keine Aufmerksamkeit.
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